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Rallye-WM: Wales

„Auch ein Hänninen macht Fehler!“

Andi Aigner spricht im motorline.cc-Talk über das PWRC-Finale in Wales, seinen Test im Citroen C4 WRC und seine Zukunft in der Rallye-WM.

Michael Noir Trawniczek

Andi – Raimund Baumschlager hat uns im motorline.cc-Interview von deinem C4-Test erzählt – daher kann die erste Frage nur lauten: Wie war’s?

Das war ein Hammer! Der C4 ist fantastisch zu fahren – ich bin ja zuletzt 2006 mit einem World Rally Car gefahren, doch mit dem Skoda Fabia WRC hat der C4 wenig bis gar nichts gemeinsam, ein Vergleich zum Skoda Fabia WRC ist eigentlich gar nicht möglich. Der C4 spürte sich sehr neutral an und er war – unter Anführungszeichen – ‚einfach’ zu fahren.

Auf welchem Belag fand der Test statt?

Wir sind auf Asphalt gefahren, ich habe rund 100 Kilometer absolviert. Am Anfang gab es klarerweise eine gewisse Eingewöhnungsphase – denn ich bin schon sehr lange nicht mehr auf Asphalt gefahren und ich fuhr auch zum ersten Mal mit den Einheitsreifen von Pirelli.

War das eines der Autos, die mit Loeb und Sordo in der WM eingesetzt werden?

Ja, der Wagen kam direkt von der Spanien-Rallye, mit dem Setup für Spanien.

Wie war die Reaktion des Teams?

Das Team, die Techniker haben gesagt, dass der Test gut war und dass auch meine Aussagen über das Fahrverhalten sehr gut waren.

Angesichts deines Sponsors wäre das C4 World Rally Car ja eigentlich die am meisten logische und beste Möglichkeit für 2009, oder?

Dieses Auto ist wirklich fantastisch und es wäre der absolute Traum, im nächsten Jahr mit einem C4 anzutreten.

Jetzt stellt sich – neben der offenen Red Bull-Entscheidung – noch die Frage des Einsatzteams, denn die Werkscockpits sind vergeben. Beim Citroen-Kundenteam PH Sport sind einige Kandidaten im Gespräch – wäre PH Sport eine Möglichkeit?

Rund um PH Sport ist noch gar nichts fixiert, da werden viele mögliche Piloten genannt – aber das wird noch eine Zeit dauern, bis hier Entscheidungen getroffen werden. Das wird auch direkt nach der Wales-Rallye noch nicht entschieden werden. Der Test mit dem C4 war jedenfalls total geil und es wäre der totale Hammer, mit einem solchen Boliden im nächsten Jahr in die WRC zurückzukehren.

Jetzt sind ja bei PH Sport auch die diesjährigen Piloten Urmo Aava und Conrad Rautenbach im Gespräch, zudem erklärte Citroen, dass die sechs Rallyes von JWRC-Champion Sébastien Ogier auf privater Basis erfolgen – wäre es auch denkbar, dass Red Bull einen C4 selbst einsetzt bzw. für das Einsatzteam sorgt? Also beispielsweise BRR als Einsatzteam?

Diese Frage müssen andere entscheiden, ich persönlich höre zum ersten Mal von den privaten Einsätzen von Ogier und da stellt sich auch die Frage, was überhaupt ein privater Einsatz sein soll. Ich erachte die Crew von PH Sport als ebenso professionell wie jene von Citroen Sport und man hat ja heuer auch gesehen, dass der Urmo Aava auch mit dem PH Sport-Citroen Topresultate einfahren konnte – weil man dort gleichwertiges Material wie die Werkstruppe erhält. Bei Citroen gibt es keine schlechten Teile.

Das könnte der Manfred Stohl vielleicht ein bisschen anders sehen…

Gut, das war aber auch der Unterschied zwischen dem Citroen Xsara und dem Citroen C4 – diese Abstufungen gibt es ja nicht mehr. Ich denke schon, dass wir gleichwertiges Material erhalten würden.

In Wales kämpfst du um den PWRC-Titel. Man könnte jetzt sagen: Selbst wenn du den Titel schaffst, ist das keine Garantie für eine Verlängerung mit Red Bull so wie es umgekehrt, wenn du den Titel verpassen solltest, nicht gleich den Ausstieg von Red Bull bedeuten muss…

Ich habe weder in die eine noch in die andere Richtung konkrete Zeichen vernommen – meine Konzentration liegt jetzt zu 120 Prozent bei Wales. Freilich kann der Weltmeistertitel in der Frage von Red Bull kein Nachteil sein.

Die Ziele, die Raimund Baumschlager und Armin Schwarz vor rund fünf Jahren gesteckt haben, wurden zu einem großen Teil erreicht: Man hat einen Piloten aus dem Nichts heraus auf die WM-Bühne gebracht und mit dem C4-Test wurde auch das gewünschte Interesse eines Herstellers erreicht…

Genau. Und der PWRC-Titel wäre noch das Sahnehäubchen sozusagen. Allerdings muss man auch dazusagen, dass sich die Situation in der Weltmeisterschaft drastisch verändert hat.

Damals wollten die Werksteams je ein drittes Auto für Jungpiloten einsetzen, womit man das Ziel, dich in ein Werkscockpit zu hieven, viel leichter hätte umsetzen können. Doch dann stiegen bekanntlich mehr als die Hälfte der Werke aus und anstatt der dritten Cockpits gibt es heute quasi eine Werkscockpitwüste.

Ja, bei den Werkscockpits braucht man nur rundum zu schauen – da ist alles zu. Aber es besteht die Hoffnung, dass es ab 2010 oder 2011 wieder so wird wie vor fünf Jahren - wenn dann hoffentlich Werke wie Fiat, Skoda oder Peugeot in die Rallye-WM einsteigen.

Zurück zum bevorstehenden WM-Finale – du bist in der letzten Zeit nicht gerade viel im Auto gesessen, während dein Rivale Juho Hänninen so richtig eingeschossen ist. Aber du konntest immerhin noch einen Test auf Schotter absolvieren, nicht wahr?

Ja, und dieser Test war sehr wichtig für uns. Wir konnten dort einen Schritt vorwärts gehen mit der Fahrzeugentwicklung – und das, obwohl es den Mitsubishi Lancer Evo IX schon so lange gibt und er im Prinzip bereits ausgereift ist.

Was genau habt ihr gefunden?

Unser Cheftechniker hat beim Dämpfer eine neue Lösung gefunden.

Kann man diesen Vorteil zeitmäßig einschätzen?

Da geht es eher darum, dass dadurch das Feeling im Auto besser wird. Das hebt das Vertrauen in das Auto, es ist dadurch leichter zu fahren.

In der Tabelle liegst du sechs Punkte hinter Juho Hänninen – wie sieht deine Taktik für Wales aus?

Es gibt keine Taktik – ich kann nur von Anfang an Vollgas geben und das Ziel muss heißen, dass man am Ende in die Top 3 gelangt. Wir haben ein starkes Starterfeld, die Prüfungen sind bis auf zwei Sonderprüfungen alle neu oder sie verlaufen in die Gegenrichtung oder sie sind anders aufgeteilt.

Man muss also den Schrieb zu einem großen Teil komplett neu schreiben – das ist natürlich für alle Teilnehmer so, aber Leute wie die Teilnehmer an der britischen Rallye-Meisterschaft – zum Beispiel die beiden Higgins-Brüder oder Guy Wilks - kennen die Prüfungen von den lokalen Rallyes her. Und diese Leute wie Patrick Flodin und so weiter werden hier voll auf den Gesamtsieg gehen.

Da kann ich also nur schauen, dass ich von Beginn an in den Top 3 liege – obwohl am Anfang auch die Top 5 reichen müssten, weil sich dann wieder welche wegwerfen werden. Am Ende muss ich jedenfalls in den Top 3 landen – zu sagen, ich möchte von Anfang an vorne wegzischen, wäre angesichts des starken Feldes vermessen.

Hänninen fährt naturgemäß die konträre Taktik, also auf Nummer sicher…

Seine Taktik ist auch nicht gerade leicht. Denn bei dieser Rallye wird es nahezu unmöglich sein, mit Superally wieder in die Punkteränge vorzupreschen. Wenn du also auch nur einen winzigen Fehler machst oder du dir einen Patschen holst, kann es bereits vorbei sein. Und wir haben heuer gesehen, dass auch ein Juho Hänninen Fehler macht. Es ist also alles offen – ich kann nur versuchen, das Maximum heraus zu holen und dabei keinen Fehler zu machen. Und dass es möglich ist, haben wir im Frühjahr bei den drei Siegen in Folge gesehen.

Du bist gerade auf dem Weg zum Flughafen…

Ja, morgen [heute Dienstag, d. Red.] geht es dann los mit der Besichtigung, am Mittwoch wird ebenfalls besichtigt, am Donnerstag dann der Shakedown – der ganz normale Ablauf eines Rallye-Wochenendes. Da werde ich auch nichts daran ändern, sondern die Rallye wie immer angehen.

Dennoch wird diese Rallye eine Nervenschlacht…

Davon kannst du ausgehen – aber ich bin gut vorbereitet und voll motiviert!

Andi – ich drücke dir auch im Namen der motorline.cc-Redaktion und im Namen unserer LeserInnen ganz fest die Daumen und sage: Toi, toi, toi – danke für das Gespräch und viel Glück in Wales!

Vielen Dank, gemma’s an!

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