
Rallye-WM: Deutschland | 17.08.2010
Mit Finnland-Schwung auf die Panzerplatte
Ford will bei der Deutschland-Rallye auf der Welle des Finnland-Erfolges weiterschwimmen, Mikko Hirvonen und Jari-Matti Latvala haben aber Respekt.
In unverändert hohem Tempo durch die Rallye-WM: Nach dem erfolgreichen Abschneiden beim Hochgeschwindigkeitsfestival in Finnland will Ford auch auf den schnellen Pisten der Deutschland-Rallye reüssieren. Die Asphalt-Veranstaltung rund um Trier feiert nach einem Jahr Pause ihr Comeback im Saisonkalender.
Die Werksfahrer Mikko Hirvonen/Jarmo Lehtinen und ihre Teamkollegen Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila freuen sich auf die anspruchsvollen Wertungsprüfungen der neunten von 13 Runden zur diesjährigen Rallye-Weltmeisterschaft, wissen aber auch um die Herausforderungen, die die wechselnden Streckencharakteristika und die mitunter wechselhaften Wetterbedingungen bereithalten können.
Im Prinzip stellt die Rallye Deutschland ein "best of" dreier völlig unterschiedlicher Veranstaltungen dar. Während es am Freitag und am Sonntag vornehmlich durch die Mosel-Weinberge mit ihren engen, kurvenreichen Wirtschaftswegen geht, stehen am Samstag im nördlichen Saarland die ultraschnellen breiten Landstraßen mit ihren geschwungenen Kurvenkombinationen auf dem Programm.
Und schließlich wartet der Truppenübungsplatz Baumholder, von dem Fans und Fahrer gleichermaßen ehrfürchtig nur als "Panzerplatte" sprechen: Hier müssen die Piloten nicht nur mit den Tücken der reifenverschleißenden Betonpisten fertig werden, sondern immer auch die sogenannten "Hinkelsteine" im Blick haben – massive Beton-Panzersperren, die jeden Fahrfehler unbarmherzig bestrafen.
"Mich verbindet eine Art Hassliebe mit der Deutschland-Rallye", gesteht Hirvonen, der bei sechs Starts mit dem dritten Platz 2007 sein bislang bestes Ergebnis einfuhr. "Im Trockenen sind die Strecken wirklich gut zu fahren, aber bei Nässe verwandelt sie sich mit all dem Matsch und den Pfützen in eine einzige Rutschbahn. Trotz des für mich enttäuschenden Ergebnisses in Finnland war ich von unserem Tempo begeistert. Wir haben uns weiter verbessert, und ich bin gespannt, was in Deutschland möglich ist. Ich will auf jeden Fall um die Podestplätze kämpfen."
Auch Jari-Matti Latvala nimmt die Deutschland-Rallye am kommenden Wochenende zum siebenten Mal in Angriff. "Durch die stetig wechselnden Griplevel fällt es mir immer schwer, Vertrauen aufzubauen. Deshalb hatte ich in der Vergangenheit so meine Probleme bei diesem Lauf", blickt der Drittplatzierte der WM-Wertung zurück.
"Ich glaube, ich kann dieses Mal von meinen Erfahrungen profitieren, die ich vergangenen Mai beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gesammelt habe. Ich weiß jetzt, dass ich mit mehr Tempo aus einer Kurve herauskomme, wenn ich später einlenke, und habe meinen Fahrstil auf Asphalt dementsprechend angepasst. Zudem gibt mir mein Sieg in Finnland zusätzliches Selbstvertrauen. Ich peile eine Top-Fünf-Platzierung an."
Khalid Al Qassimi/Michael Orr starten im dritten Ford Focus RS WRC des Werksteams zu ihrer dritten Deutschland-Rallye. Fünf weitere der nominell 300 PS starken Turbo-Allradler mit dem blauen Oval werden am Donnerstagabend über die Rampe im Schatten der Porta Nigra rollen.
Für Stobart greifen Matthew Wilson/Scott Martin und François Delecour/Denis Giraudet ins Lenkrad. Ken Block/Alex Gelsomino geben ein weiteres Gastspiel in der Rallye-WM. Hinzu kommen Bernhard Ten Brinke/Eddy Chevaillier und Erik von Loon/Harmen Scholtalbers mit zwei privat eingesetzten Ford Focus RS WRC.
Die Deutschland-Rallye ist gleichzeitig auch die siebente Runde der 2010 erstmals ausgeschriebenen Weltmeisterschaft für Super-2000-Fahrzeuge (S-WRC), für die acht Fiesta-S2000-Besatzungen rund um Trier auf Punktejagd gehen werden. Weitere sechs Fiesta R2 haben für die International Fiesta SportTrophy gemeldet, die ihren vierten Saisonlauf austrägt.
Auf sie alle wartet eine Gesamtdistanz von 1.194,63 Kilometer, inklusive 19 Wertungsprüfungen mit einer Länge von insgesamt 407,31 Kilometer. Für Ford stellt die Deutschland-Rallye wegen ihrer Nähe zum Sitz von Ford Europe in Köln (165 km von Trier entfernt) und einer Ford-Fabrik in Saarlouis (65 km) quasi ein Heimspiel dar. Am kommenden Montag werden Hirvonen und Latvala dem Werk einen Besuch abstatten, sich mit den Angestellten treffen und Autogramme geben.