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Ennstal Classic 2010

Rauno Aaltonen im Interview

Rauno Aaltonen spricht über die Probleme der Rallye-Weltmeisterschaft und appelliert dringend dafür, eine Regel-Stabilität einzuführen.

Michael Noir Trawniczek
Foto: Peter Meierhofer/Ennstal Classic

Rauno Aaltonen, der Rallye-Europameister des Jahres 1965, der auf seinem legendären Mini Cooper die Rallye Monte Carlo 1967 gewonnen hat und bei der Safari Rallye insgesamt sechs Mal den zweiten Platz belegen konnte, ist auch mit seinen 72 Jahren noch höchst aktiv. Er bestreitet zahlreiche Classic-Events und ist als Fahrinstruktor tätig. Im Rahmen der diesjährigen Ennstal Classic nahm er in einem Interview zur aktuellen Lage der Rallye-WM Stellung.

Rauno, was denkst du als ehemaliger Hauptdarsteller, wenn du diese Rallye-WM verfolgst?

Diese Rallye-WM ist heute intensiver, es gibt sehr viele Veranstaltungen, diese sind jedoch viel kürzer als damals. Weil sie kürzer sind, sind sie natürlich körperlich nicht so hart – wir sind ja früher oft eine ganze Woche oder sogar zwei Wochen fast ohne Schlaf gefahren.

Aber es war bei den damaligen Straßenverhältnissen auch möglich, auf normalen Straßen schnell zu fahren – weil es kaum Tourismus gab, auch weniger Transportautos und so weiter.

Heute ist es nicht anders machbar, als in engen Gebieten auf abgeschlossenen Straßen zu fahren – das heißt aber nicht, dass es heute leichter wäre. Gewinnen ist immer schwer. Und an der Spitze ist es immer dicht.

Aber wir haben nur mehr zwei Hersteller in der WM, wir haben nächstes Jahr vielleicht nur acht World Rally Cars. Es gibt heuer bereits Teilnehmerlisten mit nur noch neun WRC.

In solchen Fällen muss man immer überlegen: Wo liegen die Gründe? Und meistens muss man sich dabei in den Spiegel schauen. Das heißt: Wenn man das Reglement kontinuierlich und zu oft wechselt. Es gibt keine Kontinuität innerhalb eines normalen finanziellen Rahmens. Man musste plötzlich viel investieren und in der heutigen Welt ist man natürlich nicht mehr bereit dazu.

Ich bin der Meinung, man sollte wie früher eine Stabilitätsregelung haben. Etwas, das länger hält. Zugleich sollte man gewisse Freiheiten zulassen – denn wenn man etwas begrenzt, bedeutet das, man muss einen Umweg gehen, damit man mehr Leistung, Fahrleistung, Straßenlage und so weiter erzielt, egal was es kostet. Und das ist eigentlich falsch – wir sollten praxisnahe bleiben.

Aber es kommt ja das neue Reglement und das sollte ja die Kosten ein bisschen runter setzen und ich hoffe, dass es auch so funktioniert. Weil: Es ist schade, wenn es so wenig Autos gibt. Es gibt viel zu wenig Amateure, welche die Möglichkeit haben, sich so weiter zu entwickeln, dass sie in den Profisport gelangen.

Genau – es wird einfach abgeschnitten. Es gibt zwei Welten – ganz wenige Profis und die anderen können sich den Sport einfach nicht mehr leisten.

Es ist immer schon so gewesen, dass man ohne Unterstützung eines Werks nicht weiterkommt – und das heißt nicht unbedingt mit Geld. Es genügt, wenn man die neuesten Teile hat. Die neuesten Erkenntnisse der Entwicklung. Im Motorsport ist es ja auch wichtig, dass man weiter entwickelt. Denn das kommt am Ende den normalen Automobilisten zugute. Wer aber diese Entwicklungen nicht erhält, der ist aus dem Spiel.

Die IRC zeigt, wie man es auch gut machen kann.

Ja, nur leider fehlt mir bei all meinen Aktivitäten die Zeit, mir all diese Veranstaltungen anzusehen. Aber was die Rallye-WM anbelangt, so hoffe ich sehr auf das neue Reglement – dass man tatsächlich die Kosten reduzieren kann und dass auch wieder junge Fahrer den Weg in die WM finden.

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