Rallye-WM: Wales | 07.12.2008
Höchstspannung auf den letzten 48 SP-Kilometern!
Was für ein Finale! Latvala nur noch 1,4 Sekunden vor Loeb. In der PWRC liegt Flodin nur 1 Sekunde vor Sandell. Und Andi Aigner weiter auf Titelkurs!
Michael Noir Trawniczek
Von den im Bewerb verbliebenen Piloten wird bei der Wales-Rallye noch einmal alles abverlangt. Klirrende Kälte in der Nacht von Samstag auf Sonntag – die Schotterstraßen wie befürchtet gefroren, vereist, unberechenbar und äußerst rutschig. Vor allem die morgendliche SP 16 „Rheola“, mit 27,96 Kilometer die längste Wertungsprüfung des Tages, forderte von den Crews maximale Konzentration.
Der führende Jari Matti Latvala schilderte eindrucksvoll die schwierigen Konditionen: „Eine Mischung aus gutem Grip und im nächsten Moment kommen wieder die Eisflächen. In einem heiklen Moment hatten wir Glück, indem wir von der Strecke abkamen und aber von einer Böschung wieder zurück auf die Straße gestoßen wurden. Ich versuche, so schnell wie möglich zu fahren – aber wenn Séb schneller sein sollte, kann ich nichts dagegen tun.“
Tatsächlich konnte Sébastien Loeb auf der Eröffnungsprüfung schneller fahren – als Bestzeithalter knöpfte er Latvala 5,1 Sekunden ab, sodass der Vorsprung des Finnen auf winzige 2,2 Sekunden schmolz. Loeb gab zu Protokoll: „Es ist sehr rutschig, die Straße ist komplett gefroren und es ist sehr schwierig, hier zu fahren.“
Auf der 20,09 Kilometer langen SP 17 „Port Talbot“ herrschten weiterhin schwierige Bedingungen, wenngleich das Eis etwas weniger wurde und dafür der Schlamm zum Vorschein kam.
Abermals konnte Loeb die Bestzeit markieren, doch Latvala war nur um acht Zehntelsekunden langsamer, womit der Ford-Werkspilot weiterhin als Führender ins letzte Service vor dem großen Showdown geht. Sein Vorsprung beträgt aber nur noch 1,4 Sekunden – die Wales-Rallye wird also auf den letzten 48 SP-Kilometern entschieden.
Hinter Latvala und Loeb belegen Dani Sordo, Petter Solberg, Per Gunnar Andersson, Henning Solberg, Francois Duval, Toni Gardemeister und Mikko Hirvonen die Plätze drei bis neun. Nach derzeitigem Stand verliert Ford die Herstellerkrone an Erzkonkurrent Citroen.
PWRC: Aigner bravourös & weiter auf Titelkurs
Noch mehr Spannung herrscht aus österreichischer Sicht in der seriennahen PWRC. Auch bei den Produktionswägen kommt es zum großen Showdown um den Sieg, denn Patrick Sandell konnte den Rückstand auf Patrick Flodin auf exakt eine Sekunde reduzieren. Auf SP 16 konnte der führende Flodin noch die Bestzeit markieren – doch auf der 17. Prüfung zauberte Sandell in seinem Peugeot Super 2000-Boliden eine Bombenbestzeit in den walisischen Schotter.
„Ich habe gespürt, dass ich auf dieser Prüfung die absolute Chance habe – ich wusste, dass ich hier kräftig Gas geben muss!“, jubelte Sandell. Flodin hingegen verlor auf SP 17 etwas mehr als eine halbe Minute. „Wir haben bei einer Abzweigung zu spät gebremst und ich musste zurückschieben, da haben wir recht viel Zeit verloren“, erklärte der Subaru-Pilot. Flodin und Sandell stehen wie Latvala und Loeb vor einem Herzschlagfinale.
Ein Herzschlagfinale steht vor allem auch Andi Aigner, seinem Co-Piloten Klaus Wicha, Raimund Baumschlager und dem Red Bull Rallye Team sowie den heimischen Rallyefans bevor!
Aigner meisterte die ersten beiden Vormittagsprüfungen bravourös, fand die richtige Mischung aus Vorsicht und Speed – mit 57,7 Sekunden Rückstand belegt Aigner weiterhin den dritten Platz, der für den WM-Titel nötig ist.
Aigner erklärte im Zielraum der SP 17: „Wir fahren jetzt wirklich sehr vorsichtig – die erste Prüfung war extrem rutschig. Daher müssen wir aufpassen – aber ich muss auch auf Guy Wilks schauen, den müssen wir ja unbedingt hinter uns halten.“
Wilks liegt als Vierter immer noch etwas mehr als eine Minute hinter Aigner zurück – der Steirer braucht also auf den letzten 48 Wertungskilometern nichts mehr riskieren. Er muss nur noch das Auto auf der Strecke halten – wenn alles gut geht, dürfen wir uns bald schon freuen…
Ab 11.10 Uhr Ortszeit (12.10 Uhr MEZ) werden die Prüfungen „Rheola“ und „Port Talbot“ ein zweites Mal absolviert – die Rallye-WM 2008 verabschiedet sich mit einem wahren Krimi. Showdown um den Sieg - in WRC und PWRC! Und das große Daumendrücken für Andi Aigner!