Dakar-Rallye 2003 | 18.01.2003
Etappe 16: Peterhansels Albtraum
Peterhansel nach Kollision mit einem Felsen nur mehr Gesamt-Vierter, Mitsubishi-Teamkollege Masuoka auf dem Weg zum Sieg. Sainct weiter Top-Biker.
Gänzlich unerwartet hat sich das Blatt bei der Dakar-Rallye auf der vorletzten Etappe komplett gewandelt, wodurch ein neues Kapitel in der Geschichte der berühmtesten Raid-Rallye geschrieben wird. Pechvogel des Tages ist Stéphane Peterhansel, der nach einer Serie von harten Schlägen in nur wenigen Stunden den seit Beginn in erreichbare Nähe gerückten Gesamtsieg wie eine Seifenblase zerplatzen sah.
Bei den Motorrädern konnte Cyril Després einen neuen Etappensieg einfahren, während Richard Sainct sich um seinen mehr als wahrscheinlichen dritten Gesamtsieg bei der Dakar keine Sorgen zu machen brauchte. Ebensowenig wie Wladimir Tschagin bei den Trucks, wo Firdaus Kabirow einen vierten Etappensieg in Folge erzielen konnte.
Autos
"Ein Rennen ist erst dann vorbei, wenn man im Ziel ist." Diese Aussage kann zwar, unaufhörlich wiederholt, leicht nervig sein, ist jedoch wahr, insbesondere im Motorsport. Stéphane Peterhansel erfuhr dies heute am eigenen Leib auf der 16. Etappe der Dakar, die einer Höllenfahrt glich.
Bei km 66 der Spezialwertung musste der Mitsubishi ''Evo'' Nr. 206 aufgrund eines leckenden Kühlmittelbehälters anhalten: Ein (wahrscheinlich weil er zu stark zusammengedrückt wurde) abgerissener Ventilatorflügel hatte den Kühler durchbohrt. Nachdem Co-Pilot Jean-Paul Cottret, Notreparatur-Experte, das Leck mehr oder weniger gut gestopft hatte, lag Peterhansel bei Kontrollpunkt 1 (km 137) 26:55 Minuten hinter Giniel De Villiers (Nissan Nr. 217) und 19:23 Minuten hinter Hiroshi Masuoka (Mitsubishi ''Evo'' Nr. 200).
So weit so gut, zumal der Zeitabstand beim "geheimen" Kontrollpunkt zwischen Kontrollpunkt 1 und 2 auf 8:14 Minuten gesunken war. Ein starker Angriff verbunden mit einer "coolen" Fahrweise des Japaners brachten dem Franzosen einen Vorsprung von 1:33 Minuten bei Kontrollpunkt 2 (km 253)!
Hier begann das Schicksal, hart zuzuschlagen: Stopp wegen überhitztem Kühlwasser, dann Öl, Startprobleme des Motors, dann Reifenpanne... Peterhansel beschloss, sich darauf zu konzentrieren, im Ziel anzukommen. Bei km 320, also 55 km vor dem Ziel, übersah er durch die Staubwolke eines vorausfahrenden Teilnehmers einen dicken Stein, auf den der ''Mitsu'' aufprallte und seinen linken vorderen Dreiecksquerlenker abriss!
Heute abend liegt das Team, das seit Beginn der Dakar fast ununterbrochen an der Spitze lag (Masuoka führte für 55 Sekunden in El Borma), auf dem vierten Platz im Gesamtklassement mit 2:20:25 Stunden Rückstand auf Hiroshi Masuoka, der heute vom Schicksal überraschend beschenkt wird. Ausgleichende Gerechtigkeit angesichts seines 2001 am Vortag der Schlussetappe verleideten Sieges?
Vor diesem dramatischen Hintergrund verblassen die anderen Ereignisse ein wenig, wie z.B. der erste Etappensieg einer Raid-Rallye von Miki Biasion (Nr. 207), übrigens mit Androhung einer Zeitstrafe von 10 Stunden, gleichbedeutend mit einem Rückfall vom 3. auf den 16. Platz im Gesamtklassement, da das Getriebe des Mitsubishi Pajero des zweifachen Rallye-Weltmeisters den Geist aufgegeben hatte, so dass dieser auf dem Zielpodium stehenblieb und durch einen Reparatureingriff erlöst werden musste. Oder die beste Leistung eines VW Tarek, nämlich von Stéphane Henrard (Nr. 215), der mit 4:50 Minuten Rückstand auf Biaison den zweiten Platz belegt.
Motorräder
Bei den Motorrädern lief heute alles relativ normal. Ein "königlicher" Beginn der Spezialwertung für Marc Coma (Nr. 10), der vom Start bis zu Kontrollpunkt 3 führte und dann einem kollektiven Navigationsfehler ("Ich habe meinen Fehler erst nach 5 km bemerkt."), in den auch ''il maestro'' Fabrizio Meoni (Nr. 1) verwickelt war, zum Opfer fiel.
Cyril Després (Nr. 7) nutzte seine Chance "Da Fabrizio sich geirrt hatte, hätte Richard (Sainct) das Gleiche passieren können...und ich sah Coma aus der Gegenrichtung kommen, also war er nicht in die Falle getappt.", musste sich aber mit 2:35 Minuten Vorsprung vor Sainct (Nr. 3) mit einem zweiten Etappensieg begnügen. Letzterer behält heute abend 7:54 Minuten Vorsprung im Gesamtklassement und beginnt, sich zu entspannen: "Meine schönste Erinnerung? Vielleicht der morgige Tag!"
LKW
Bei den Trucks erzielte Firdaus Kabirow seinen vierten Etappensieg in Folge vor De Azevedo, De Rooy und Tschagin. Zwar sind die Zeitabstände der ersten Vier in dieser Kategorie beeindruckend (32:34 Minuten Vorsprung für Kabirow), die Hierarchie im Gesamtklassement wurde dadurch jedoch nicht verändert: Tschagin, gefolgt von De Azevedo mit 1:01:50 Stunden Rückstand, Kabirow mit 1:25:33 Stunden und De Rooy mit 2:38:06 Stunden.
Zwischenstand Autos
Zwischenstand Motorräder und LKW
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