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Ennstal Classic 2010

Gehörnt vom Bauchgefühl

Manchmal kommt es anders, als man denkt. Hagel in der Gluthitze, Kühe auf der Sonderprüfung. Manchmal sagt der Bauch: ‚Das war wohl nichts!’ Doch dann liegt man in Führung. Pius Weckerle kann ein Lied davon singen…

von Michael Noir Trawniczek
Foto: Markus Kucera/Ennstal Classic

„Es war nicht so besonders heute, rein gefühlsmäßig. Wir hatten einen Mordshagel, sind genau in das Unwetter rein gekommen. Und das war ziemlich schlecht für uns, da haben wir acht Zehntel aufgerissen. Aber morgen kommt auch noch ein Tag“, tröstet sich Pius Weckerle im Ziel des Orange-Prologs, bevor er umjubelt von Gröbmings Fans die Rampe empor fährt. Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Der Pilot eines Porsche 914/6 aus dem Jahr 1969 führt gemeinsam mit seinem Navigator Stefan Hommel im Zwischenklassement der 18. Ennstal Classic. 585 Strafpunkte weisen die beiden nach dem Orange-Prolog auf, was einer Abweichung von 585 Hundertstelsekunden vom verlangten 50 km/h-Schnitt entspricht.

Gut gelaufen ist es auch bei Werner Fessl und Wolfgang Artacker im Fiat Abarth 124 Rally Gruppe 4-Boliden aus dem Jahr 1972, für viele die Topfavoriten bei der Kultrallye. Fessl gibt zu Protokoll: „Es ist sehr gut gelaufen, eine wunderbare Streckenführung, das Auto geht fantastisch, im Krakautal hat uns die Witterung ein bisschen übel mitgespielt, inklusive Hagelschlag. Aber das Auto hat gut funktioniert und wir haben das sehr gut auf die Reihe gebracht.“ Das Duo weist 634 Strafpunkte auf.

Völlig überrascht war auch der frühere Justizminister Dr. Dieter Böhmdorfer, der als Navigator von Florian Böhmdorfer an einen fünften Gesamtrang partout nicht glauben wollte: „Das ist ein Scherz, oder? Das kann nur ein Scherz sein, das ist einfach unmöglich…“

Nicht glauben konnte im Vorjahr die Deutsche Monika Wohlenberg, dass sie mit ihrem Gatten Karsten die Ennstal Classic gewonnen hatte. Jetzt erklärt sie: „Vor einem Jahr lief alles so einfach, doch diesmal war es ganz anders.“ Das Ehepaar belegt immerhin Gesamtrang sieben, Karsten Wohlenberg fügt hinzu: „Die ersten drei Prüfungen waren schlecht, weil relativ viel Verkehr war – fremde Autos, also Servicefahrzeuge und Touristen, das hat uns 400 bis 500 Punkte gekostet. Der Rest war dann wieder so wie im letzten Jahr, das war eigentlich optimal.“

Direkt hinter den Vorjahrssiegern reiht sich Rallye-Ikone Rauno Aaltonen auf Rang acht ein, sein Resümee spricht für sich: „Eine wunderbare Nacht, so wie es vor 40 oder 50 Jahren war. Regen, Nebel, null Sicht, schmale Bergstraßen, Schlamm auf der Straße und Kolonnen von Autos, die man überholen hätte sollen - aber die Stimmung war Bombe!“

Nicht schlecht ist auch jene Erkenntnis, die Österreichs PWRC-Weltmeister des Jahres 2008, Andi Aigner auf dem Stoderzinken ereilte: „Wir hatten zwar keinen Hagel, dafür aber dichten Nebel. Jedenfalls macht es durchaus Sinn, dass die ‚Stüpfeln’ an der Straßenseite unterschiedliche Farben aufweisen, dass sie rechts rot und links weiß gefärbt sind – denn sonst wüsste man gar nicht, auf welcher Seite man fahren soll.“

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