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Rallye-WM: Wales

Das Daumendrücken hat genützt – Aigner hat’s geschafft!

Andi Aigner & Klaus Wicha belegen Platz 2 hinter Patrick Flodin – Aigner ist Weltmeister! WRC: Sébastien Loeb schlägt Latvala im Krimi von Wales.

Michael Noir Trawniczek

Es ist vollbracht! Andreas Aigner wird acht Jahre nach dem Triumph von Manfred Stohl Österreichs zweiter PWRC-Weltmeister. Aigner und sein Co-Pilot Klaus Wicha konnten auf den rutschigen und zum Teil vereisten Schotterstraßen von Wales jenen dritten Platz halten, der nach dem Ausfall von Juho Hänninen ausreichte, um den Titel doch noch zu holen.

Dieser Titelgewinn stellt bislang den Höhepunkt einer beispiellosen Karriere dar – es ist zudem die eindrucksvolle Bestätigung des von Raimund Baumschlager und Armin Schwarz initiierten Projekts „Red Bull Driver Search“. Aigner wurde vor vier Jahren aus einer Heerschar von 400 Bewerbern ausgesucht, um als kompletter Rallye-Neuling die WM-Bühne zu erobern…

Diesen Sonntagvormittag wird Andi Aigner wohl nie vergessen. Nachdem er die beiden erneut extrem rutschigen Wertungsprüfungen – die 27,96 km lange SP „Rheola“ und die 20,09 km lange SP „Port Talbot“ - auf dem gefrorenen Schotter mit den versteckten Eisflächen überstanden und den dritten Platz halten konnte, ging der Steirer mit einem Vorsprung von einer Minute auf Guy Wilks ins letzte Service, bevor die beiden Prüfungen als SP 18 und 19 ein weiteres Mal absolviert wurden.

Auf SP 18 fuhr Aigner hinter Patrick Flodin, Guy Wilks und Patrick Sandell die viertschnellste PWRC-Zeit – Wilks gab also noch einmal kräftig Gas und konnte seinen Rückstand auf 46 Sekunden reduzieren. Im knappen Kampf um den Sieg – Flodin lag vor den letzten Prüfungen nur noch exakt eine Sekunde vor dem Peugeot Super 2000-Piloten Patrick Sandell - konnte Flodin seinen Vorsprung auf 11,3 Sekunden vergrößern.

Die letzte SP

Sodann stand die allerletzte Prüfung auf dem Programm – unvorstellbar die Lage von Andi Aigner auf diesen letzten 20 Kilometern. Nur ja keinen Abflug riskieren – jedes auch nur annähernd seltsames Geräusch im Auto wird wahrgenommen. Schließlich kommt es immer wieder vor, dass einen Piloten auf der letzten SP noch das Pech verfolgt…

Tatsächlich trat dieser Fall ein – jedoch nicht bei Aigner, sondern bei Patrick Sandell, der auf SP 19 wegen Motorproblemen stoppte. Verwirrt reagierte zunächst Sieger Patrick Flodin im neuen Gruppe N-Subaru Impreza, der zunächst in das Mikro des WRC-Radios stammelte: „Das ist wirklich nett…nur: Ich weiß eigentlich gar nicht, wer gewonnen hat.“ Als er erfuhr, dass Sandell stoppte und er der Sieger ist, jubelte er erleichtert: „Ah – ich bin so happy, das ist so nett, das Auto ist unglaublich…“

Wenig später fuhr Andi Aigner über die Ziellinie. Erleichterung! Er hat’s geschafft – und beendet die Wales-Rallye auf dem tollen zweiten Platz! Aigner jubelte: „Das ist fantastisch, ich bin so happy – das war eine sehr schwierige Rallye, wenn man die Ausfallsrate betrachtet. Es tut mir aber auch leid für Patrick Sandell und sein Team. Wir haben uns das ganze Wochenende auf die Top 3 konzentriert und wir haben es geschafft. Danke an das Team und an alle, die uns die Daumen gedrückt haben!“

Schade nur, dass Andi auf die Frage, ob man ihn im nächsten Jahr wieder in der Rallye-WM antreffen wird, nur mit „Sorry, das weiß ich nicht“ antworten musste. Doch es ist zu hoffen, dass der neue und schwer verdiente PWRC-Champion im nächsten Jahr weiter von Red Bull unterstützt wird und er ein WRC-Cockpit erhält. Er hat es jedenfalls verdient!

WRC: Loeb gewinnt den Krimi von Wales

Auch in der großen Spielklasse WRC wurde der Sieg quasi auf den letzten Metern ausgefochten. Nach dem Service war der Vorsprung von Ford-Werkspilot Jari Matti Latvala auf winzige 1,4 Sekunden geschrumpft – Sébastien Loeb erhielt von Citroen grünes Licht, um seinen persönlichen Saisonrekord einzustellen und den zehnten Saisonsieg einzufahren.

Auf SP 18 brannte Loeb auch prompt die Bestzeit in den Schotter, knöpfte Latvala 8,7 Sekunden ab. Doch die Freude währte nicht lange – denn Loeb erhielt wegen eines Frühstarts zehn Strafsekunden aufgebrummt. Somit konnte Latvala die Führung halten, Loeb fehlten vor der letzten Prüfung 2,2 Sekunden.

Doch auf SP 19 ließ es der Weltmeister noch einmal richtig krachen – der Franzose brachte all seine fahrerischen Fähigkeiten ins Spiel: Abermals Bestzeit – um 4,9 Sekunden schneller als Latvala. Womit der fünffache Champion die Wales-Rallye mit einem Vorsprung von 2,7 Sekunden auf Jari Matti Latvala gewinnen konnte.

Loeb jubelte voller Erleichterung: „Dieser Sieg freut mich ganz besonders – die letzten Tage, mit den rutschigen Prüfungen haben mir nicht gefallen, aber es war ein sehr aufregender Kampf mit Jari Matti. Und wir konnten den Herstellertitel sichern.“ Loebs Teamkollege Dani Sordo trug mit einem dritten Platz dazu bei, dass die Franzosen in diesem Jahr beide WM-Wertungen gewinnen konnten. Sordo freute sich: „Das ist sehr gut für unser Team.“

Ford hätte elf Punkte aufholen müssen, um sich wie in den beiden Jahren zuvor mit dem Herstellertitel über den Verlust des Fahrertitels hinweg zu trösten. Nach einem Überschlag von Mikko Hirvonen war diese wage Chance schon früh dahin – Vizemeister Hirvonen beendete die Rallye immerhin noch als Achter in den Punkterängen. Und der junge Latvala konnte mit dem zweiten Platz noch einmal aufzeigen, dass er das große Talent der Zukunft ist.

Subaru-Pilot Petter Solberg war wie so oft „Best of the Rest“ und erfreute sein Team mit einem guten vierten Platz, nachdem sein Teamkollege Chris Atkinson schon am Freitag nach einem Crash - nach dem der Australier zunächst ins Spital geflogen und wenig später glücklicherweise wieder entlassen wurde - aufgeben musste. Der im Sommer eingeführte Subaru WRC2008 brachte das Team bislang nicht auf die Siegerstraße zurück…

Henning im Pech – Suzuki mit Punktesegen

Pech hatte Solbergs Bruder Henning - der Stobart Ford-Pilot stoppte auf der vorletzten Prüfung: gebrochene linke Hinterradaufhängung. Zuvor rückte der Norweger dem bravourös fahrenden Suzuki-Piloten Per Gunnar Andersson auf den Pelz. Andersson konnte somit die Rallye auf dem tollen fünften Platz beenden.

Besonders erfreulich für Suzuki: Auch Toni Gardemeister beendete als Siebenter die Rallye in den Punkterängen, das Suzuki SX4 WRC erwies sich am Ende der Debütsaison der Japaner als haltbar – dennoch scheint es angesichts der weltweiten Finanzkrise noch nicht sicher zu sein, dass die Japaner weiter in der Rallye-WM antreten werden.

Francois Duval hat vor der Wales-Rallye gezweifelt, ob er nach dem Unfall in Japan, bei dem sein Co-Pilot Patrick Pivato schwer verletzt wurde, überhaupt in Wales antreten soll. Doch dann entschloss sich der Belgier, mit Bernd Giraudet als Beifahrer zu starten – mit den besten Wünschen von Pivato konnte Duval am Ende den guten sechsten Platz belegen.

MotoGP-Weltmeister Valentino Rossi konnte seine dritte WM-Rallye auf dem guten zwölften Gesamtrang beenden – der Italiener erklärte: „Ich bin happy, denn das war unsere erste Rallye bei solchen schwierigen Konditionen. Wir mussten am Anfang sehr vorsichtig fahren – aber wir haben das Ziel erreicht und ich bin wirklich sehr zufrieden.“

Die Rallye-WM hat sich in Wales mit einem wahren Krimi verabschiedet und damit gleich einmal die Lust auf mehr geweckt. Und noch einmal: Andi Aigner hätte es verdient, als PWRC-Weltmeister 2008 im Jahr 2009 in die WRC zurückzukehren. Bravo Andi Aigner, bravo Klaus Wicha, bravo Raimund Baumschlager, bravo Red Bull Rallye Team!

Update: Die Rennleitung hat die 10 Strafsekunden für Sébastien Loeb, wegen Früstarts, zurück genommen - womit Loeb nunb einen Vorsprung von 12,7 Sekunden aufweist.

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