
Dakar-Rallye 2006 | 01.01.2006
Viel Staub, viele Pulks...
Der zweifache Dakar-Sieger Jean-Louis Schlesser konnte am ersten Tag in Afrika die Bestzeit holen, doch Nani Roma eroberte für Mitsubishi die Gesamtführung. Sperrer wurde 41.
Michael Noir Trawniczek
Um 7 Uhr am Morgen legte die Fähre in Marokko an, welche die Dakar-Protagonisten vom europäischen auf den afrikanischen Kontinent brachte. Die erste echte Wüsten-Etappe führte den Tross von Nador nach Er Rachidia - 672 Kilometer, davon 314 Kilometer Sonderprüfung. Der Staub machte den Teilnehmern ein wenig zu schaffen, und oftmals wurden bis zu 15 Mann große Pulks von Motorrädern gesichtet...
Autos: Schlesser siegte in der vertrauten Wüste
Während die beiden ersten Etappen wegen ihres WRC-Charakters dem Rallye-WM-Ass Carlos Sainz entgegenkamen und der Spanier prompt beide Sonderprüfungen für sich entscheiden konnte, triumphierte am dritten Tag, dem ersten auf afrikanischem Boden, der zweifache Dakar-Sieger Jean-Louis Schlesser mit seinem Ford-angetriebenen Eigenbau-Buggy.
Schlesser bewältigte die 314 km lange Sonderprüfung in 2:50.58 Stunden und war damit um 19 Sekunden schneller als Mitsubishi-Pilot Hiroshi Masouka. Weitere 18 Sekunden dahinter reihte sich dessen Stallkollege Stephane Peterhansel als Dritter des Tages ein - nach zwei von Reifenschäden gezeichneten Europa-Etappen lief es für den Topfavoriten am dritten Tag prächtig. Der Franzose versuchte, den Staub und die vielen Pulks zu meiden, ließ es etwas vorsichtiger angehen. In der Gesamtwertung rückte Peterhansel auf Rang 6 auf.
Noch mehr Grund zur Freude im Mitsubishi-Team lieferte Nani Roma - mit einem sechsten Tagesrang konnte der Spanier die Führung in der Gesamtwertung übernehmen, direkt vor Masouka. "Ich bin sehr überrascht und glücklich, die Führung übernommen zu haben", erklärte Nani Roma. Er fügte hinzu: "Ich habe lediglich versucht, das Ziel zu erreichen und keine Fehler zu machen. Ich hatte keine größeren Probleme und möchte diese Strategie auch morgen weiter verfolgen." Warnender Nachsatz: "Es ist gefährlich, im Staub zu pushen. Einmal fuhren 10 bis 15 Motorräder im Pulk."
"Heute gab es viel Staub", bestätigte auch Masouka seinen Stallkollegen. Masouka beschreibt eine abenteuerliche Sonderprüfung: "Wir fuhren an die 200 Kilometer mit Carlos Sainz, Luc Alphand und Nasser Al-Attiyah. Dann überholte ich Luc, Carlos kam ein wenig vom Weg ab und schon war ich Zweiter. Danach überholte ich Nasser und war Erster am Ende der Sonderprüfung." Ex-Skistar Luc Alphand sprach von einem "langen Zug aus Autos und Motorrädern", und: "Es gab keine Chance, in einen Rhythmus zu kommen."
Mitsubishi-Teamchef Dominique Serieys erklärte: "Ich habe unseren Fahrern erklärt, dass die VW-Piloten unsere Hauptrivalen sind und dass sie aber dennoch auf Jean-Louis Schlesser Acht geben sollen. Das hat Schlesser heute mit seinem Tagessieg bestätigt." Der Teamboss zeigte sich hoch erfreut über die Gesamtführung von Nani Roma: "Es war ein guter Tag für uns."
Carlos Sainz, der die Gesamtwertung bislang angeführt hat, verlor am dritten Tag als Zwölfter 6:45 Minuten und rutschte somit im Gesamtklassement auf Platz 4 zurück, hinter Volkswagen-Stallkollege Bruno Saby. Mit einem sechsten Tagesrang konnte sich VW-Pilotin Jutta Kleinschmidt im Klassement verbessern, die Deutsche belegt Rang 5.
Nachdem Raphael Sperrer gestern schon den Ausschluss vor Augen hatte - acht Minuten später, und das erste Dakar-Abenteuer des Kirchdorfers hätte ein jähes Ende genommen - belegte der sechsfache Rallye-Staatsmeister heute einen guten 41. Platz. In der Gesamtwertung findet man das Duo Sperrer/Floene auf Rang 99 - Rückstand 1:53.22 Stunden.
Morgen Dienstag wartet die mit 386 Kilometern längste Sonderprüfung der Dakar-Rallye auf die über 400 Teilnehmer. Diese "Stage" wartet mit verschlungenen und felsigen, aber auch Hochgeschwindigkeits-Straßen auf, und auch der Wüstensand kommt nicht zu kurz.
3. Etappe Autos:
1. Jean-Louis Schlesser (F)/Francois Borsotto (F) Schlesser Buggy 2h 50m 58s
2. Hiroshi Masuoka (J)/Pascal Maimon (F) Mitsubishi Pajero/Montero Evolution 2h 51m 17s
3. Stéphane Peterhansel (F)/Jean-Paul Cottret (F) Mitsubishi Pajero/MonteroEvolution 2h 51m 35s
4. Jutta Kleinschmidt (D)/Fabrizia Pons (I) Volkswagen Touareg 2h 51m 54s
5. Robbie Gordon (USA)/Darrek Skilton (USA) Hummer 2h 52m 28s
6. Joan Roma (E)/Henri Magne (AND) Mitsubishi Pajero/Montero Evolution 2h 52m 32s
7. Mark Miller (USA)/Dirk Van Zitzewitz (D) Volkswagen Touareg 2h 53m 12s
8. Bruno Saby (F)/Michel Périn (F) Volkswagen Touareg 2h 53m 18s
9. Giniel de Villiers (ZA)/Tina Thörner (S) Volkswagen Touareg 2h 53m 26s
10. Nasser Saleh Al-Attiyah (QA)/Alain Guehennec (F) BMW X3 CC 2h 54m 34s
11. Luc Alphand (F)/Gilles Picard (F) Mitsubishi Pajero/Montero Evolution 2h 57m 26s
12. Carlos Sainz (E)/Andreas Schulz (D) Volkswagen Touareg 2h 57m 42s
41. Raphael Sperrer (Aut)/Ola Floene (Nor) Gauloises Buggy 3h 31m 32s
Gesamtwertung Autos:
1. Joan Roma (E)/Henri Magne (AND) Mitsubishi Pajero/Montero Evolution 5h 27m 34s
2. Hiroshi Masuoka (J)/Pascal Maimon (F) Mitsubishi Pajero/Montero Evolution 5h 27m 40s
3. Bruno Saby (F)/Michel Périn (F) Volkswagen Touareg 5h 28m 28s
4. Carlos Sainz (E)/Andreas Schulz (D) Volkswagen Touareg 5h 28m 30s
5. Jutta Kleinschmidt (D)/Fabrizia Pons (I) Volkswagen Touareg 5h 28m 31s
6. Stéphane Peterhansel (F)/Jean-Paul Cottret (F) Mitsubishi Pajero/Montero Evolution 5h 29m 10s
7. Mark Miller (USA)/Dirk Van Zitzewitz (D) Volkswagen Touareg 5h 30m 52s
8. Robbie Gordon (USA)/Darrek Skilton (USA) Hummer 5h 31m 45s
9. Luc Alphand (F)/Gilles Picard (F) Mitsubishi Pajero/Montero Evolution 5h 31m 59s
10. Jean-Louis Schlesser (F)/Francois Borsotto (F) Schlesser Buggy 5h 32m 00s
11. Nasser Saleh Al-Attiyah (QA)/Alain Guehennec (F) BMW X3 CC 5h 32m 04s
12. Giniel de Villiers (ZA)/Tina Thörner (S) Volkswagen Touareg 5h 32m 07s
99. Raphael Sperrer (Aut)/Ola Floene (Nor) Gauloises Buggy 7h 20m 56s
Motorräder: Siebenfachtriumph für KTM!
Beeindruckend ist die Ergebnisliste der dritten Sonderprüfung bei den Motorrädern - sieben KTM-Piloten in den Top 7! Die sieben Musketiere heißen: Caldecott, Grider, Despres, De Gavardo, Pellicer, Coma und Amaral. In der Gesamtwertung liegen nun sechs KTM-Fahrer an der Spitze - es führt Despres.
3. Etappe Motorräder:
1. Caldecott (Repsol KTM) 03:21:11h
2. Grider (Red Bull USA KTM) +03:04
3. Despres (Gauloises KTM) +03:06
4. De Gavardo (Repsol KTM) + 03:27
5. Pellicer (KTM) +04:11
6. Coma (Repsol KTM) +05:45
7. Amaral (KTM) +06:28
8. AgraCarrera (YAMAHA)+06:46
9. Blais (Red Bull USAKTM) +06:55
10. Ullevalseter (KTM) +07:08
Gesamtwertung Motorräder:
1. Despres (Gauloises KTM), 06:03:12h
2. Coma (Repsol KTM), 06:04:28h, + 01:16
6. Pellicer (KTM), 06:04:51h, + 01:39
4. Caldecott (Repsol KTM), 06:06:53h, + 03:41, Penalty: 02:00
5. De Gavardo (Repsol KTM), 06:06:53h, + 03:41
6. Casteu (Gauloises KTM), 06:08:50h,+ 05:38
7. Fretigne (YAMAHA), 06:09:01h, + 05:49
8. Grider (Red Bull USAKTM), 06:09:12h, + 06:00
9. Esteve Pujol (Gauloises KTM), 06:09:47h,+ 06:35
10. AgraCarrera (YAMAHA), 06:10:33h, + 07:21
Trucks: Alles Chagin!
Bei den LKW-Piloten siegte wieder das russische Trio Chagin/Yakubov/Savostin auf Kamaz, sie führen auch in der Gesamtwertung. Zweiter des Tages und Zweiter der Gesamtwertung ist das italienische Trio Biasion/Albiero/Diamante auf Iveco.