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Rallye Dakar 2010

Der längste Tag: 600 SP-Kilometer

Vor der Pause eine riesige Aufgabe: 600 Kilometer SP! - Bombendrohung gegen die Rallye? - Ärger um Marc Coma - VW ohne Teamorder?

Johannes Gauglica & marathonrally.com; Foto: VW

Details zum schweren Sturz von Luca Manca: Der Italiener ist kurze Zeit vor seinem High-Speed-Unfall schon einmal gestürzt und dann offenbar trotz Warnungen anderer Rallyeteilnehmer weitergefahren.

Seine gute Position in der Wertung hat ihn vielleicht verlockt, im Sattel zu bleiben. Der 29jährige Italiener hat bereits einige Erfahrung bei Marathon-Rallyes, er war aber zum ersten Mal bei der Dakar dabei und gleich weit vorne mit von der Partie. Sein gegenwärtiger zustand ist weiterhin lebensbedrohlich, aber immerhin stabil.

Unangenehme News gibt es auch auf einem anderen Gebiet, nämlich der Politik. Die Rallye Dakar hat ja wegen der Terrordrohungen der Al-Kaida den afrikanischen Kontinent verlassen. Alles in Ordnung? - Leider nein.

Eine anarchistische Gruppe hat Medienberichten zufolge Bombendrohungen gegen die Rallye ausgestoßen. Angeblich habe man bereits in den vergangenen Tagen Bombenanschläge auf das Rennen in Argentinien sowie an der Grenze zu Chile verübt - diese seien seien jedoch "in der Stille der Pampa und der Wüste" nicht bemerkt worden...

Was davon zu halten ist und ob die Verantwortlichen irgendwelche Konsequenzen daraus ziehen, bleibt abzuwarten.

Königsetappe

Der 9. Jänner wird ein Ruhetag für die verbliebenen TeilnehmerInnen der Dakar, und den haben sie sich redlich verdient. Nach den extremen Strapazen der vergangenen Tage gab es knapp vor der Halbzeit zum Drüberstreuen noch die längste SP der Rallye, genau 500 Kilometer gegen die Uhr auf bunt gemischtem Untergrund.

Von Pulversand, Salz (!) bis zu Geröll war für jeden etwas dabei, nur eines war diese Etappe nicht – nämlich leicht. 99 Motorräder, 16 Quads, 78 Autos und 42 Trucks gingen an den Start dieser siebenten SP des Jahres 2010.

Zwischen den Kilometern 177 und 228 war die SP neutralisiert, dort fuhr man nämlich auf Asphalt. Und vollends zur "Carrera Panamericana" soll die Dakar dann doch nicht werden. Die Straße führte den Rallyetross rund um ein Naturschutzgebiet. Das Zeitlimit für die Zielankunft wurde übrigens mit 18 Uhr angesetzt – am 9. Jänner...

Änderungen im Gesamtbild brachte diese Sonderprüfung nicht, aber einige interessante Entwicklungen mit möglichen "Langzeitfolgen".

Bikes: Coma stürmt auf Platz 2, aber...

...es gibt Ärger wegen eines vermuteten illegalen Reifenwechsels! Man darf laut Reglement nur mitgebrachte Ersatzteile auch wechseln, also auf ein Assistenzfahrzeug warten oder bei einem anderen Teilnehmer betteln gehen. Wenn Ersatzteile auf Bäumen zu wachsen scheinen, schöpfen die Offiziellen Verdacht.

Coma schlägt zurück: Man könne die Abnützung verschiedener Reifenkonstruktionen nicht miteinander vergleichen, zumal weil auch die Fahrstile sich unterscheiden. Er sei eben materialschonend unterwegs gewesen.

Was für Coma der Schongang ist, wäre für andere der Overdrive - denn der Spanier führte zeitweise und kam nur 29 Sekunden hinter dem Etappensieger Cyril Despres ins SP-Ziel. Zwischen den beiden KTM-Stars hängt offenbar der Haussegen wegen der Reifen-Affäre schief.

Sowohl Despres als auch Coma hatten navigatorische Probleme, das gab anderen die Chance, Führungsluft zu schnuppern - nämlich Pal Ullevalseter, David Fretigné und Chaleco Lopez. Fretigne stoppte zweimal für Hilfeleistung und ist damit zumindest ein "Sieger der Herzen". Laut Zeitnahme war er im Ziel immerhin auch noch Dritter, mit 5 Minuten Rückstand.

Es gilt abzuwarten, was die Kommissäre in der Causa Coma entscheiden; großen Einfluss auf die Frage nach dem Dakar-Sieg wird die Entscheidung aber eher nicht haben, liegt Despres doch in der Gesamtwertung immer noch 1:06:20 vor Marc Coma.

Alle haben sich jetzt eine Ruhepause verdient, auch Martin Freinademetz nach der 50. SP-Zeit - er ist vor dem zweiten Teilstück Richtung Buenos Aires auf Platz 38 gesamt.

Autos: Freies Fahren bei VW?

Nasser Al-Attiyah im VW Race Touareg holte den insgesamt sechsten SP-Sieg seiner Dakar-Karriere, und das in kämpferischer Manier. Er legte sich am Weg zur Bestzeit in einem internen Zweikampf mit Mark Miller an, und der Haussegen hing danach auch bei Volkswagen nicht mehr ganz gerade.

Im Ziel lag Stephane Peterhansel im BMW auf Platz 2, er ist wieder auf der Pace der Führenden, aber zwei Stunden Rückstand nimmt ihm niemand mehr ab. Neben den BMW ("Peter" P2, Guerlain Chicherit P5) spielte auch der JMB-Mitsubishi von Terranova als Siebenter ganz vorne mit, gefolgt von Holowczyc im Nissan.

Robby Gordon hingegen ist das Lächeln vergangen, als 24. ist der Teamchef/Kostrukteur/Fahrer vom erklärten Ziel das Dakar-Sieges weiter entfernt denn je. Er muss sich sogar um seinen Verbleib in den Top 10 sorgen machen.

Die drei VW haben insgesamt schon zwei Stunden Vorsprung auf Chcherit als schnellstne Verfolger, aber teamintern gibt es Potential für Funkenflug. Sainz führt mit relativ knappen 11:03 vor dem bekannt ehrgeizigen Al-Attiyah und mit 22:068 vor Miller. Zeit für Stallregie?

Quads: Big Brother

Der zeitweilig aus der Spitzengruppe herausgefallene Alejandro Patronelli hat den 3. Gesamtplatz als sein persönliches Ziel ausgerufen. Den, und nicht nur den, hat er bekommen. Allerdings vielleicht nicht so wie geplant, nämlich auch durch das Pech der Konkurrenz.

Der bislang drittplatzierte Spanier Gonzalez Corominas fasste einen Rückstand von 87 Minuten aus, während die Fliegenden Patronellis an der Spitze das Tempo machten. Der ältere Bruder Alex siegte mit „weißer Weste“ – bei allen Checkpoints war er in Führung. Marcos P. erreichte 3:30 später den Endpunkt, der Pole Rafal Sonik ließ sich schon eine halbe Stunde Zeit.

Auch Jorge Santamarina, der anfangs den Anschluss auf die Brüder halbwegs halten konnte, büßte viel Zeit ein. Damit liegt die Familie Patronelli zur Halbzeit jetzt wieder gemeinsam in Führung: Marcos vor Alex, mit einer deutlichen Differenz von 2:22:25.

Trucks: Kamaz nicht unfehlbar

Es ist fast beruhigend: Auch die Kamaz-Truppe ist fehlbar. Mechanische Schwierigkeiten für einen der blauen Riesen bewirken aber dennoch keinen Umsturz im Klassement, denn es erwischte den Dritten im Bunde, Ilgizar Mardejev. Er musste über zwei Stunden am Motor schrauben.

Und sonst? - Mit dem Etappensieg Nummer 53 zog Wladimir Tschagin in der ewigen Rekordliste mit Stephane Peterhansel gleich. Auf der Piste ist er nicht mehr einzuholen, jetzt müsste schon der Defektteufel zuschlagen. Allerdings werden die Kamaz, genau wie alle anderen Werksautos, während des Ruhetages von Grund auf revidiert.

Nach einer Verschnaufpause, die für viele Nachzügler nur denkbar kurz ausfallen wird, warten am 10. Jänner wieder 566 Kilometer, davon 472 km auf Zeit, am Weg von Antofagasta zurück nach Copiapo.

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