RALLYE

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Dramatischer Sonntagvormittag - Duval fuhr alle SP-Bestzeiten

Sébastien Loeb sicherte wie erwartet den Sieg - doch Francois Duval hetzte Marcus Grönholm in einen Fehler, übernahm auf der letzten Prüfung Rang zwei. Mikko Hirvonen wurde Dritter, Marcus Grönholm muss als Vierter noch in den Servicepark. Raimund Baumschlager wurde Zweiter der Gruppe N.

Michael Noir Trawniczek

Sébastien Loeb versteht es wie kein anderer, eine Rallye zu kontrollieren. Schon am Samstagabend war klar, dass sich der Citroen-Werksfahrer seinen sechsten Sieg bei der Deutschland-Rallye nicht mehr nehmen lassen wird. Die Siegerliste der seit 2002 abgehaltenen WM-Rallye wird also weiterhin nur einen einzigen Namen aufweisen - eben Sébastien Loeb.

Der Topfavorit begann am Sonntagmorgen mit einem Vorsprung von 37,8 Sekunden. Auf der ersten Wertungsprüfung des Tages, der 11,14 Kilometer langen SP "Dhrontal" habe er "noch ein bisschen geschlafen", gab der Weltmeister zu. Die siebentschnellste Zeit sei "nicht gut gewesen, auf der folgenden Prüfung musste ich ein bisschen härter puschen", verriet Loeb.

Das tat er dann auch, am Ende hatte Sébastien Loeb immer noch einen Vorsprung von 20,3 Sekunden. Der Weltmeister wusste aber auch, dass an diesem Rallye-Wochenende nicht nur er selbst, sondern sein ehemaliger Teamkollege im Rampenlicht stand: "Ich muss mich bei Herrn Francois Duval bedanken."

Duval kämpfte wie ein Löwe

Der große Held Francois Duval, der wie Phönix aus der Asche emporstieg, konnte die Chance im OMV Kronos Citroen World Rally Team bestens nützen. Nachdem er am Freitag die Rallye anführen konnte und am Samstag auf Rang drei abrutschte, gab er im Xsara auf den 60 Wertungskilometern eine weitere, ganz besonders beeindruckende Vorstellung seines Könnens.

Zunächst wollte er Marcus Grönholm den zweiten Platz abknöpfen - doch die 12,6 Sekunden waren nur schwer einzuholen. Auf SP 15 brannte Duval die Bestzeit in den Asphalt, der Vorsprung betrug nun exakt zehn Sekunden. Nach SP 16 lag Duval trotz neuerlicher Bestzeit immer noch 9,9 Sekunden hinter Grönholm, weshalb er eigentlich abstellen wollte. "Ich pusche nicht allzu stark, denn ich ziehe es vor, auf der Straße zu bleiben - es ist sehr wichtig, dass ich ins Ziel komme", erklärte Duval, der 2005 wegen seiner vielen Abflüge sogar von Citroen für zwei Rallyes ausgetauscht wurde.

Auch auf der 4,37 Kilometer kurzen Zuschauerprüfung "Circus Maximus Trier" konnte Duval die Bestzeit fahren, der Rückstand verringerte sich lediglich auf 9,4 Sekunden. Doch Francois Duval ließ bei aller Vorsicht nicht locker und beendete auch die vorletzte SP 18 auf Rang eins - mittlerweile betrug der Vorsprung von Marcus Grönholm nur noch 5,6 Sekunden.

Eine Kuh irritierte den WM-Leader

Am Ende war nur noch die 18,08 Kilometer lange SP "Moselwein" zu absolvieren. Der Druck, den Duval den ganzen Vormittag über auf Grönholm ausüben konnte, zeigte nun Wirkung: Auf der letzten Wertungsprüfung flog der 39-jährige WM-Leader im sechsten Gang von der Strecke und beschädigte das Heck seines Ford Focus RS WRC 07 schwer. Ein Rad stand schräg, nach der Reparatur musste Grönholm das Ziel im Schritttempo anpeilen.

Grönholm gab zu Protokoll: "Wir wurden gewarnt, dass eine Kuh auf der Straße steht, die Marshalls winkten uns an ihr vorbei - doch das Manöver hat mich abgelenkt und ich verlor die Konzentration."

Mission erfüllt

So konnte Francois Duval die Deutschland-Rallye auf dem sensationellen zweiten Platz beenden. Der wortkarge Belgier jubelte: "Ich habe heute hart gekämpft und ich bin sehr glücklich - das Ergebnis ist wirklich unglaublich!"

Duval hat seine Mission mit überwältigendem Erfolg erfüllt: Er sollte den Ford-Werkspiloten möglichst viele WM-Punkte stehlen - dass er am Ende Marcus Grönholm in einen Fehler hetzte, war mehr als sich Citroen erhoffen konnte.

Neben Loeb und Duval steht überraschend Mikko Hirvonen, der zweite Ford-Pilot auf dem Siegerpodest. Grönholm rutschte ab auf Rang vier - mit dem schwer beschädigten Auto musste er noch das Ziel respektive den Servicepark erreichen und sogar noch um den vierten Rang bangen. Doch die fünf WM-Zähler für den vierten Platz durfte Grönholm nach der Ankunft auf sein Konto gutschreiben lassen.

Der Vorsprung von Marcus Grönholm in der Rallye-Weltmeisterschaft reduzierte sich jedoch von 13 auf 8 WM-Punkte. Er erklärte: "Jetzt müssen wir in Neuseeland zurückschlagen, dort dürfen wir uns keinen Fehler mehr erlauben."

Kopecky gewinnt den Kampf um Platz fünf

Auch im Kampf um Platz fünf gibt es einen strahlenden Sieger: Der Tscheche Jan Kopecky konnte sich in seinem Skoda Fabia gegen Xsara-Pilot Toni Gardemeister durchsetzen.

Kopecky jubelte: "Wir sind sehr happy, natürlich war auch Glück im Spiel - weil unsere Konkurrenten Pech hatten." Gardemeister verlor nicht nur den fünften Platz, er wurde auch noch von Subaru-Werkspilot Petter Solberg abgefangen, der die letzte Prüfung mit der zweitschnellsten Zeit hinter Duval abschließen konnte. "Das hat heute sehr viel Spaß bereitet", erklärte Solberg. Gardemeister zuckte mit den Achseln: "Wir hatten zu viele Probleme - zuletzt brach die Handbremse, als ich eine Haarnadelkurve angebremst habe."

Hinter Toni Gardemeister konnte der junge Finne Jari Matti Latvala mit dem Vorjahrs-Ford Focus des Stobart-Teams als Achter den letzten zu vergebenden WM-Punkt einstreifen. Sein Teamkollege Matthew Wilson verpasste die Punkteränge als Neunter knapp.

Baumschlager Zweiter, Stohl blickt gen Neuseeland

Manfred Stohl war am Sonntag nur noch als Privatperson vor Ort, blieb jedoch im Servicepark. "Den anderen beim Angasen zuzuschauen, würde mir das Herz aus der Seele reißen", beichtete "Stohlito", dessen Blick nur noch auf die kommende Neuseeland-Rallye gerichtet ist.

Raimund Baumschlager wollte am letzten Tag nichts mehr riskieren und den zweiten Platz in der seriennahen Gruppe N nach Hause fahren - was dem Rosenauer auch gelungen ist. Baumschlager lag am Ende 1:43.9 Minuten hinter dem holländischen Sieger und Mitsubishi-Markenkollegen Jasper van den Heuvel. Dritter wurde Hans Weijs.

Den Lauf zur Juniorenmeisterschaft der FIA gewann Martin Prokop im Citroen Super 1600-Boliden vor Urmo Aava im Suzuki Swift Super 1600 und Conrad Rautenbach in einem weiteren Citroen C2 Super 1600.

Die nächste Runde der Rallye-Weltmeisterschaft wird in zwei Wochen in Neuseeland abgehalten.

Ergebnis

 1.    Loeb          Citroen C4         3:27:27.5
 2.    Duval         Citroen Xsara      +    20.3
 3.    Hirvonen      Ford 07            +  1:19.1
 4.    Grönholm      Ford 07            +  1:36.5
 5.    Kopecky       Skoda              +  3:07.1
 6.    Solberg       Subaru             +  3:14.7
 7.    Gardemeister  Citroen Xsara      +  3:37.5
 8.    Latvala       Ford 06            +  5:29.3
 9.    Wilson        Ford 06            + 11:04.2
10.    Wilks         Ford 05            + 19:47.8
19.(1) V.d. Heuvel   Mitsubishi         + 29:23.2
21.(2) Baumschlager  Mitsubishi         + 31:07.1
22.(3) Weijs Jr.     Mitsubishi         + 32:50.2
out:   Stohl         Citroen Xsara


WM-Stand Fahrer

 1. GRÖNHOLM Marcus                80 Punkte
 2. LOEB Sébastien                 72 Punkte
 3. HIRVONEN Mikko                 63 Punkte
 4. SOLBERG Henning                29 Punkte
 5. SOLBERG Petter                 28 Punkte
 =. SORDO Daniel                   28 Punkte
 7. ATKINSON Chris                 20 Punkte
 8. LATVALA Jari Matti             12 Punkte
 9. GARDEMEISTER Toni              10 Punkte
10. STOHL Manfred                   9 Punkte
 =. CARLSSON Daniel                 9 Punkte
12. KOPECKY Jan                     8 Punkte
 =. DUVAL Francois                  8 Punkte
14. GALLI Gigi                      5 Punkte  


WM-Stand Marken

1. Ford                             143 Punkte
2. Citroen                          102 Punkte
3. Subaru                            53 Punkte
4. Stobart Ford                      50 Punkte
5. Kronos Citroen                    35 Punkte
6. Munchi's Ford                      6 Punkte

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