MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Dakar-Rallye 2006

"Wir fahren um zu lernen, die Zielankunft wäre ein Traum"

Raphael Sperrer fiebert seinem Start bei der berühmt-berüchtigten Dakar-Rallye bereits entgegen, was die Erwartungen betrifft, bleibt er realistisch.

  • Fotogalerie Raphael Sperrer

    Die Motorsportfans können sich bestimmt noch sehr gut an Raphael Sperrer erinnern, als er im Jahre 2002 gegen den jetzigen WM-Piloten Manfred Stohl den österreichischen Rallye-Staatsmeistertitel erringen konnte. Es war sein sechster Titel, nur ganz wenige haben damit in Österreich mehr erreicht als er.

    Im Jahr zuvor musste er sich jedoch einem anderen prominenten Widersacher geschlagen geben: Franz Wittmann schnappte ihm den Titel bei gleicher Punktanzahl vor der Nase weg – ein technisch bedingter Ausfall kostete den Triumph. Beide Duelle waren von ziemlich großer Rivalität geprägt.

    Am Ende gab der Erfolg Raphael Sperrer Recht, er holte wie bereits erwähnt 2002 seinen sechsten Staatsmeisterschaftstitel – der Abschluss seiner WRC-Karriere. Seit damals ist viel passiert. Der lange, drahtige Oberösterreicher ist lockerer geworden, in nahezu allen Belangen. „Nur“ der Perfektionismus ist ihm geblieben – und das gereicht ihm sicherlich nicht zum Nachteil…

    „Die Rallye Dakar zu fahren, war schon immer ein Traum von mir. Dass er jetzt endlich Wirklichkeit wird, kann ich noch immer nicht so recht glauben. Die Vorbereitungen waren lange und schwierig, dank meines neuen, internationalen Partners Gauloises und meines langjährigen Sponsors Remus hat es aber letztendlich geklappt. Ich kann es kaum mehr erwarten, dass es losgeht“, so Sperrer.

    Warum die Vorbereitungen so langwierig waren, kann man sich leicht vorstellen: Da ist er wieder, der Perfektionismus von Sperrer: „Ich habe immer gesagt, dass ich so ein Projekt nur dann durchziehe, wenn alles passt. Und das tut es jetzt. Von der Mannschaft über das Auto bis zum Co-Piloten bin ich optimal versorgt, wir können, gemessen an der relativ kurzen Vorlaufzeit, gut vorbereitet zum Start nach Lissabon fahren.“

    Nach seinen Zielen befragt, überrascht Raphael Sperrer mit einer für seine Verhältnisse überraschend vorsichtigen Ansage: „Wir fahren dieses Jahr, um zu lernen. Es wäre ein Riesenerfolg, wenn wir den Ruhetag in Nuakchott, in Mauretanien erreichen. Von einer Zielankunft möchte ich gar nicht reden. Das wäre ein absoluter Traum."

    "Diese Rallye ist so schwierig, das ist mit nichts zu vergleichen. Wir haben keine Erfahrung mit der Navigation im Zusammenspiel mit Roadbook und GPS-System. Ola ist zwar ein ausgezeichneter Co, wir verstehen uns sehr gut. Aber es fehlt ihm und mir einfach die Praxis."

    "Außerdem ist das Fahren mit meinem Buggy schon eine Umstellung im Vergleich zum WRC, das ich in früheren Jahren gefahren bin. Beim letzten Test in Luxemburg habe ich bei der Fahrt über die richtig großen Steine und Sprünge geglaubt, mir schüttelt es die Eingeweide durcheinander. Zudem neigt sich das Fahrzeug in Kurven deutlich, das Gefühl ist mit einer Motorboot-Fahrt zu vergleichen."

    „Und die nächste wirkliche Challenge wird die schiere Streckenlänge werden. 9.000 Kilometer! Um auf diese Distanz zu kommen, muss ich in Österreich drei Jahre lang jeden Staatsmeisterschaftslauf fahren. Das fahren wir dort in zwei Wochen. Und wir haben gerade einmal ein Prozent der Gesamtdistanz, also 90 Kilometer, mit dem Auto getestet“, gibt sich der einzige österreichische Teilnehmer im 240 Teilnehmer starken Auto-Starterfeld vorsichtig.

    „Ich habe Gott sei Dank keinen Druck. Das Projekt ist auf längere Sicht ausgelegt – und heuer werden wir lernen, hoffentlich möglichst viel…“

    Das Auto

    Buggy mit V6-Mittelmotor (Euro) und Heckantrieb; aufgebaut nach FIA Reglement T2 2WD

    Kraftübertragung

    Getriebe: 5-Gang-H-Renngetriebe, längs eingebaut, geradeverzahnt, unsynchronisiert (Fortin)
    Differential: Kegelrad-Differential ohne Sperre
    Kupplung: Sintermetall-Kupplung (Tilton)
    Antrieb: Hinterradantrieb

    Chassis und Karosserie

    Aufbau: Stahl-Profilrahmen-Chassis, zweitürige Karosserie aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff
    FIA/FT3-Sicherheitstank, Tankinhalt 350l

    Fahrwerk

    Vorderachse: Doppelquerlenker, Schraubenfedern
    Hinterachse: Schräglenker, Schraubenfedern, Stabilisator
    Dämpfer: Coilover und Bypass, einstellbar in Zug- und Druckstufe (Fox)
    Lenkung: Servolenkung
    Bremsen: vorne unbelüftete Scheiben (280mm), hinten innenbelüftete Scheiben (280mm)
    Aluminium-Bremssattel vorne und hinten (CNC)
    Felgen: Vorderachse: 4 x 16", Hinterachse: 6 x 15" (Centerline/Fortin)
    Reifen: Vorderachse: 235-86/16", Hinterachse: 335 x 12,5/15" (BF Goodrich)

    Maße

    Länge/Breite/Höhe: 4.600/2.200/1.800 (Angaben in mm)
    Spurweite vorne/hinten: 1.830/1.890 (Angaben in mm)
    Radstand: 3.060 mm
    Gewicht: 1.180 kg
  • News aus anderen Motorline-Channels:

    Dakar-Rallye 2006

    - special features -

    Weitere Artikel:

    KTM-Motorsportchef Pit Beirer

    "Sind gut auf die Zukunft von KTM vorbereitet"

    Motorsportchef Pit Beirer betont, dass es keine Krise bei KTM gibt - Realistisch gesehen gilt es, das MotoGP-Projekt rund um Platz fünf zu stabilisieren

    Vorschlag für mehr Spannung

    Alle drei Reifen-Mischungen als Pflicht?

    Die Diskussionen um den niedrigen Reifenverschleiß und die "Dirty Air" gehen weiter: George Russell hat eine Idee, Routinier Fernando Alonso winkt hingegen ab

    GP von Saudi-Arabien: Freies Training

    McLaren gibt Ton an - Crash von Tsunoda

    Lando Norris sichert sich die Bestzeit im zweiten Freien Training in Dschidda, Max Verstappen landet auf P3, Yuki Tsunoda kurz vor Ende der Session in der Mauer

    GP von Bahrain: Qualifying

    Piastri holt Pole vor Russell

    Das war knapper als gedacht: Lando Norris im Sachir-Qualifying nur auf P6, Mercedes stärker als gedacht - aber Oscar Piastri liefert auf den Punkt ab und fährt auf P1

    V10-Gipfel in Bahrain

    Erstmal kein V10 Comeback

    Was wir über das Powerunit-Meeting wissen: Der V10 wird in der Formel 1 erstmal kein Comeback feiern, weil es dafür nicht die notwendige Mehrheit gibt