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"The Fog" am morgen - Horrorprüfung am Abend

Mikko Hirvonen beherrschte die 1. Etappe, dahinter liegen Grönholm und Loeb. SP 6 war für viele die "schlimmste SP aller Zeiten". Stohl Achter, Aigner Neunter der PWRC.

Michael Noir Trawniczek

Auf der letzten Wertungsprüfung des ersten Tages waren die Rallyeboliden auf ihre großen Scheinwerferbatterien angewiesen, denn die 27,91 Kilometer lange SP 6 "Rheola" wurde bei Dunkelheit absolviert.

Prompt gab es Schwierigkeiten, die Prüfungen mussten im Regen ein zweites Mal durchfahren werden, was die ohnehin rutschigen Verhältnisse nur noch schlimmer machte, auf SP 6 erlebten die Piloten quasi den "Supergau" an miserablen Wetterkonditionen. Viele Piloten sprachen von der "schlimmsten Prüfung", die sie jemals bestritten hätten. Der Regen wurde im Laufe der Prüfung immer stärker, die Sicht bezeichneten die Fahrer als "gleich Null".

WM-Leader Sébastien Loeb erklärte im Zielraum der letzten Prüfung: "Wir hatten Probleme mit den Scheinwerfern - wir konnten nur die normalen Schweinwerfer verwenden, die Scheinwerferbatterie funktionierte leider nicht - womit wir quasi ohne Licht fahren mussten." Und auch Mikko Hirvonen versicherte glaubhaft: "Ich verspreche euch - wenn ihr die Onboard-Videoaufnahmen anschauen werdet, dann werdet ihr gar nichts sehen - das waren unglaubliche Bedingungen..."

Hirvonen eine Klasse für sich - Grönholm ändert Strategie

Unglaublich, nämlich unglaublich gut, war auch Hirvonen selbst (auch wenn die beiden Titelkandidaten erklärtermaßen vorsichtig ans Werk gingen) - der Ford-Werkspilot konnte am ersten Tag der Wales-Rallye fünf der sechs SP-Bestzeiten markieren - lediglich die Bestzeit auf SP 5 erging an Loeb und Grönholm, die auf dieser Prüfung beide um 2,4 Sekunden schneller als Hirvonen waren. Wegen seiner Scheinwerferprobleme verlor Loeb rund dreißig Sekunden, weshalb er als Gesamtdritter einen Rückstand von 57,9 Sekunden aufweist. Marcus Grönholm liegt als Zweiter 39,6 Sekunden zurück.

Vor der Rallye, seinem letzten geplanten WM-Auftritt, erklärte Grönholm noch: "Ich möchte unbedingt mit einem Sieg abtreten." Doch am ersten Tag der Wales-Rallye änderte der 39-jährige seine Strategie: "Ich möchte hier nichts riskieren - ich warte ab, was mit Sébastien passiert." Sollte der Franzose ausfallen, würde Grönholm auch ein zweiter Platz reichen, um als Weltmeister abzutreten. Würde Grönholm voll attackieren und einen Ausfall provozieren, wären alle Chancen auf den Titel dahin...

Grandioser Latvala im Pech - Solberg erbt Rang vier

Unglaublich gut fuhr auch der junge Finne Jari-Matti Latvala, der den gesamten Tag über den guten vierten Rang belegen konnte - doch auf der kolossal-schwierigen SP 6 verlor der Stobart Ford-Pilot seine Position, denn er musste auf der "Horrorprüfung" satte 16 Minuten liegenlassen. Latvala berichtete: "Der Scheibenwischer ist gebrochen und wir konnten überhaupt nichts sehen. Wir mussten mehrmals stehenbleiben und die Windschutzscheibe reinigen. Wir werden nun unter 'Superally' weiterfahren."

Somit erbte Subaru-Pilot Petter Solberg den vierten Platz, womit sich die Chancen von Subaru erhöhen, doch noch den dritten Platz in der Hersteller-WM zu belegen. Der Norweger scheint als einer von wenigen Piloten Gefallen an der SP 6 gefunden zu haben: "Es ist sehr schwierig, aber es macht Spaß. Wir hatten einen gebrochenen Dämpfer und es war sehr schwierig, den Wagen zu pilotieren."

Für das Stobart-Team wäre es beinahe noch schlimmer gekommen, denn beinahe hätten sich die beiden anderen Piloten des Teams, Henning Solberg und Matthew Wilson, gegenseitig aus der Rallye geworfen - durch eine Kollision, was noch nicht allzu oft vorgekommen ist.

Matthew Wilson berichtete: "Wir sind so froh, hier den Zielraum erreicht zu haben. Der Nebel wurde sehr viel schlimmer - Henning wurde langsamer und wir kamen massiv ins Schleudern und wären beinahe in sein Heck gekracht." Während Solberg bereits 22 Minuten Rückstand aufweist, konnte Wilson sowohl Atkinson als auch Manfred Stohl überholen und den sechsten Gesamtrang einnehmen, wenngleich Atkinson nur eine Sekunde hinter dem Briten liegt. Der Australier hatte ebenfalls Probleme mit dem Scheibenwischer: "Ich öffnete mein Seitenfenster, das machte es etwas leichter."

Dani Sordo, der zweite Citroen-Pilot, belegt den für ihn guten fünften Gesamtrang, der Spanier bestreitet erst seine zweite Wales-Rallye - er erklärte trocken: "Eine gute Erfahrung, obwohl die Verhältnisse schrecklich waren. Ich lerne unter diesen Konditionen."

Stohl Achter - Aigner Neunter der PWRC

Manfred Stohl und Ilka Minor konnten sich auf der fünften Prüfung auf den siebten Rang vorarbeiten. Doch auf der ominösen SP 6 handelten sich die beiden Kronos-Piloten einen Rückstand von 2:47 Minuten ein, womit die beiden Österreicher eigentlich auf Rang neun zurückgefallen wären, wegen des Problems von Latvala jedoch wieder auf Rang acht vorrückten.

Manfred Stohl berichtete: "Es ist unglaublich. Der Regen, der Nebel, alles. Das ist wirklich aufregend. Jeder, der hier ins Ziel kommt, sollte wirklich froh sein." Auf Atkinson fehlen Stohl rund dreißig Sekunden - rund zwanzig Sekunden hinter ihm liegt Xavier Pons im dritten Werks-Subaru auf Rang neun, dahinter Andreas Mikkelsen in seinem neuen 06er-Ford Focus und der Tscheche Jan Kopecky auf seinem Skoda Fabia WRC.

In der PWRC verlor Andreas Aigner auf der ominösen sechsten Prüfung beinahe zwei Minuten auf den Schnellsten, Mitsubishi-Pilot Gwyndaf Evans. In der Gesamtwertung der PWRC führt Guy Wilks, wie Aigner ebenfalls auf einem Mitsubishi Lancer Evo IX unterwegs, dahinter liegen Evans, Mark Higgins, David Higgins, Bettega, Flodin, Araujo und auf Rang neun Andreas Aigner. Auf Stohl Racing-Schützling Patrick Flodin, der einen knallroten Subaru steuert, fehlen dem Steirer rund fünfzig Sekunden, der Gesamtrückstand des RB-Piloten beträgt in der PWRC-Wertung exakt 3:32.8 Minuten.

"Das hat nichts mit Rallye zu tun!"

Mats Ostberg, der als WRC-Pilot den zwölften Gesamtrang belegt, war alles andere als angetan von der letzten Prüfung - für ihn war die SP 6 quasi jenseits von Gut und Böse: "Das ist die schlimmste Wertungsprüfung, die ich je gesehen habe. Du hast keinen Meter weit gesehen. Das hat nichts mehr mit Rallye zu tun - ich hoffe, dass sich die Veranstalter da noch etwas überlegen, solche Prüfungen sollten gestoppt werden, das ist sehr gefährlich."

Die zweite Etappe dieser letzten Saisonrallye in Wales wird am Samstagmorgen um 9.38 Uhr Ortszeit (10.38 Uhr MEZ) n Angriff genommen, wenn die siebte Wertungsprüfung "Crychan" gestartet wird.



Stand nach der 1. Etappe

 1.  Hirvonen      Ford          1:17:21.3
 2.  Grönholm      Ford           +   39.6
 3.  Loeb          Citroën        +   57.9
 4.  Solberg       Subaru         + 1:34.0
 5.  Sordo         Citroën        + 2:37.9
 6.  Wilson        Ford           + 5:01.3
 7.  Atkinson      Subaru         + 5:02.3
 8.  Stohl         Citroën        + 5:37.9
 9.  Pons          Subaru         + 5:57.5
10.  Mikkelsen     Ford           + 6:41.8
24.  Aigner        Mitsubishi     +13:30.3

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