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Rallye-WM: Deutschland

„Ich denke jetzt nur noch Schritt für Schritt“

Interwetten-Pilot Franz Wittmann spricht über die kommenden Einsätze in Trier und Zlin und verrät, wie er seine Formkrise überwinden möchte.

Michael Noir Trawniczek

5. Juni, fünfte Sonderprüfung zur fünften Saisonrallye der IRC auf Sardinien: Der Peugeot 207 S2000 von Franz Wittmann und Klaus Wicha fliegt bei hoher Geschwindigkeit von der Strecke – nach einer Rolle kommt der schwer beschädigte Wagen zum Erliegen. Für Wittmann ist es der dritte Ausfall hintereinander – in weiterer Folge ist es still um ihn, die Azoren- und die Ypern-Rallye werden storniert, Madeira lässt der Niederösterreicher plangemäß aus.

Der 26-jährige, der im Vorjahr im herkömmlichen Mitsubishi inmitten der S2000-Phalanx immer wieder punkten konnte, dessen kämpferische Einsätze auch von den IRC-Verantwortlichen auf deren Website gewürdigt wurden, ging mit hohen Erwartungen in seine erste Saison im Super 2000-Peugeot – doch die jüngste Ausfallserie hat Wittmann zugesetzt. Dazu gesellten sich die in solchen Fällen üblichen Gerüchte, von der kurzfristigen Rückkehr in die ÖM bis hin zum vorzeitigen Saisonende.

“Test war gut“

Die Zeit des Grübelns fand nun jedoch ihr Ende: Das Interwetten-Duo wird beim bevorstehenden WM-Lauf in Deutschland antreten, als Vorbereitung auf das große IRC-Comeback im Rahmen der Barum-Rallye rund um die tschechische Kleinstadt Zlin, welches nur eine Woche später auf dem Programm steht. Vor diesen unmittelbar hintereinander liegenden Einsätzen auf Asphalt konnte Wittmann auch einen Test in Deutschland absolvieren.

Erfreut berichtet er im Gespräch mit motorline.cc: „Der Test war gut – er hat mir das Vertrauen ins Auto zurückgegeben. Er hat mir wirklich dabei geholfen, wieder rein zu kommen, das Gefühl für das Fahren wieder zu erlangen und auch die Sicherheit wieder zu erlangen, die mir nach drei Unfällen in Folge einfach gefehlt hat.“

“Umstellungsprozess dauert“

Diese drei Unfälle waren letztendlich die Folgewirkung der schwierigen Umstellung vom Grupppe N-Mitsubishi auf den Super 2000-Boliden, für Wittmann zwei völlig verschiedene Welten. Wittmann tut sich schwer dabei, diesen Unterschied mit ein paar Sätzen zu beschreiben – denn die Eigenheiten eines S2000 seien vielschichtig. Wittmann grübelt: „Wie soll man das erklären? Der S2000 ist extrem anfällig auf abrupte Balance-Änderungen – viel anfälliger, als jedes Auto, das ich zuvor gefahren bin. Wenn du zu früh bremst, bekommst du Untersteuern. Wenn du zu spät bremst, bekommst du Übersteuern. In dem Moment, in dem die Gewichtsverlagerung am Kurveneingang stattfindet, muss die Balance perfekt stimmen, es muss der richtige Gewichtsanteil auf der Vorderachse lasten.“

Es handle sich hier um jene Feinheiten, die man nur über Testkilometer finden könne – doch Testfahrten im S2000 sind teuer und daher Mangelware. Und: „Ich kann nach einem solchen Test auch nicht gleich sagen, dass ich nun das Auto schneller als jeder andere fahren kann. Weil das einfach ein Prozess ist, der lange dauert.“

So betrachtet das Interwetten Racing-Team die Teilnahme an der Deutschland-Rallye als einen „Test unter Wettbewerbsbedingungen“ – die Rallye rund um Trier, seine zweite WM-Rallye nach 2004, diene einzig und alleine der Vorbereitung auf das IRC-Comeback, betont Wittmann. WM-Punkte (in der SWRC) seien nicht das Ziel – zumal er ohnehin nicht in die WM eingeschrieben ist und somit keine Berechtigung auf Punkte habe.

“Relativ wenig Druck“

Die hohe Startnummer 61 sei „auf jeden Fall ein Nachteil“, gibt Wittmann offen zu. Zunächst habe es geheißen, dass ein Ford R2 direkt vor dem Interwetten-Duo starten werde – so könne man sogar Überholmanöver erwarten, sagt Wittmann mit einem Augenzwinkern.

Um hinzuzufügen: „Solche Gedanken sind bei dieser Rallye nicht so wichtig, die Deutschland-Rallye ist einfach nur ein großer Test. Wir wollen unser Programm problemlos abspulen – wenn alles funktioniert, würde ich sagen, dass wir uns im S2000-Feld nicht unbedingt verstecken müssen – aber sich mit bestimmten Piloten zu messen, wäre hier absolut fehl am Platz.“

Das Ziel sei, sowohl am kommenden Wochenende als auch am darauf folgenden, eine Zielankunft. Druck würde er „relativ wenig“ verspüren, sagt Wittmann. „Dafür bin ich Interwetten sehr dankbar, dass sie trotz der Flaute am Saisonbeginn zu uns gehalten haben. Dass sie gesagt haben: ‚Hey, schau dass du runterkommst, dass du wieder rein findest, nimm den Druck weg, fahr die beiden Rallyes, schau wie es dir dabei geht.’ Diese Stütze hilft irrsinnig.“

“Platzierung nicht relevant“

Platzierungen seien daher nicht relevant: „Bei der Deutschland-Rallye sowieso – und bei der Barum-Rallye, mit derzeit 30 genannten S2000-Teams, davon 20 wirklich gute Leute, nationale und internationale Champions, wird es einfach schwierig sein, ein gutes Ergebnis einzufahren. Auch wenn mir die Rallye liegt. Ich will nicht tiefstapeln, aber wir müssen realistisch bleiben.“

Die Rallye in Deutschland kenne er nur aus dem Fernsehen, erzählt Wittmann. „Aber nach den Erfahrungen beim Test freue ich mich am meisten auf die Panzerplatte. Da scheiden sich ja die Geister: Auf der einen Seite die tollste Prüfung, mit 48 Kilometern auch extrem lang – nur kannst du dort sehr leicht einen Reifenschaden haben. So kann diese traumhaft schöne Prüfung auch zu einem Albtraum werden.“

Fortsetzung 2011?

Für die zweite Saisonhälfte wurden die Prioritäten neu gesetzt und ein neuer Einsatzplan erstellt – neben dem „Doppelpack“ Deutschland und Barum-Rallye kommen noch die IRC-Läufe in Sanremo und Zypern hinzu. In einer offiziellen Presseaussendung erklärte Interwetten-Chef Wolfgang Fabian, die neue Terminplanung sei „mit der Aussicht auf eine mögliche nächstjährige IRC-Saison durchaus vernünftig und finanziell leistbar“. Kann man diese Aussage als eine „frohe Botschaft“ verstehen, im Hinblick auf eine Fortsetzung des Projekts IRC im Jahr 2011?

Franz Wittmann sagt dazu: „Für mich ist das Ziel selbstverständlich, dass ich 2011 erfolgreich in der IRC fahre – doch es ist für mich genau wie bei der Deutschland- und der Barum-Rallye: Ich nehme es Schritt für Schritt. Erst Deutschland, dann Barum, dann Sanremo und so weiter. An 2011 denke ich also nur bedingt, ich lebe im Jahr 2010 und ich muss jetzt mein Bestes geben. Und wenn mir das gelingt, dann hoffe ich, dass es eine Chance gibt für 2011.“

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