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"Sicher würde es mich reizen..."

RB Skoda-Teamchef Baumschlager im motorline.cc- Interview - Teil 2: Über Spurweiten, McRae und den Reiz, selbst in den Skoda zu steigen.

Von Michael Noir Trawniczek & Manfred Wolf
Photos: Photo 4, Manfred Wolf/motorline.cc

Michael Noir Trawniczek (MNT): Wie ist das mit der Spurweite? Die ist ja beim Skoda Fabia WRC schmäler - und deshalb soll es da ja vor allem im Schotter Probleme geben?

Ja, die Spurweite ist schmäler. Das rührt von der Homologation her. Du musst eine gewisse Länge haben, um auch eine breite Spur haben zu dürfen, das Verhältnis zwischen Länge beziehungsweise Radstand ist vorgeschrieben. Da ist der Skoda Fabia WRC einfach zu kurz.

MNT: Wie stellt sich Problem genau dar?

Du passt nicht in die Spur der anderen rein. Wenn du im Schotter Spurrinnen hast, dann ist das bei sehr vielen gleich und das ist dann wie ein Gleis - und da fährst du dann immer mit einem Rad innerhalb von dem Gleis. Das zieht dann so dahin.

MNT: Wie groß ist dieser Nachteil?

Naja, das kommt immer auf die Strecke an. Wenn du einen festen Schotter hast und sich nicht so tiefe Spurrinnen bilden, ist das nicht so schlimm - da ist dann ohnehin alles aufpoliert. Aber wenn du tiefe Spurrinnen hast, wie das in Griechenland oder Sardinien der fall war, dann ist das wirklich schlimm.

MNT: Kann man das ändern?

An der Spur kannst du gar nichts mehr ändern, das ist einfach so. Aber es war beim Harri ja nicht nur die Spur das Problem - er ist halt einfach mit der Fahrbarkeit nicht klar gekommen. Und da haben wir auch wirklich etwas dagegen unternommen - schon jetzt, auf dem Asphalt. Ich glaube schon, dass Harri sich wohler fühlen wird, wenn er wieder einsteigt.

Manfred Wolf (MW): Was ich nicht ganz verstanden habe in punkto Fahrerwahl: Panizzi ist ein guter Mann auf Asphalt, keine Frage. Rovanperä ein guter Mann auf Schotter. Aber ich habe mich immer gefragt, warum man, mit einem Sponsor wie Red Bull an der Seite, nicht Colin McRae in das zweite Auto gesetzt hat?

Über den Colin McRae ist auch gesprochen worden, wir haben über viele Fahrer gesprochen. Doch der Colin McRae hat Gehaltsvorstellungen jenseits von Gut und Böse - und es hat ihn nicht wirklich interessiert. Und was willst du dann mit einem, der nicht richtig motiviert ist? Und jetzt wirst du wahrscheinlich fragen: Warum habt ihr nicht den Gigi Galli genommen, oder? (lacht)

MW: Nein. Obwohl er eigentlich gepasst hätte...

Ja, nur: Galli ist Pirelli - komplett, von A bis Z. Und wir haben einen BFGoodrich-Vertrag, die unterstützen dieses Driver Search Projekt von Anfang an. Das wäre sehr unfair gewesen, wenn wir etwas mit Galli gemacht hätten.

MNT: Ganz blöde Frage: Reizt es dich nicht, dich selber reinzusetzen?

(lacht) Reizen würde es mich sofort. Aber ich glaube, das würde nicht gut ankommen.

MNT: Weil man dann sagen würde: Du bist Teamchef, Schuster bleib bei deinen Leisten?

Erstens das - gut, das kannst du ersetzen, aber: Wir haben da ein Förderprojekt gestartet, bei dem es um junge Leute gegangen ist.

MNT: Ich meinte aber nicht statt dem Andi, sondern neben dem Andi.

Das könnte ich nicht entscheiden - das müssten die Sponsoren entscheiden. Unser Ziel war eben, neben den Andi einen sehr erfahrenen Mann reinzusetzen, der in der WM auch schon richtige Erfolge erzielen konnte. Deswegen auch Panizzi auf Asphalt, wo der Andi auch etwas lernen kann. Deswegen auch der Harri, wo der Andi etwas lernen kann. Oder den Mathias in Schweden.

MNT: Du fährst den Leuten in Österreich des Öfteren um die Ohren - da müsstest du doch auch hier in der WM, im Skoda Fabia WRC, erfolgreich sein. Was schätzt du?

Das ist so schwer zu sagen. Das ist wirklich schwer. Schau - die Resultate, die unsere Leute bislang erzielt haben, die traue ich mir auch zu. Nur: Ich habe hier eben eine andere Aufgabe.

MNT: Aber denkst du dir nicht manchmal: Sch**** drauf, ich setze mich jetzt selber rein?

(lacht) Du kannst dir vorstellen, wenn ich beim Testen drinnen sitz, wenn ich neben dem Fahrer sitz, wie sehr es mich jucken würde.

MW: Bist du überhaupt ein guter Beifahrer?

Nein, überhaupt nicht. Aber das sind eben genau diese Punkte. Wo ich einfach sage: Wir haben das gestartet. Wir haben gesagt, wir versuchen dem Andreas all unser Wissen zu geben - und da gehört eben auch dazu, dass ich mich auf den Beifahrersitz setze und dass ich mit dem halt durch die Gegend brause. Und wenn ich mich dabei fast anmache, dann muss ich auch noch, wenn ich denke, er fährt die Kurve zu langsam, sagen: "Hey, Mann, gib Gas!"

Ich könnte es mir auch einfach machen, ganz ehrlich. So wie das auch manche andere getan haben, dass sie gesagt haben, sie machen Nachwuchsarbeit und dann haben sie die einfach eingestellt. Es ist ja auch schwierig mit jungen Leuten. Du musst ihn pausenlos irgendwie runterholen - wenn er einmal eine schnelle Zeit gefahren ist, dann fängt er zu flattern an und glaubt, er hat es schon. Dann musst du wieder sagen: "Hey, so und nicht anders!"

Ich bin ein schlechter Beifahrer, habe immer Schiss gehabt - aber mein Vertrauen zum Andreas ist größer geworden, es ist mittlerweile sogar sehr groß geworden. Für mich ist der Andi nach wie vor das größte deutschsprachige Talent, das ist für mich Fakt.

MW: Ich hege daran keine Zweifel mehr, seit ich gesehen habe, wie er bei der Oberland-Rallye einem Fabia WRC mit dem Gruppe N-Auto auf dem Rundkurs eine Minute abgeknöpft hat. Der Andi kann schon gut Auto fahren.

Der kann sehr gut Auto fahren. Schau, es ist so: Ihm werden noch so viele blöde Fehler passieren, dass man sich grün und blau ärgert. Wie wir gesagt haben - letztes Jahr hier in Deutschland - da hätte ich ihm am liebsten den Kopf abgerissen. Er war Zweiter in der Gruppe N, hatte drei Minuten Rückstand auf den Ersten und zwei Minuten Vorsprung auf den Dritten - und schmeißt sich am dritten Tag auf der ersten Prüfung raus. Aber mit 21 Jahren - was willst du - das ist halt so.

Die Höhenflüge - ich wäre froh gewesen, wenn ich jemanden gehabt hätte, der mich auch einmal gebremst hätte. Aber er checkt es ja eh immer mehr ab - dass er arbeiten muss für den Erfolg. Er macht sich Gedanken, kommt zurück und sagt, was er haben möchte. Das ist es, was man ihm lernen kann. Ich bin mir sicher, dass er wieder mal einer wird, der sein Auto gescheit abstimmen kann - da gibt es ja auch nicht mehr all zu viele Piloten, die das können.

Denn heute ist es ja meistens so: Der Ingenieur stellt das Auto hin, der Pilot fährt, der Ingenieur verstellt irgendetwas, der Pilot fährt wieder - aber der Fahrer sagt nicht wirklich etwas. Dass man einmal dem Ingenieur widerspricht, das kommt ja nicht mehr allzu oft war, das wäre aber gut. Und wir tun alles dafür, dass wir wieder so einen Fahrer bekommen und dass wir das mit dem Andreas durchziehen können.

Teil 1 des Interviews finden Sie in der Navigation rechts.

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