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Ennstal Classic 2010

Herzschlagfinale nach „Hitzschlagrennen“

Nachdem die Superstars wie Sebastian Vettel oder Gerhard Berger mit ihren legendären Boliden um den Stadtkurs von Gröbming drifteten, wurde ebendort die 18. Ennstal Classic in einem dramatischen Finale entschieden.

Von Michael Noir Trawniczek
Foto: Markus Kucera

In den geschlossenen Cockpits ihrer Schmuckstücke mussten die Helden der 18. Ennstal Classic unglaubliche Temperaturen bis zu 60 Grad Celsius ertragen – der guten Stimmung tat dies keinen Abbruch. Beim Chopard-Grand Prix von Gröbming erlebten Fans und Protagonisten heiße Action mit Superstars wie Sebastian Vettel oder Gerhard Berger in ihren legendären Boliden – direkt im Anschluss gab’s ein „Bilderbuchfinale“ mit einem würdigen, unglaublichen Siegerduo…

Begonnen hat der dramatische Kampf um den Gesamtsieg bereits am ersten Tag. Sebastian Klackl und Gernot Kronberger lagen in ihrem Porsche 356 B S-90 aus dem Jahr 1963 nach der Agip-Bergprüfung am Stoderzinken in Führung, danach nahm das Unheil seinen Lauf: „Kurz vor der ersten Schnitt-Sonderprüfung hat mir ein kleiner Bub gesagt, dass wir Benzin verlieren. Wir haben den Motorraum aufgemacht und Sturzbäche von Benzin sind über den Vergaser geronnen. Nach einer Viertelstunde kam ein Mechaniker. Er hat zunächst gemeint: ‚Da ist eine Membran gebrochen, es ist aus!’ Doch dann hat er es sich noch einmal näher angesehen und gemerkt, dass eine Schraube locker war – er hat sie angezogen und wir konnten weiterfahren. Allerdings hatten wir nicht die entsprechende Etappenzeit und erhielten 600 Strafpunkte aufgebrummt.“

Von den Ereignissen demotiviert, wollte Klackl bereits aufgeben – seine Frau war es, die ihn schließlich zu ungeahnten Höchstleistungen motivieren konnte. Anne Klackl erzählt: „Er hat das Kapperl hingeschmissen, hat sich ein Bier bestellt und gesagt: ‚Das war’s!’ Aber ich hab ihn beschworen: ‚Aufgeben tun wir nur einen Brief!’ Dann haben wir das Auto startklar gemacht und er ist mit 600 Strafpunkten losgefahren – und hat’s trotzdem noch geschafft!“

Klackl & Kronberger feiern Premierensieg

„Wir haben das Feld von hinten aufgerollt“, jubelt ein strahlender Sebastian Klackl. Vor dem Finale in Gröbming mussten 51 Hundertstelsekunden auf den führenden Pius Weckerle gutgemacht werden. Auf der kurzen Stadtprüfung konnten Klackl und Kronberger eine unglaubliche Minimalabweichung von lediglich fünf Hundertstelsekunden erringen, selbst die Konkurrenz war fassungslos. Navigator Kronberger jubelt: „Es ist das Großartigste, die Ennstal Classic zu gewinnen, weil es wirklich für den Beifahrer die härteste Rallye ist. Ich habe über 100 Rallyes auf dem Buckel – wir haben immer gesagt: ‚Die Ennstal gewinnen, das wär’s!’ Jetzt haben wir es geschafft! Im nächsten Jahr bleibt uns also nur die Titelverteidigung!“

Verbale Standing Ovations

Pius Weckerle und Stefan Hommel mussten sich in ihrem Porsche 914/6 aus dem Jahr 1969 wie im Vorjahr mit Platz zwei begnügen, doch anstatt den knapp verpassten Sieg zu beklagen, bedachte Weckerle die Leistung seiner Konkurrenten mit verbalen Standing Ovations: „Klackl und Kronberger haben eine überirdische Leistung gebracht, sie lagen 600 Strafpunkte hinten und haben die binnen zwei Tagen aufgearbeitet. Und dann fünf Hundertstel beim Grand Prix in Gröbming! Das ist einfach unfassbar! Meine volle Gratulation, das sind würdige Sieger!“

„I wanna thank my wife, my mum, my dad and my bastie…“ – genau diesen Satz hat Weckerles Navigator Stefan Hommel schon im Vorjahr in das Ennstal Classic-Mikrofon gesprochen und damit die gängigen Danksagungen auf den Grand Prix-Podien dieser Welt parodiert. Diesmal fügte er noch hinzu: „Wir sind gut gefahren, doch sie waren eindeutig besser!“

Auf Platz drei landeten Werner Fessl und Wolfgang Artacker auf ihrem Fiat Abarth 124 Rally Gruppe 4-Boliden, Fessl zog ein erfreutes Resümee: „Die Veranstaltung war fantastisch, die Schwierigkeiten werden jedes Jahr größer und die Leistungen, die hier von allen Teams vollbracht werden sind gigantisch. Die Organisation war wieder hervorragend und wir sind wirklich ganz happy, dass wir den dritten Platz erringen konnten. Das war ein schönes Stück Arbeit bei dieser Hitze.“

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