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Raimund Baumschlager im motorline.cc-Exklusivinterview, Teil 1

Red Bull Skoda-Teamchef Raimund Baumschlager im motorline.cc-Exklusiv-Interview: "Andi Aigner ist ein künftiger Weltmeister!"

Von Michael Noir Trawniczek & Manfred Wolf
Photos: Photo 4, Manfred Wolf/motorline.cc


Andreas Aigner hat die erste von vielen Meisterprüfungen erfolgreich bestanden - er holte am letzten Wochenende in Deutschland, bei der ersten ihm aus dem Vorjahr bekannten WM-Rallye, prompt als Sechster drei WM-Punkte.

Im exklusiven motorline.cc-Interview erklärt ein erfreuter Raimund Baumschlager, neben Achim Schwarz einer der beiden Red Bull Skoda-Teamchefs, wie er die Zukunft des ehrgeizigen Nachwuchsprojekts sieht - neben aller Freude gibt es aber auch eine kleine Ermahnung für den schnellen, aber ungestümen Andi Aigner.

Michael Noir Trawniczek (MNT): Zunächst einmal: Gratulation zu diesem tollen Ergebnis.

Danke, das war wirklich ein wunderbares Resultat, es haben uns sehr viele Leute gratuliert - auch unsere Sponsoren. Es sind alle sehr, sehr zufrieden. Ich kann nur wiederholen: Ich sehe in dem Andreas einen zukünftigen Siegfahrer, einen zukünftigen Weltmeister. Er nimmt mittlerweile auch viel mehr auf, hört viel mehr auf unsere Ratschläge.

MNT: Ihr ward in Deutschland bei den schwierigen Wetterverhältnissen immer vorn dabei, habt eigentlich nie wirklich daneben gegriffen?

Ja, wir haben da sehr gut zusammen gearbeitet und Andi hat uns auch vertraut und es macht sich jetzt auch bezahlt, dass wir mit Andi auch früher nie mehr als zweimal besichtigen waren, weil man in der WM eben nicht öfter über die Prüfungen fahren darf. Das macht sich jetzt bezahlt, das ist für einen jungen Fahrer auch irrsinnig hart. Aber er lernt sehr schnell, wird stets besser.

MNT: Er hat ja auch die besten Lehrer, die man sich als Youngster wünschen kann.

Es war immer unser Ziel, dass wir etwas für die jungen Leute, für den Nachwuchs tun wollen, dass wir unsere ganze Erfahrung - und das sind zusammen sicher 40 Jahre an Motorsport-Erfahrung - dem Andi weitergeben wollen. Aber ich muss auch sagen, dass es bei der ganzen Euphorie auch einen Moment gab, wo ich sehr hart reagiert habe.

MNT: Du meinst den Sonntag, die letzte Sonderprüfung?

Ganz genau. Da hat er es übertrieben, und er hätte bei dem Abflug auch alles zerstören können.

MNT: Wie im Vorjahr...

Ja, wie im Vorjahr. Nach all dem Pech bei den letzten Rallyes hatten wir diesmal halt ein bisschen Glück. Aber ich bin zu Andi hingegangen und habe ihm gesagt: "Jetzt stell dir nur einmal dreißig Sekunden lang vor, wie schlimm das Gefühl jetzt sein würde, wenn du dir bei dem Abflug die Kühler ruiniert hättest und es vorbei gewesen wäre." Er hat geantwortet, dass er das bereits getan hat und dass er einsieht, dass er da einen groben Fehler gemacht hat. Gut, er hat es geschafft - und nachdem wir das besprochen haben, war es auch schon wieder abgehakt.

MNT: Dieses Ergebnis ist ja auch die beste Begleitmusik zu den laufenden Zukunftsverhandlungen.

Die Voraussetzungen wurden auf jeden Fall besser. Der Achim Schwarz und ich haben ja von uns aus diese Idee ausgeheckt, dass wir einen deutschsprachigen Fahrer heranbilden wollen, der wirklich das Zeug zum Spitzenpiloten hat Dann sind wir zu Herrn Mateschitz [Dietrich, Red Bull-Boss, d. Red.] gegangen und haben ihm das vorgetragen und es hat ihm sehr gut gefallen.

Unsere Sponsoren haben ja bislang ins Blaue hinein investiert, sie haben uns vertraut. Wir haben ihnen gesagt, dass wir binnen drei Jahren einen Fahrer heranbilden wollen, der regelmäßig in die Punkteränge fahren kann - und da war dieses Ergebnis, im ersten WRC-Jahr, sicher sehr hilfreich. Jetzt sehen sie, dass wir es ernst meinen. Wir tun etwas, wir testen regelmäßig, der Andi wird auch beim Abstimmen immer besser.

MNT: In Deutschland kannte er ja auch erstmals die Prüfungen. Das ist sicher ein Vorteil - zumindest hat man keinen Nachteil mehr.

Ja, man tut sich dann schon etwas leichter. Nur: Man darf jetzt aber auch nicht glauben oder gar erwarten, dass Andi von nun an stets in die Top 10 fahren wird. Auf Schotter beispielsweise sieht es dann vielleicht wieder anders aus. Man muss dem Jungen einfach Zeit geben.

MNT: Wie sehen eure Pläne für 2007 aus?

Unser Pan war zunächst, jene acht Läufe zu fahren, die man für die so genannte "Halbjahres- oder Übergangs-WM", also für die halbe Saison 2007 vorgesehen hatte. Das hat nicht schlecht ausgesehen, weil es finanzierbar war - danach hätten wir weiter gesehen: Was machen wir darüber hinaus mit dem Andreas Aigner? Weil er braucht diese Zeit ja sicher noch - weil den Andi jetzt, auf der Stelle, in irgendein Team rein zu bringen - dafür ist es sicher noch zu früh. Das ist Fakt. Wir arbeiten sehr viel mit ihm, gerade jetzt, vor der Deutschland-Rallye, haben wir sehr intensiv mit ihm gearbeitet. Und das hat sich ausgezahlt.

MNT: Wie sieht eine solche Zusammenarbeit aus?

Du, ich bin jetzt bei jedem Test neben ihm im Auto gesessen, habe ihm auf die Finger geschaut. Ich habe versucht, dass wir das Auto miteinander verbessern können. Seine Leistung ist ja auch sehr gut, der wird ja immer besser, er wird immer schneller. Das hat man ja sehr gut sehen können in Deutschland. Und auch davor beim Test: Am ersten Tag war er um eine Zehntelsekunde hinter dem Mathias Ekström und am zweiten Tag war er fast um eine volle Sekunde schneller. Das ist doch gut - jetzt kommt das schön langsam.

Nur: Der Andi braucht jetzt einfach Zeit, die muss man ihm geben. Nimm den Manfred [Stohl, d. Red.] her - der hat in Wirklichkeit viel länger gebraucht, bis er das erste Mal wirklich ein gescheites Resultat erzielten konnte. Und bei dem Burschen möchte man jetzt schon Ergebnisse sehen - wirklich: Es ist furchtbar, man gibt keinem mehr eine Zeit.

Der Andi hatte noch vor drei Jahren vom Rallyefahren überhaupt keine Ahnung - gar nichts, der war nicht einmal Zuschauer. Dann kommt natürlich der gewisse Neid dazu, bei dem einen oder anderen - nach dem Motto: Der könnte mir ja auch irgendetwas wegnehmen...und dann wird gleich einmal entsprechend agiert, in Österreich.

MNT: Der Skoda Fabia WRC wirkte auch um einiges besser - habt ihr vor Deutschland viel umgebaut?

Ja, wir haben einiges geändert.

Manfred Wolf (MW): Neue Lenkung?

Die kommt erst für Zypern, aber wir haben die Motor-Fahrbarkeit verbessert.

MW: Wie viel Unterstützung kommt da von Skoda?

Ich kann auf technischer Ebene unsere Partner nur in höchstem Maße loben, die stehen voll zu dem Projekt. Und wenn du dir überlegst, die ganze Mannschaft, das sind ja doch 80 bis 90 Prozent tschechische Leute, die noch aus dem Werksteam stammen. Und wir hatten in diesem Jahr noch keine technischen Troubles. Ein einziges kaputtes Front-Differenzial, ansonsten sind die Autos von der technischen Seite her betrachtet problemlos durchgefahren. Wenn einer wo dagegen fährt und sich einen Teil ausreißt, dann ist das ja etwas anderes.

Wir hatten ja auch viel Pech. Panizzi in Monte Carlo, der hinten wo angeschlagen ist. Dann Mathias in Schweden. Dann Panizzi in Spanien, der Streit der beiden Panizzi-Brüder - da ärgere ich mich heute noch, wenn ich daran denke. Der hatte auf der letzten Prüfung die zweitschnellste Split-Zeit - doch der Bruder am Beifahrersitz sagte: Aus, ich lese nicht mehr, fertig, leckt mich am A****, das Risiko ist mir zu viel.

Und dann gab es noch den Harri [Rovanperä, d. Red.] - und da muss ich sagen: Der Harri ist halt absolut nicht zurechtgekommen mit dem Auto. Und es ist ja auch schwer zu fahren gewesen - und zwar wirklich schwer. Und jetzt versuchen wir halt, den Wagen für den Harri anzupassen, wenn er dann wieder kommt. Er hat einfach einen anderen Fahrstil und kam nicht zurecht.

Das kann ich auch wirklich nachvollziehen - das musst du einfach akzeptieren. Ich bin ja so froh, dass der sagt: "Nein, über diese Grenze hinaus begebe ich mich nicht, denn da fühle ich mich nicht wohl." Ein anderer fährt und baut sich ein, dann hat er halt mal 500.000 € in den Wald gesetzt.

MNT: Harri Rovanperä gab ein Interview, stellte das auf seine Homepage - hast du das gelesen?

Ja, freilich.

MNT: Und was sagst du dazu? Da hat er sich ja auch ziemlich ausgelassen über den Wagen?

Naja, er hat diese Aussagen dann ja korrigiert. Er hat uns das so erklärt, dass er einen befreundeten Mann hat, der ihm seine Homepage betreut und das ist halt nicht wirklich 1:1 wiedergegeben worden. Ich habe das schon auch gut verstanden. Ich habe ihm gesagt: "Harri, in Griechenland sind viel Leute zu uns gekommen und die sagten uns: 'Nehmt dem doch das Auto weg! Der fährt ein wenig hochmütig durch die Gegend!'" Das sagte unter anderen auch sein Manager.

Und er kam mit dem Wagen einfach nicht klar. Ich habe ihm gesagt: "Ich finde das jetzt unfair. Wir haben dich immer geschützt und gesagt: 'Okay, wir müssen schauen, dass wir das Fahrwerk anpassen' - und du machst dann so etwas." Er antwortete: "Ja, ich habe das nicht so gewollt und ich entgegne das." Was er dann auch getan hat - aber ich sagte ihm: "Du kannst das ruhig tun, nur ist das des Kaisers Bart, denn das interessiert keinen mehr. Das ist bereits gesagt worden..."

MW: Zumindest brachte es Schlagzeilen.

Ja, nur bringt das nichts. In Wahrheit löst das einen Haufen an unnötigen Problemen aus - weil dann kommen die Sponsoren und fragen: "Was ist denn da los?" Dann musst du wieder sagen: "Passt schon, das ist alles okay, der hat nur Anpassungs-Probleme."

Teil 2 des großen Exklusiv-Interviews mit Raimund Baumschlager finden Sie morgen Donnerstag auf motorline.cc: Über das Problem mit der Spurweite. Warum man Colin McRae nicht verpflichtet hat. Ob es den erklärt "schlechten Beifahrer" Raimund Baumschlager reizen würde, selbst in den Skoda Fabia WRC zu klettern. Und: Was sich Baumschlager von künftigen Rallye-Piloten erwartet.

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