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Rallye-WM: Deutschland

Die Asphaltrallye mit Kultfaktor

Nach der Pause im Vorjahr kehrt der WM-Tross nach Trier zurück. In der SWRC kann man gleich drei österreichischen Teams die Daumen drücken.

Michael Noir Trawniczek

Seit 2002 gibt es die WM-Rallye Deutschland rund um Trier – sieben Ausgaben gab es bislang, denn aufgrund der Rotation war im Vorjahr Funkstille. Die Siegerliste von 2002 bis 2008 ist jedoch nicht besonders abwechslungsreich, denn bislang kannte der deutsche WM-Lauf immer nur einen Sieger: Serienweltmeister Sébastien Loeb und dessen Beifahrer Daniel Elena.

Sieben Siege in Folge bei einer Veranstaltung, das ist ein absoluter WM-Rekord - den Loeb noch verbessern möchte. „Natürlich möchte ich den achten Sieg“, sagt er. Und: Ohne Technikprobleme oder Fehler wird Loeb wohl kaum daran zu hindern sein. Harte Konkurrenz sieht Loeb trotz Latvala-Sieg in Finnland nur in den eigenen Reihen, was wohl an der guten Asphalt-Performance des Citroen C4 liegen mag: „Drei andere gute Fahrer haben auch C4 World Rally Cars - das derzeit beste Auto. Das bedeutet, dass ich alle Register ziehen muss, um vor ihnen zu bleiben.“

Ob zu „allen Registern“ auch die Stallorder gehört, diesbezüglich wollte sich Citroen-Teamchef Olivier Quesnel noch nicht festlegen. Doch die Zeichen sprechen dafür, dass man Sébastien Ogier, Dani Sordo und Kundenpilot Petter Solberg frei fahren lassen wird. Denn es hat sich auch Loeb selbst dagegen ausgesprochen, eine Stallorder anzuwenden. Man kann es sich auch leisten: Loeb führt in der Fahrer-WM 48 Punkte vor Ogier, Jari Matti Latvala als bester Ford-Pilot liegt als WM-Dritter bereits 61 Punkte zurück.

Loeb gilt also quasi als sicherer Sieger – es ist bekannt, dass der Weltmeister auf Asphalt so gut wie unschlagbar ist. Sein Teamkollege Dani Sordo hingegen sucht die Veränderung – er trennte sich von Beifahrer Marc Marti, der schon in Deutschland von seinem spanischen Landsmann Diego Vallejo ersetzt wird. Der 37-jährige ist für Sordo kein Unbekannter: „Diego und ich kennen uns schon lange, wir sind auf der gleichen Wellenlänge und ich denke, dass wir harmonisch zusammen arbeiten werden. Es wird sein erster Einsatz bei der Deutschland-Rallye, doch ich glaube nicht, dass dies eine der schwierigsten Veranstaltungen für einen Copiloten ist.“

Comeback von Duval

In Deutschland ist es durchaus möglich, dass gleich drei Citroen-Crews vom Siegerpodest herunter lächeln werden – denn die Überlegenheit des C4 kommt auf Asphalt noch mehr zum Tragen. Außerdem ist bekannt, dass die beiden Ford-Werkspiloten Mikko Hirvonen und Jari Matti Latvala nicht unbedingt Asphaltspezialisten sind.

So hat Ford den belgischen Asphaltprofi Francois Duval extra für die Deutschland-Rallye engagiert, er wird für das Stobart-Kundenteam antreten. Schon 2008 pilotierte Duval einen Ford Focus und konnte damit prompt Platz drei belegen. Im Jahr zuvor konnte er auf einem Citroen Xsara sogar die erste Etappe gewinnen und lag am Ende als Zweiter nur 20 Sekunden hinter Sieger Loeb. So erwartet Ford-Teamchef Malcolm Wilson auch einen Podestplatz von dem Belgier.

Der 29-jährige Duval saß laut eigenen Angaben „seit November 2009“ nicht mehr in einem Rallyeauto. Aus diesem Grund wurde für ihn in Deutschland ein dreitägiger Test im Ford Focus angesetzt. Duval erklärt: „Ich hatte hier schon einige gute Resultate und die Sonderprüfungen sind so ähnlich wie in Belgien, was natürlich mein Selbstvertrauen vergrößert. Die Deutschland-Rallye ist jedoch ziemlich schwierig, nicht nur wegen der Straßen, sondern auch wegen dem Wetter. Trier und das Umland sind bekannt für große Regengüsse und Stürme, wodurch die Straßen ohne Vorwarnung sehr rutschig werden können.“

Wieder dabei sein wird auch Kimi Räikkönen – dessen ermutigende Asphalttests lassen den früheren Formel 1-Weltmeister optimistisch auf die bevorstehende Aufgabe blicken. Allerdings bleibt das größte Ziel die Zielankunft: „Auch das wird wieder für mich eine komplett neue Erfahrung, eine neue Rallye und ein weiterer Schritt in meiner Lernphase 2010. Bei meiner ersten Asphalt-Rallye hatte ich gleich ein gutes Gefühl, es war für mich doch mehr vertraut als auf Eis, Schnee oder Schotter."

Einige holländische Ford Focus-Piloten sorgen für ein passables WRC-Feld – dazu kommt auch Ken Block wieder zum Einsatz. Dazu kommt ein Skofa Fabia WRC, den Erik Wevers pilotieren wird. Und sogar zwei alte Mitsubishi Lancer WRC werden zu sehen sein.

Österreicher in der SWRC

Österreichische Fans können in der SWRC gleich drei Teams die Daumen drücken. Weil man bei Stobart auf Duval setzt, weichen Henning Solberg und die in Wien lebende Kärntnerin Ilka Minor wieder auf den Ford Fiesta S2000 aus. Bei ihrem ersten Einsatz mit dem neuen Auto, in Bulgarien, waren die beiden gleich das schnellste S2000-Team.

Als Vorbereitung für sein IRC-Comeback im Rahmen der Barum-Rallye bestreiten auch Franz Wittmann und Klaus Wicha die Deutschland-Rallye. Allerdings sind die beiden Interwetten-Piloten nicht in der SWRC eingeschrieben und daher auch nicht punkteberechtigt. Zudem scheint es so, als müssten sich die beiden mit einer hohen Startnummer abfinden, was möglicherweise sogar Überholmanöver nötig machen wird. Für Wittmann zählt ohnehin nur die Zielankunft. [Siehe unser Interview mit Franz Wittmann, welches in der Navigation rechts oben zu finden ist, d. Red.]

Schließlich kämpft das BRR-Team von Raimund Baumschlager gleich in zwei Wertungen um Punkte: In der SWRC und in der PWRC. In der SWRC kämpft Patrik Sandell um Punkte – auch wenn Asphalt nicht zu den Lieblingsbelägen des Schweden zählt, rechnet er sich gute Chancen aus. Denn Teamchef Raimund Baumschlager weiß alles über Asphalt. Sandell erklärt dazu: „Raimund hat mir zuletzt bei den Tests auf Asphalt sehr geholfen, auch bei der Abstimmung des Skoda. Er hat mit diesem Auto schließlich tausende Kilometer auf Asphalt abgespult, und mit großem Erfolg. Auch fahrerische Tipps konnte er mir geben, speziell was das Bremsen auf solchen Strecken betrifft.“

Sandell erhofft sich einen Podestplatz – doch die Gegner sind Kaliber wie Mads Östberg, Xavier Pons, Denis Kuipers, Janne Tuohino oder Martin Prokop allesamt auf einem Ford Fiesta S2000. Dazu kommen Per Gunnar Andersson, Eyvind Brynildsen oder Michal Kosciuszko auf einem Skoda Fabia S2000.

Gaßner in der PWRC

In der PWRC hat der Veranstalter dem jungen Hermann Gaßner junior eine Wildcard zugeteilt, weshalb er um Punkte kämpfen darf. Schon 2008 konnte Gaßner die Gruppe N-Wertung bei der Deutschland-Rallye gewinnen. Gaßner erklärt: „Zuhause hast du viel mehr Druck, als bei ausländischen Rallyes. Aber ich kann es gar nicht erwarten, endlich loszulegen. Das wird sicher eine meiner schwersten Veranstaltungen, und ich weiß auch nicht, wie schnell meine Konkurrenten in diese Rallye gehen werden, welches Tempo sie anschlagen. Aber ich hatte in Österreich einen guten Test und ich habe auch mit meinem Teamchef Raimund einen sehr erfahrenen Spezialisten an meiner Seite. Ich kenne die Prüfungen und weiß, dass man eine saubere und fehlerfreie Rallye fahren muss, um vorne dabei zu sein.“

Die Prüfungen

Die alte Römerstadt Trier bildet quasi den Nabel der Rallye. Die drei Etappen weisen völlig unterschiedliche Charaktere auf. Am Freitag wird in den Mosel-Weinbergen begonnen, am Samstag wird auf dem Truppenübungsgelände Baumholder gefahren, wo die scharfen Hinkelsteine lauern, mit ihren satten 48 Kilometern Länge ist die Sonderprüfung „Panzerplatte“ das Highlight der Rallye. Am Sonntag warten noch die Prüfungen im Saarland, besonders beliebt ist auch die abschließende Stadtprüfung in Trier mit dem Namen „Survolt Circus Maximus Trier“.

Sébastien Loeb beschreibt die Rallye mit den folgenden Worten: Es ist eine interessante Herausforderung, da alle drei Etappen unterschiedlich sind. Die Prüfungen in den Weinbergen rund um die Mosel haben nichts gemein mit denen am Militärgelände Baumholder. Wie so oft kann auch das Wetter das Ergebnis der Rallye stark beeinflussen, also sollte es ein spannendes und unberechenbares Rennen werden.“

Schopn am >Donnerstagabend um 20 Uhr wird die Deutschland-Rallye vor der legendären Porta Nigra gestartet. Richtig los geht es dann am Freitagmorgen – um 9.43 Uhr wird die 23,9 Kilometer lange SP 1 „Ruertal/Fell“ in Angriff genommen.

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