RALLYE

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Zyperns steinige Schotterpfade warten…

Die „heiße Phase“ beginnt: Zypern ist der erste von drei WM-Läufen in Folge, die sich durch extrem rauen Schotter und hohe Temperaturen auszeichnet.

Die WM-Läuf Zypern, Türkei und Griechenland – eine Trilogie, die an Anspruch kaum zu überbieten ist. Und in dieser Kombination ist die Zypern-Rallye die wohl härteste Prüfung für Mensch und Material. Geht es nach dem Gesetz der Serie, müsste Sebastien Loeb auch auf Zypern vorne sein: Der Franzose entschied immerhin die beiden zurückliegenden Schotter-Veranstaltungen in Neuseeland und auf Sardinien für sich, auf der Mittelmeerinsel könnte er den Hattrick perfekt machen.

Heiß, staubig und eng: Die Rallye Zypern – seit dem Jahr 2000 fester Bestandteil des WM-Kalenders – stellt Fahrer, Teams und Material vor besondere Aufgaben. Die gewundenen Prüfungen in den Troodos-Bergen unweit des Start- und Zielorts Limassol erlauben nur selten die Verwendung des vierten Gangs. Zumeist mühen sich die allradgetriebenen World Rallye Cars in den ersten drei Schaltstufen ab und verursachen bei Durchschnittsgeschwindigkeiten von kaum mehr als 70 km/h dank ihres enormen Drehmoments vor allem eines: „Wheel Spin“, also durchdrehende Räder. Dies kann erhebliche Ausmaße annehmen: Auf der ersten Gruppe von Wertungsprüfungen, die eine Distanz von exakt 60,89 Kilometer umfassen, legen die Pneus inklusive Schlupf bis zu 50 Prozent mehr Weg zurück - als wären sie gut 90 Kilometer gefahren…

„Dies treibt auf den steinigen Pisten den Reifenverschleiß natürlich in die Höhe“, erläutert Aimé Chatard, bei Michelin Motorsport für die Rallye-Einsätze verantwortlich. „Ein Effekt, den aktive Differenziale und auch Traktionskontrollen zu minimieren versuchen. Am Ende ist es jedoch immer der Fahrer, der mit seinem Gasfuß darüber entscheidet, wie stark die Pneus wirklich durchdrehen.“

Christian Loriaux, technischer Direktor von Michelin-Partner Ford Motorsport, unterstreicht diese Auffassung: „Wir haben mit mechanischen und elektronischen Hilfsmitteln versucht, den Wheel Spin zu kontrollieren“, so der geistige Vater des Focus WRC 04. „Am Ende hat dies jedoch nicht viel gebracht. Heute behalten unsere Piloten die Abnutzung ihrer Reifen wieder selbst im Griff.“

Dabei liegt die besondere Kunst darin, den optimalen Kompromiss zwischen Verschleiß und Performance zu finden. „Durchdrehende Räder sind auf Schotter notwendig, um optimal beschleunigen zu können“, betont Didier Clément, bei Citroën als Renningenieur für den Xsara WRC von Sébastien Loeb zuständig. „Gibt der Fahrer jedoch zu viel Gas, strapaziert er damit nicht nur seine Pneus über Gebühr - sein Auto gerät auch ins Übersteuern und verlässt unter Umständen die freigefahrene Spur, neben der weicher Schotter und Staub liegt. Er muss also die Motorleistung fein dosieren, um auf der sauberen Linie zu bleiben. Wir unterstützen ihn dabei, in dem wir die Vierzylinder-Turbo auf ein breiter nutzbares Drehzahlband und mehr Drehmoment abstimmen.“

Nicht die einzige Besonderheit des sechsten Saisonlaufs, wie Xavier Mestelan-Pinon beschreibt: „Auf den zypriotischen Wertungsprüfungen kommt den Federwegen der World Rally Cars eine große Bedeutung zu“, so der technische Manager von Citroën. „Die extrem unebenen Strecken erfordern eine weit überdurchschnittliche Bodenfreiheit und stellen hohe Anforderungen an Federn und Dämpfer. Die enormen Temperaturen in Kombination mit den geringen Geschwindigkeiten stellen zudem die Kühlung für den Motor, das Getriebe und die Bremsen auf eine harte Probe.“

Anders als in den Vorjahren blieb die Streckenführung der Rallye Zypern dieses Mal unverändert, und auch die Abfolge der 18 Wertungsprüfungen ändert sich gegenüber 2004 nicht. Die Neuerungen beschränken sich auf den neuen Servicepark im soeben fertiggestellten Sportzentrum von Limassol, und für letzte Testfahrten präsentiert der Veranstalter eine neue Shakedown-Route.

Übrigens: Auch wenn sich Zypern auf dem Sprung in die Europäische Gemeinschaft befindet: Aus Sicht der Rallye-Weltmeisterschaft zählt der Lauf auf der Mittelmeerinsel zu den Übersee-Veranstaltungen – womit Testfahrten vor Ort nicht zulässig sind. Citroën beispielsweise weicht aus diesem Grunde zu viertägigen Versuchen nach Griechenland aus, um sich dort auch auf die Akropolis-Rallye und den türkischen WM-Lauf vorzubereiten. Da er nach seinem Sieg in Italien wieder die Führung in der Fahrer-Wertung übernommen hat, muss Xsara WRC-Pilot Sébastien Loeb auf Zypern als Erster die Freitags-Prüfungen in Angriff nehmen – und für seine Kontrahenten den Staub von der Strecke fegen. „Das könnte sich für uns als großes Handicap entpuppen“, so der Titelverteidiger. „Da die WP identisch mit jenen des Vorjahres sind, hoffe ich, dass sie sich nicht als zu hart herausstellen – 2004 hatten wir den Eindruck, als wären die Strecken im gleichen bemitleidenswerten Zustand, wie wir sie zwölf Monate zuvor verlassen haben...“

Die Rallye Zypern, der 6. Lauf zur Rallye-WM 2005 findet von 13. bis 15. Mai 2005 statt. Insgesamt 1.063 Kilometer müssen die Fahrer zurücklegen, die 326,68 SP-Kilometer teilen sich auf 18 Sonderprüfungen auf, der Start- und Ziel-Ort ist Limassol.

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