
Rallye-WM: Wales | 13.12.2008
„Die Saison war ein ständiges Auf und Ab!“
Was RBRT-Chef Baumschlager auf motorline.cc angekündigt hatte, ist nun Gewissheit. RB-Manager Überall erteilt Aigners WRC-Träumen eine Absage.
Michael Noir Trawniczek
motorline.cc-LeserInnen wurden bereits von Red Bull Rallye Teamchef Raimund Baumschlager vorgewarnt, der direkt im Anschluss an den Gewinn des PWRC-Titels in einem Exklusivinterview erklärte: „Ich bin mir sicher, dass Red Bull dem Andreas keinen WRC-Sitz kaufen wird.“ Und: „Jetzt sind die Werke am Zug!“
Nun wurde diese Sichtweise auch von offizieller Red Bull-Seite bestätigt – RB-Manager Thomas Überall, der in Sachen Aigner die wichtigen Vorentscheidungen trifft, erteilte den WRC-Träumen des frisch gebackenen Weltmeisters gegenüber Sportnet eine klare Absage: „Wir werden ihm sicher keinen WRC-Sitz kaufen. Und das Red Bull Citroen-Team ist mit Sébastien Loeb und Dani Sordo hervorragend aufgestellt. Wir haben Andi die Grundvoraussetzungen geschaffen, damit die Werke auf ihn aufmerksam werden.“
Mangelware Werks-Cockpits
Bei den Werken handelt sich jedoch um nicht mehr als acht – bereits fix vergebene - Cockpits, wobei zwei davon noch nicht einmal für 2009 bestätigt sind. Alle anderen WRC-Sitze müssen gekauft werden – sogar Asphalt-Kaiser Francois Duval musste Geld an Bord bringen, damit er Ford in der Hersteller-WM helfen durfte…
Red Bull startete die Driver Search zu einer Zeit, als noch mehr als doppelt so viele Werke in der WM vertreten waren und diese zudem versprachen, je ein drittes Cockpit für Jungpiloten bereit zu stellen. Wäre dies passiert, würde es diesen Plan heute umgesetzt geben, könnte man die Argumente von Baumschlager und Überall durchaus verstehen – doch die Werke sind abgewandert, es gibt nicht einmal für Junioren-Weltmeister Sébastien Ogier, der wie Weltmeister Loeb ein „Citroen-Ziehkind“ ist, ein echtes Werks-Cockpit…
“Immer erst, wenn es eng wird…“
Überall erklärte zudem auch: „Andi hat zwar am Ende noch den WM-Titel geholt, doch die Saison war wie im Vorjahr ein ständiges Auf und Ab. Und so etwas sehen auch die Werke – das macht es für ihn jetzt natürlich nicht leichter.“ Und auch dieses Argument ist nur schwer nachvollziehbar – Aigner hat bei sechs gewerteten PWRC-Rallyes drei Siege und einen zweiten Platz erobert. Dass man ihm zwei Nullrunden bzw. den Ausfall bei der für ihn nicht gezählten Finnland-Rallye als „Auf und Ab“ ankreidet – da müsste man auch die Weltmeister Hamilton und Loeb in Frage stellen, die heuer ebenfalls Nullrunden verzeichnet haben. Aigner fabrizierte seine Nullrunden ausschließlich bei ihm unbekannten Rallyes – in Neuseeland flogen auf SP 1 auch Loeb und Aigners WM-Gegner Juho Hänninen ab…
Überall erklärt auch, dass „Andi immer erst dann die volle Leistung bringt, wenn es eng wird“. Es stellt sich die Frage, warum es im Frühjahr, beispielsweise bei seinem zweiten oder dritten Sieg in Folge „eng“ für Aigner gewesen ist? Der Fairness halber sei hinzugefügt, dass es möglicherweise abseits der sportlichen Ebene zu Vertrauensbrüchen gekommen ist, die offiziell nicht kommuniziert werden…
Ein WRC-Cockpit wird Red Bull mit Sicherheit nicht für Aigner kaufen – doch der RB-Manager stellte dennoch eine weitere Unterstützung in Aussicht: „Wir werden Andi auf jeden Fall als persönlicher Sponsor weiter unterstützen. Wir schauen uns für ihn auch nach Alternativen zur WRC um – da käme die IRC oder noch ein Jahr in der PWRC in Frage. Die Entscheidung fällt möglicherweise erst nach Weihnachten.“
Schade ist: Red Bull hätte auf internationaler Ebene zeigen können, wie eine erfolgreiche Driver Search abgewickelt wird. Schließlich gibt es mit der Pirelli Driver Search ein ähnliches Projekt, das international beobachtet wird. Man hätte Aigner sechs WRC-Rallyes finanzieren und für die – absolut erfolgreiche – Red Bull Driver Search die Lorbeeren einstreifen können. So aber werden wohl viele Fans den Kopf schütteln…