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IRC: Monte Carlo

"Nur nicht aufgeben"

Skoda-Werkspilot Jan Kopecky über seine Motorsport-Karriere, die Rallye-Lobby in Tschechien und das Kräfteverhältnis zwischen den neuen WRC's und den S2000.

Im Rahmen der Skoda-S2000-Testfahrten in Österreich hatte Motorline.cc Gelegenheit, mit den beiden Werkspiloten Juho Hänninen und Jan Kopecky - der auch den Anfang macht - zu sprechen.

Ich möchte eigentlich gar nicht allzu viel von der neuen Saison sprechen, da gibt’s wahrscheinlich ohnedies nur ein Ziel, oder?

Jan Kopecky: (lacht) Das stimmt. Nach zwei Jahren auf dem zweiten Platz wollen wir heuer natürlich ganz oben stehen, keine Frage!

Ich würde gerne über Deine Karriere sprechen. Wir haben in Österreich das Problem, dass wir zwar einige gute Fahrer haben, diese aber mangels Sponsorgeld nicht so recht vom Fleck kommen. Wie war das damals bei Dir?

Ich hatte da insofern Glück als dass meine Familie eine echte Rennfahrerfamilie ist. Mein Vater fuhr früher Kart und dann Bergrennen und Rundstrecke. Da hat man es natürlich schon leichter als Nachwuchsfahrer. Ich habe auch im Kart begonnen und bin dann auf die Rundstrecke gewechselt. Dort hab ich dann den Skoda Octavia Cup gewonnen, das war die beste Rennserie in Tschechien.

Ich wollte aber nicht stehenbleiben, sondern mehr tun. Ich habe dann im Porsche Carrera Cup getestet und hätte für ein gutes Team fahren können, wir konnten das Geld aber damals nicht aufbringen. Ich wollte dann 2001 etwas anderes probieren. Wir hatten zwei Rundstrecken-Skoda und ich hab gesagt, bauen wir einen davon doch für eine Rallye um. Mein Vater war eigentlich dagegen, aber ich hab gesagt, dass wir es zumindest probieren sollten.

Ihr hattet vorher mit dem Rallyesport gar nichts am Hut?

Nein, überhaupt nicht. 2002 hatten wir dann Glück und wir haben mit Matador einen großen Partner gefunden.

Gibt es in Tschechien eine Art Lobby, die den Rallyepiloten und vor allem dem Nachwuchs hilft?

Eigentlich nicht. Es gibt in Tschechien nur einen Manager, der ein paar Fahrer unter Vertrag hat. Mich persönlich stören ein paar Dinge, ich würde daher nicht für ihn fahren. Unterstützung gibt’s wenn überhaupt nur für bestimmte Rallyes oder Rallyes in einer Region, aber nicht für internationale Engagements.

Gibt’s jemanden, der für die Vermarktung der Rallyeszene zuständig ist?

Nein, eigentlich nicht.

In Österreich schaut man immer etwas neidig nach Tschechien. Einige Leute haben das Gefühl, der Rallyesport hat bei euch einen höheren Stellenwert als in Österreich.

Naja, wir haben vielleicht den Vorteil, dass sich mehr Firmen für den Rallyesport interessieren. Unsere Motorsportbehörde kann uns auch nicht so sehr helfen, die bekommen dafür nicht genügend Geld vom Staat. Eine Unterstützung für junge Fahrer gibt’s leider auch nicht wirklich.

Wie ging es mit Deiner Karriere weiter?

Ende 2002 bin ich bei einer Art „Race of Champions“ mitgefahren. Da war auch das Skoda-Werksteam mit dabei. Ich weiß nicht wie, aber ich habe es geschafft mit meinem alten Toyota die Werksmannschaft zu schlagen. Daraufhin habe ich eine Chance bekommen, da Roman Kresta Skoda zu diesem Zeitpunkt gerade verlassen hat.

2003 bin ich dann Octavia WRC gefahren. Eine verrückte Saison mit einem wirklich heftigen Crash. Ich hab die Saison im Endeffekt auf Rang drei beendet. Skoda hat das Projekt mit dem Octavia in diesem Jahr beendet und wir standen ohne Auto da.

Wir haben dann einen Gruppe-N-Mitsubishi gekauft und sind ein paar WM-Läufe gefahren, später hab ich die Chance bekommen, für Skoda in einem Fabia WRC die tschechische Meisterschaft zu fahren, die ich 2004 auch gewonnen habe. 2005 standen wir dann erneut ohne Projekt da. Ich konnte dann immerhin drei WM-Läufe für Skoda in der WM im Werksteam fahren.

In Spanien konnte ich auf Asphalt dann den achten Platz holen. Skoda ist dann aus der WM ausgestiegen, unsere Firma konnte aber gemeinsam mit Raimund Baumschlagers Firma ein werksunterstütztes Projekt auf die Beine stellen, mit Unterstützung von Red Bull. Ein fünfter Platz in der WM 2007 in Deutschland war das beste Ergebnis.

Nach der Saison 2007 beendete Skoda das Projekt mit dem Fabia endgültig, es gab keine Entwicklung mehr. 2008 bin ich dann mit einem privat eingesetzten Peugeot 207 S2000 in die IRC-Saison gestartet, nach der vierten Rallye hab ich dann ein sehr gutes Angebot von Skoda bekommen, das ich angenommen habe.

Und seitdem bin ich Skoda-Werkspilot in der IRC und habe die Saisonen 2009 und 2010 jeweils auf Gesamtrang zwei beendet.

Bis 2008 war das also eine ganz schöne Berg- und Talfahrt...

(lacht) Stimmt, wie auch bei manchen Rallyes... Ich hatte wirklich Glück. Denn ohne Skoda würde ich wohl bestenfalls in Tschechien mit einem Mitsubishi oder so fahren. So gesehen haben wir in Tschechien natürlich Glück, Skoda als Werk in unserem Land zu haben. Ohne Werk wäre es viel schwieriger. Wichtig ist, auch bei Rückschlägen nicht aufzugeben.

Abschließend noch ein paar Worte zur Rallye Monte Carlo, erwartest Du einen harten Fight mit Juho Hänninen?

Er wird wie verrückt Gas geben, da bin ich sicher. Er ist amtierender IRC-Champion und hat nichts zu verlieren. Aber ich werde natürlich versuchen dagegen zu halten.

Für Österreich steht Andi Aigner am Start, aber leider nicht in einem S2000 sondern „nur“ in einem Mitsubishi EVO X.

Wichtig ist es, überhaupt im Ausland zu fahren. Nur so kann man das Interesse an seiner Person wecken. Wenn man nur in der Heimat fährt, interessiert das international gesehen kaum jemanden.

Dein Ziel wird es sein, wieder in der WM zu fahren, oder?

Natürlich, das ist das Ziel von jedem Fahrer.

Wie siehst Du das Kräfteverhältnis der neuen WRC und der S2000-Fahrzeuge?

Unser Auto ist schon sehr, sehr gut. Wenn wir mit 100 oder 150 Kilogramm weniger fahren könnten, wären wir sehr, sehr schnell. Unser Auto ist in den nächsten beiden Jahren auch in der WM konkurrenfähig. Es ist ein bisschen frustrierend, da Ford und Citroen soviel Know-How mit Turbomotoren haben, da tut sich ein kleinerer Hersteller schwer, diesen Vorsprung einzuholen.

Danke für das Gespräch und alles Gute für die Monte!

Das Interview mit dem amtierenden IRC-Champion Juho Hänninen folgt am Freitag auf Motorline.cc!

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