RALLYE

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Andreas Aigner im motorline.cc-Exklusivinterview

Andreas Aigner spricht im motorline.cc-Interview über seine Chancen in Deutschland - bei der ersten Rallye, die er bereits kennt.

Von Manfred Wolf und Michael Noir Trawniczek

Manfred Wolf (MW): Deutschland ist die erste Rallye, die du kennst. Wie groß ist der Druck wirklich?

Der Druck - wie groß ist der Druck wirklich...(überlegt)

MW: Oder gibt es keinen?

Doch, doch. Der Druck kommt von mir selber, aber auch vom Team - von allen Seiten eigentlich. Die erste Rallye, die du kennst - da erwartet natürlich jeder gleich eine Steigerung. In wie weit sich das dann auf die Platzierung auswirkt, kann man jetzt nicht umrechnen - dafür gibt es einfach zu viele Faktoren. Das Team hat in der Sommerpause das Auto richtig gut weiter gebracht - rein vom Gefühl her ist das jetzt um einiges besser. In wie weit sich das auf die Zeiten umsetzen lässt, wird sich weisen. Aber rein vom Gefühl her ist das Auto jetzt richtig gut.

Michael Noir Trawniczek (MNT): Hast du im Sommer das Auto in deine Richtung hin weiter entwickeln können?

Entwickelt nicht, aber abgestimmt. Beim Testen. Der Mathias [Ekström, d. Red.] fährt schon anders als ich - aber das sind Kleinigkeiten, das sind, sage ich mal, fünf Kilo auf oder ab bei einer Feder oder es gibt vom Dämpfer her kleine Unterschiede - aber im Prinzip sind das die gleichen Autos.

MNT: Das Team hat ja über den Sommer auch neue Teile eingebaut - hast du die beim Test gleich gespürt? Welche Teile sind das?

Ja, das habe ich gleich gespürt. Das erste, was mir aufgefallen ist, war das Motor-Mapping, wir haben eine neue Motorsteuerung. Das fällt dir eigentlich als erstes auf - wenn du in eine Kehre hinein fährst und Gas gibst, dass der Motor viel fahrbarer ist, dass er viel besser anspricht. Die Fahrbarkeit vom gesamten Auto ist um einiges besser geworden. Es gibt zwar auch einige andere neue Teile, aber das Motor-Mapping stellt sicher den wichtigsten Faktor für die Verbesserung der Fahrbarkeit dar.

MW: Das ist jetzt vielleicht eine blöde Frage, weil man darüber ja eigentlich ohnehin nicht gerne spricht - aber habt ihr jetzt auch mehr PS und ein höheres Drehmoment?

Nein, ich denke, da gab es keine spürbare Verbesserung, aber auch keine Verschlechterung. Da geht es mehr um das Ansprechverhalten.

MW: Jetzt haben wir gehört, dass du hier, bei den Tests in Deutschland, sehr schnell gewesen ist...

(lacht) Wer hat da ausgeplaudert? Der Co-Pilot?

MW: In dem Fall der Co-Pilot, der Raimund Baumschlager war es, der ja neben dir gesessen ist. Er hat gesagt: Du warst so schnell, dass er Angst bekommen hat. Im ernst: Ist das jetzt hilfreich, dass du weißt, du bist jetzt richtig schnell? Oder ist das auch ein bisschen gefährlich?

Von beiden ein bisschen, denke ich. Je nach dem, wie man mit der Situation umgeht - aber es ist sicher auch hilfreich. In wie weit man das jetzt auf die Konkurrenz ummünzen kann, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, wie schnell der Mathias auf Asphalt war - ich weiß nur, dass es nach meinem Gefühl richtig gut war, dass mir das Auto ein vertrauen gibt. Das Auto macht auch wenn du zu puschen beginnst keine unvorhersehbaren Dinge, wo du dir dann denkst: Was ist jetzt los? Sondern es ist alles, unter Anführungszeichen, berechenbar. Und das stimmt mich eigentlich sehr, sehr positiv.

MW: Wie groß ist dein vertrauen wenn es regnet?

Ich muss sagen, das ist mir ziemlich egal - ich bin in der Rosenau kurz mit einem Regenreifen gefahren, dreimal auf und ab, also zehn Kilometer. Das war meine einzige fahrt bei Regen, aber ich denke, dass Regen für mich persönlich kein Nachteil ist.

MW: Es heißt ja: Wenn es in Deutschland regnet, dann ist das besonders hart...

Die Panzerplatte ist natürlich ein eigenes Kapitel, aber mit dem Klaus [Wicha, d. red.] habe ich einen erfahrenen Co-Piloten, der die Panzerplatte schon seit drei oder vier Jahren kennt und der sicher im Bedarfsfall eingreifen wird. Der auch die heiklen Stellen extra in den Schrieb einträgt, das ist sicher ein großer Pluspunkt. Mich persönlich würde Regen nicht stören, auch wenn es sicher heavy wäre. Aber wenn man schnell fährt, ist alles anspruchsvoll und gefährlich, deshalb ist es mir egal, ob es regnet.

MNT: Du fühlst dich ja eher auf Schotter wohler, oder?

(lacht) Das hat sich ein bisschen geändert. Am Anfang war Monaco und Schweden - das sind ja eigentlich Kapitel für sich, das sind ja ganz eigene Beläge, da kann man wenig dazu sagen. Dann war Spanien, Korsika - in Spanien ist es für mich richtig gut gelaufen, da war ich teilweise nur noch eine Sekunde am Kilometer von der Bestzeit entfernt. Dann habe ich mir gesagt: Okay, eigentlich glaube ich, dass ich auf Schotter stärker bin und ich hätte mir erwartet beziehungsweise gewünscht, dass ich auf Schotter weiter dabei bin. Doch da war dann genau das Gegenteil der Fall, darum muss ich jetzt sagen: es sieht so aus, als ob ich derweilen noch am Asphalt stärker wäre.

MW: Wo glaubst du, dass du die zeit verlierst auf Schotter? Abgesehen von der Zeit, die auf das Konto des Autos geht. Fährst du zu viel quer?

Nein, ich denke nicht. Ich glaube eher, dass ich die Zeit beim Bremsen verliere, beim Herantasten an die Bremspunkte. Weil das mit einem WRC auf Schotter richtig unterschiedlich ist im Vergleich zum Gruppe N-Auto. Da tue ich mir auf Asphalt leichter, da sehe ich eher wo es Grip gibt und wo ich bremsen muss. Beim Schotter ist das viel schwieriger - da gibt es einen rolligen Schotter, einen festen Schotter, das ist für mein Auge noch schwerer zu unterscheiden, wo man da am besten bremst. Zeitweise ist es gescheiter, aus der Spur raus zu fahren, woanders ist es wichtig, dass du in der Spur fährst. Da die goldene Mischung zu finden - dabei tue ich mir zeitweise noch ein bisschen schwer.

MNT: Jetzt sind auch die Skoda-Vorstände hier vor Ort, es wird über die Zukunft, über das nächste Jahr verhandelt. Ist das eine zusätzliche Belastung für dich?

Belastung - der Druck wird nicht weniger dadurch, sagen wir mal so. Man weiß es und man weiß, was los ist und dass diese Rallye hier sicher richtungsweisend für uns sein wird. Man weiß, dass hier Entscheidungen für die Zukunft gefällt werden - klar hat man das im Hinterkopf, aber ich sage: Das ist motivierend!

MNT: Wo siehst du dich im nächsten Jahr?

(lacht) Im Moment sehe ich nur die Deutschland-Rallye, und sonst gar nichts. Und was das kommende Jahr betrifft, muss man schauen. Es sind so viele Entscheidungen offen - ob das jetzt von Red Bull oder von Skoda ist. Es ist einfach noch zu viel ungewiss, als dass man sich da einen Reim darauf machen könnte.

MNT: Aber dir geht es nicht so wie dem Christian Klien, quasi.

Ich hoffe nicht. Nein, ich denke, es wird schon passen.

MNT: Was sagst du zu der Entscheidung von Red Bull, Klien nicht mehr für 2007 zu verpflichten? Du wirst das ja sicher auch ein bisschen beobachten, oder?

Ja schon, aber halt nur aus der Ferne. Ich habe da keine Insider-Informationen, wie sie vielleicht ein Formel 1-Journalist hat. Ich kann nur sagen: Schade, dass es einen Österreicher erwischt hat. Und ich sage einmal: Er hat sehr viel Pech gehabt, so weit man das von außen mitbekommen hat. Es gab auch viele technische gebrechen, wie zum Beispiel in Monaco - wo er in der Fürstenloge gestanden wäre ohne den Ausfall. Und dann hätte die ganze Sache sicher anders ausgesehen. Ja. So ist der Motorsport.

MNT: Bei unserem letzten Gespräch hast du gesagt, dass du dir eher Zeiten als Platzierungen als Ziel setzt.

Mittlerweile setze ich mir eigentlich sowohl Zeiten als auch eine Platzierung als Ziel. Zeitmäßig möchte ich schauen, dass ich konstant auf eine Sekunde pro Kilometer an Rückstand hinkomme - wenn du das hier bei diesen Bedingungen hinkriegst, bist du richtig hurtig unterwegs, denke ich.

Und vom Team her sage ich mal, dass wir in die Top 10 wollen. Das wäre schon ein Angebot. Wenn du dir die Zeiten aus dem Vorjahr anschaust - der Loeb und der Duval waren mit ihren Citroen allein schon 30 oder 40 Sekunden vor dem Rest des Feldes, auf der Panzerplatte lag der Dritte über eine Sekunde am Kilometer zurück. Und ich denke, dass mein Ziel sehr, sehr schwer zu erreichen ist.

MNT: Wer gewinnt?

MW: Loeb.

Ich denke, dass Ford nicht zu unterschätzen ist.

MNT: Also wird es deiner Meinung nach nicht unbedingt der Loeb sein?

MW: Ich würde alles auf Loeb setzen, alles was ich habe.

Nein, ich würde sagen, dass der Marcus [Grönholm, d. Red.] gute Chancen hat.

MW: Auf den Marcus setze ich dann nächste Woche, in Finnland.

Das sowieso. Aber ich sage, dass er auch hier gute Chancen hat.

MW: Für die Weltmeisterschaft wäre das ja super.

Das natürlich auch, das muss man auch immer im Hinterkopf haben.

MNT: Mathias Ekström pilotiert den zweiten RB-Skoda - ist es dein erklärtes Ziel, Mathias zu schlagen?

Nicht nur den Mathias.

MW: Es fahren ja auch noch ein paar andere Skodas herum.

Genau. Der Duval wird sicher nicht zu schlagen sein, sage ich einmal. Aber es gibt ja noch drei weitere Skoda - und da möchten wir sicher vorne sein. Aber Duval ist schwierig - mein Eindruck ist aber auch, dass er das Auto überfährt. Sein Auto ist nicht umsonst schon oft zerbrochen. Wir waren vielleicht nicht ganz so schnell unterwegs, aber dafür haben wir auch keine Probleme, unsere Autos laufen wie Glöckerl.

MW: Mein Eindruck ist, dass Duval mit aller Gewalt auf sich aufmerksam machen möchte.

MNT: Was ja irgendwie auch verständlich ist, weil er halt gern ein Cockpit hätte im nächsten Jahr.

Absolut.

MNT: Was bei dir ja nicht so der Fall ist, denn ihr seid ja ein Langzeitprojekt, oder?

Schon. (lacht) Ja, das ist ein Langzeitprojekt!

MW: im Ernst, ich habe schon das Gefühl, dass es dem Team wichtig ist, dass es 2007 weiter geht mit dir.

Schon, absolut. Dieses Ziel gab es ja auch von Anfang an - dass es eben nicht nach ein, zwei Jahren aus ist. Denn dann wären ja viele Investitionen umsonst gewesen.

MNT: Es müsste also schon sehr viel schief gehen, damit es nicht weiter geht - kann man das so sagen?

Ich denke, das ist immer schwierig zu sagen. Weil: Industrie verändert sich einfach schnell. Und die Industrie gibt die Kohle, und wenn sich da etwas ändert im Vorstand, jemand dabei ist, der nicht motorsportinteressiert ist, dann kann es Schnipp machen und es ist vorbei.

MW: Noch etwas zur Red Bull Driver Search: Wie ist dein Verhältnis zu Quirin Müller, der ja dein finaler Gegner war und jetzt in der Management-Struktur von RB-Skoda arbeitet?

Absolut gut, wir haben uns immer gut verstanden. Weil ich sage mir immer: Es hat keinen Sinn, wenn man sich da irgendwelche Feindschaften züchtet, ganz im Gegenteil. Man muss heraußen schauen, dass man das Auto weiterbringt. Das ja auch mit dem Mathias genau das Gleiche - da muss man schauen, dass man das Auto weiterbringt.

Und wenn man raus fährt auf die Sonderprüfung ist ohnehin jeder für sich alleine. Da muss jeder schauen, dass er weiterkommt - und dann kann man das Messer ja auspacken. Ich bin selber jemand, der das - ich würde nicht sagen braucht, aber gern hat, wenn die Stimmung im Team passt. Wenn ein familiäres Verhältnis vorhanden ist, was bei uns ja der fall ist, wir sind ja ein kleines Team.

Es läuft der Schmäh, wir haben eine gute Stimmung - aber es muss natürlich trotzdem gearbeitet werden. Wenn sich das vereinbaren lässt, ist das sicher optimal. Das ist auch beim Quirin so - wir verstehen uns gut. Und er macht das ja auch gut - vom Typ und vom Naturell her ist er ja genau der Manager-Typ, der Organisator, das passt voll. Und ich freue mich, dass ihn das Projekt nicht fallen lassen hat und er immer noch etwas gefunden hat.

MW: Und Rallyefahren - will er das nicht mehr?

(lacht) Doch, sicher. Aber dafür ist der Daumen zu kurz, das ist ja irrsinnig schwer, da etwas auf die Beine zu stellen. Ohne Großinvestoren hast du fast keine Möglichkeit.

MW: Wie oft warst du in letzter Zeit daheim?

Naja, es ging so. Eine Woche war ich auf Urlaub, mit der Freundin in Italien. Ich war halt mal einen Tag dort und einen Tag da. Aber ich bin im Prinzip schon oft am Abend wieder nach Hause gekommen

MW: Was macht der Andreas Aigner, wenn er am Wochenende zuhause ist?

Mit dem Mountainbike auf einen Berg fahren.

MW: Und am Abend mit den Freunden einen heben gehen?

Das ist seltener geworden.

MW: Da passen dann die Laktatwerte nicht mehr...

(lacht) Das richtet sich nach dem Terminplan, wann das drinnen ist und wann nicht.

Wir wünschen Dir jedenfalls alles Gute für die Deutschland-Rallye und dass es im Anschluss einen Grund gibt, einen heben zu gehen!

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