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Rallye-WM´: Wales GB

Ein Mann der Rekorde

Zum vierten Mal in Folge wurde Sébastien Loeb Rallye-Weltmeister. motorline.cc blickt zurück auf jene Jahre, die im Zeichen von "Super-Séb" standen.

Michael Noir Trawniczek

Sébastien Loeb wurde zum vierten Mal in Folge Weltmeister - weder ein Petter Solberg noch ein Marcus Grönholm konnten das in diesen vier Jahren verhindern. motorline.cc blickt zurück auf jene Jahre, die ganz im Zeichen von "Super-Séb" standen...

2003: Brav gelernt

"Das zweite Team des PSA-Konzerns neben Peugeot, das Citroen-Werksteam, ist wohl die große Unbekannte des Jahres 2003. Dass Sébastien Loeb auf Asphalt zu den Top-Piloten zählt, weiß man - dass er auf losem Untergrund noch lernen muss, ist ebenfalls bekannt", konnten Sie in der Saisonvorschau des Jahres 2003 auf motorline.cc lesen...

Die "große Unbekannte" erwies sich als ein Volltreffer, der PSA-Konzern durfte mehr als zufrieden sein - Citroen wurde mit 160 Punkten Markenweltmeister, Peugeot mit 145 Zählern Vizemeister. Und Citroen-"Ziehkind" Sébastien Loeb, der sein WM-Debüt 1999 bei der Catalunya-Rallye standesgemäß auf einem Citroen Saxo Kitcar gab, hat auch brav gelernt - der Franzose wurde mit nur einem Punkt Rückstand auf Petter Solberg Vizechampion.

2004: Skandinavischer Respekt

Seither jedoch beherrscht "Super-Séb" die Rallye-Weltmeisterschaft wie es Michael Schumacher für lange Zeit in der Formel 1-Weltmeisterschaft tat...

Im Jahr 2004 profitiert er bereits von einer seiner besonders guten Eigenschaften: Die richtige Reifenwahl. Bei der Wetterlotterie in Monte Carlo ist das mehr als hilfreich. In Schweden erobert Loeb den tiefen Respekt der Nordländer, als er als erster Nicht-Skandinavier die Schweden-Rallye für sich entscheidet.

In dieser Saison erobert er seinen ersten WM-Titel, bereits zwei Läufe vor dem Saisonschluss, bei seiner Heimrallye auf der Insel Korsika. Auch der Markentitel ergeht wieder an die ehrgeizigen Franzosen. Petter Solberg muss sich 2004 mit dem Vizemeister begnügen.

2005: 10 Siege, sechs davon in Serie

Ein Jahr später, bei der Japan-Rallye des Jahres 2005, dominiert Solberg, doch dann erleidet der Subaru-Pilot einen Ausfall, Marcus Grönholm holt den Sieg - Sébastien Loeb krönt sich drei Rallyes vor Saisonende erneut zum Weltmeister. Auf Korsika sichert sich Citroen wieder den Markentitel - doch es sollte der letzte für die Franzosen sein, denn Automobilgigant Ford setzt neue Maßstäbe im Wettrüsten der WRC-Teams. Neue Maßstäbe, respektive Rekorde setzt auch Loeb: Zehn Siege errang er in der Saison 2005 - davon sechs Siege in Folge - absoluter Weltrekord in der WRC!

Ende 2005 steigen zahlreiche Hersteller aus der WM aus, auch Loebs Arbeitgeber Citroen beschließt, 2006 nicht als Werksteam anzutreten - das belgische Kronos Racing Team übernimmt die Einsätze der Citroen Xsara. Bei den Piloten hat eine "Wachablöse" ihren Lauf genommen: Nicht mehr Solberg, sondern Grönholm wird zum neuen Dauerrivalen von Sébastien Loeb - auch wenn Solberg 2005 punktegleich mit Grönholm noch einmal Vizemeister wird, der Stern des Norwegers verblasst zunehmend.

2006: Champion im Krankenbett

Im Jahr 2006 spielt Petter Solberg nur noch eine Nebenrolle - die Augen der Rallyefans sind auf das "Duell der Giganten" gerichtet: Marcus Grönholm gegen Sébastien Loeb. Mit seinem Hightech-Arbeitsgerät, dem raffinierten und auf Leichtbau ausgerichteten Ford Focus RS WRC 06 ist er der einzige, der Loeb etwas entgegenzusetzen hat. Der von Kronos eingesetzte Citroen Xsara verblasst neben dem neuen Ford - doch die Baumentalität der Franzosen bringen Loeb jene Standfestigkeit, die Grönholm in seinem neuen Gerät fehlt, zumindest in der ersten Saisonhälfte.

So kann "Privatfahrer" Loeb einen Punktepolster herausfahren, den er dann auch prompt benötigt. Vor der Türkei-Rallye zieht er sich bei einem Mountainbikeunfall einen komplizierten Schulterbruch zu und muss die letzten vier Rallyes der Saison aussetzen. Doch auch diese Chance kann Marcus Grönholm nicht nützen - zwei Rallyes vor Saisonschluss wird Loeb quasi im Krankenbett erneut Rallye-Weltmeister, für Ford bleibt immerhin der Markentitel.

2007: Das Sekundenduell

Im Jahr 2007 kehrt Citroen mit dem neuen C4 als Werksteam zurück - gleich bei der ersten Rallye in Monte Carlo setzt es eine schallende Ohrfeige für die Konkurrenz, das Comeback wird mit einem Doppelsieg von Loeb und Dani Sordo gebührend bestritten. Doch Marcus Grönholm kontert gleich bei der nächsten Rallye - die beiden "Giganten" kontrollieren das Geschehen, lediglich der junge Stallkollege von Grönholm, Mikko Hirvonen, kann halbwegs mithalten, holt bei der dritten Rallye den Sieg, steigert sich im Laufe der Saison und erzielt letztlich drei Siege. Der Rest wird zwischen Grönholm und Loeb ausgefochten.

Als Ford zur Saisonmitte ein überarbeitetes Modell des Focus einsetzt, segelt Grönholm auf WM-Kurs. Das elektrisierende "Gigantenduell" findet in Neuseeland seinen Höhepunkt - Grönholm und Loeb schreiben Motorsportgeschichte. Nach den drei Etappen der Rallye trennen die beiden lediglich drei Zehntelsekunden. Wenig später erklärt Marcus Grönholm, dass er am Saisonende zurücktreten werde - und dass er unbedingt als Weltmeister abtreten möchte. Der fünffache finnische Rallyechampion möchte nach 2000 und 2002 einen dritten Titel hinzufügen - dafür nimmt er sogar "Asphaltnachhilfestunden" bei einem Tourenwagenpiloten.

Doch der selbst auferlegte Druck lastet auf den Schultern des 39-jährigen. In Deutschland setzt Citroen den Asphaltspezialisten Francois Duval in den zweiten Kronos-Xsara, der Belgier soll Grönholm WM-Punkte stehlen, was prompt gelingt. Hinter Loeb auf Platz zwei liegend wird Grönholm von Duval gehetzt, er lässt sich von einer am Streckenrand stehenden Kuh ablenken, fliegt ab und kann gerade noch Platz vier retten. Auch später sind es die eigenen Fehler, die Grönholm letztlich den Titel kosten. In Japan und Irland begeht Grönholm folgenschwere Fehler, er selbst weiß: "Ich habe die WM schon in Irland verloren." Während sein Arbeitgeber Ford erneut Markenweltmeister wird, bleibt Grönholm in Wales nur die Chance eines Loeb-Ausfalls - doch der Franzose lässt sich auf keinerlei Risiken ein und begnügt sich mit dem dritten Platz hinter Hirvonen und Grönholm. "Das ist unglaublich, nicht wahr?", lächelt Sébastien Loeb im Zielraum der letzten Wertungsprüfung, wo er seinen vierten WM-Titel feiert.

Wie alles begann

36mal stand Sébastien Loeb bislang auf dem Siegerpodest der WRC auf dem obersten Treppchen - und ein Ende dieser Serie ist nicht abzusehen. Der 33-jährige hat als Sohn eines Gymnastikchampions an verschiedenen Turnmeisterschaften teilgenommen und später als Teenager erste Mopedrennen bestritten.

Als er mit seinem ersten Auto an lokalen Bewerben für junge Talente teilnimmt, erweckt er das Interesse von Dominique Heintz, dem Besitzer des französischen "Ambition Sport Auto"-Teams. 1997 ruft Heintz bei Loeb an: "Du bist für ein regionales Rennen genannt, in zwei Wochen - und ich werde dein Copilot sein." Nachdem Loeb diese Rallye gleich einmal gewinnt, überlässt Heintz den heißen Sitz einem anderen: Daniel Elena, der heute noch an der Seite von Loeb aus dem Gebetsbuch liest. 1988 setzt das Team ein Auto im Citroen Saxo Kitcar Cup ein, Loeb und Elena gewinnen sämtliche Läufe - auch wenn er dabei zwei Autos zerstört. Als er 1999 abermals den Cup gewinnt, wird Loeb im französischen Rallyeteam aufgenommen, so kann er an drei WM-Rallyes teilnehmen - bei der Catalunya-Rallye sieht er keine Zielflagge, doch bei der Frankreich- und der San Remo-Rallye gewinnt er prompt seine Klasse.

Entscheidend sollte eine Begegnung mit Citroen-Teamchef Guy Fréquelin sein: Im Jahr 2000 gewinnt Loeb die Rallye du Var - vor allem die Art, wie Loeb diesen Event für sich entscheidet, beeindruckt Fréquelin. "A star is born", hat er damals gesagt. Loeb beeindruckt ihn dermaßen, dass er ihm einen Vertrag als professioneller Rallyepilot anbietet, für die französische Rallyemeisterschaft. 2002 fährt Loeb schließlich im WRC-Team von Citroen, in Deutschland feiert er seinen ersten Sieg. Der Rest ist Geschichte.

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