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Rallye Dakar 2010

Rallye Dakar 2010

Details zum Unfall: Versagen der Polizei? - Bikes: Fretigne greift an, Casteu bleibt vorn - Autos: Einige fliegen tief, Al-Attiyah fliegt am schnellsten.

Johannes Gauglica & marathonrally.com; Foto: VW

Details zum traurigen Zwischenfall auf SP1: Der Deutsche Mirco Schultis, auch als Sportwagenfahrer bekannt, geriet bei Kilometer 75 der Sonderprüfung mit seinem Desert Warrior (einem Prototypen auf Land-Rover-Basis) in einer Kurve von der Strecke.

Eine 28jährige Zuschauerin namens Sonia Gallardo erlag ihren Verletzungen, acht weitere Personen sind zum Teil lebensgefährlich verletzt. Eine große Zuschauergruppe hat sich argentinischen Medienberichten zufolge in einem für das Publikum gesperrten Gebiet aufgehalten. Die Polizei sah dem Treiben offensichtlich untätig zu.

In der Presseaussendung zum Unfall heißt es: "Die Organisation und die örtlichen Behörden rufen die Bevölkerung erneut zur allergrößten Vorsicht und zur Beachtung der 'Publikumszonen' auf, die eigens eingerichtet wurden, um den Ablauf des Wettkampfs zu verfolgen." - Wenn's was nützt! Der Enthusiasmus für die Dakar ist groß in Südamerika, und die Kontrolle der Menschenmenge entlang dieser langen Strecke ist eine vielleicht unmögliche Aufgabe.

Weitere Nachträge zur ersten SP: Einige Teilnehmer hatten auf dem Weg nach Cordoba Schwierigkeiten, so zum Beispiel Guerlain Chicherit im BMW X3 CC. Der amtierende Cross-Country-Weltcupsieger verlor über 57 Minuten nach technischen, dem Vernehmen nach motorischen, Troubles an seinem X-Raid-Auto.

Schwierigkeiten auch für die argentinische Crew um Gabriel Pozzo mit dem Subaru-Prototypen; ein Aufhängungsschaden warf das Auto, mit dem auch Manfred Stohl getestet hat, weit zurück.

Auch einen der Truck-Favoriten hat das Missgeschick ereilt. Der Ginaf des 2009 Viertplatzierten Wuf van Ginkel und seiner Crew ließ eine Stunde und 16 Minuten liegen. Erst der Gaszug, dann die Hydraulik, dann der Turbo - das fällt durchaus unter die Rubrik "Fiasko".

Gleich zwei Trucks segelten kopfüber aus dem Bewerb: Ginaf-Pilot Van den Brink legte seinen Zehntonner ebenso aufs Dach wie der Tscheche Tomecek seinen Tatra. Letzterer hat dieses Kunststück schon 2009 geschafft, allerdings nicht gleich auf SP1.

Bikes: Rebellion des Pizzakuriers

In der Bike-Wertung sorgte zunächst der Privatier Luca Manca auf seiner 690er-KTM für Aufsehen. Mit voller Attacke war der als Zwölfte gestartete Italiener nach 90 Kilometern an der Spitze. Die arrivierten Stars stellten das Bild dann alsbald wieder richtig.

Und die 450er-Motorräder hatten alles unter Kontrolle. Neben Casteu auf der neuen Sherco übernahm erstmals heuer auch David Fretigne mit der Yamaha die Führungsarbeit.

Er war in den letzten Jahren ja der ganz große Herausforderer der großvolumigen KTM. Sein Hauptsponsor ist übrigens ein Pizzaservice, das verpflichtet zu einer gewissen Grundschnelligkeit...

Im Ziel nahm Fretigne seinem Hauptkonkurrenten Casteu 43 Sekunden ab, Marc Coma auf der KTM büßte etwas über eine Minute ein, Cyril Despres knapp drei Minuten. Insgesamt bedeutet das jetzt Platz 4 für Fretigne; Casteu und Coma sind weiterhin dicht beieinander in Führung vor Despres.

Update: Coma tappt in die Radarfalle, er bekommt wegen Geschwindigkeitsüberschreitung bei einer Ortsdurchfahrt 22 (zweiundzwanzig) Minuten Strafe aufgedonnert! (Wir fragen uns: Wie schnell war der Herr im verbauten Gebiet unterwegs??) - Damit ist der Vorjahressieger insgesamt nur mehr auf Platz 14; es führt Casteu vor Despres und Fretigne.

Der schnellste Aprilia-Fahrer war Gerard Farres Guell auf Platz 10 (Gesamtrang jetzt P8). Der Österriecher Martin Freinademetz auf seiner KTM legte die 51. Zeit vor, er lag 39 Minuten auf den SP-Sieger Fretigne zurück. Insgesamt klettert er damit auf Rang 53.

In dichte Finsternis gehüllt ist die Rallye für BMW. Frans Verhoeven bei Kilometer 8 mit technischem Defekt stoppen; ob er weiterhin im Bewerb ist, ist derzeit unklar. BMW wurde aber auch bei der Vierrad-Fraktion gebeutelt.

Autos: Arrivederci, Roma?

Bei den Autos wurde der Start wegen Schlechtwetters um 30 Minuten verschoben. Der Auto/Truck-Tross war wieder auf einer getrennten, etwas längeren Route unterwegs. Das Terrain präsentierte aber dieselben Herausforderungen.

Das kann Juan "Nani" Roma bestätigen: Nach nur sechs Kilometern absolvierte der BMW des nach dem ersten Tag führenden Spaniers mehrere Überschläge einen Abhang hinunter. Mit einer Viertelstunde Verzögerung nahmen Roma/Perin das Rennen wieder auf.

"Zu Beginn der Sonderprüfung habe ich eine Kurve bei Kilometer 6 falsch interpretiert, und der Wagen ist ausgebrochen", erzählt Roma, "ich habe versucht, ihn noch zu halten, mich dann aber zwei Mal überschlagen. Ich bin in einer Art Schlucht auf den Rädern geblieben. Ich habe den Wagen wieder herausbekommen, und ich bin unheimlich froh, noch da zu sein. Danach hatte ich Probleme mit der Temperatur, das Wichtigste ist aber, noch dabei zu sein.. Und morgen geht es weiter."

Drei Kilometer weiter tat der Argentinier Orlando Terranova mit dem Mitsubishi Racing Lancer es ihm gleich. Auch er fand mit stark lädiertem Auto auf die Strecke zurück.

Zwei aus der VW-Truppe legten den Schnellgang ein. Nasser Al-Attiyah sieht sich rein fahrerisch als Sainz ebenbürtig, jetzt sitzt er im gleichen Auto und möchte das auch beweisen. Er lag ab dem Checkpoint bei Kilometer 223 vorne, der Etappensieg befördert ihn auch zum Gesamt-Leader.

Sein VW-Kollege Mauricio Neves aus Brasilien führte in der Anfangsphase der SP, am Schluss war er mit zwei Minuten Rückstand Dritter. Zwischen die beiden schob sich Guerlain Chicherit mit dem wieder genesenen BMW X3, der auf der ersten Etappe viel Zeit verloren hat und insgesamt außerhalb der Top 20 liegt.

Die Chancen des X-Raid-Team schauen damit, und mit Romas Ausritt, bereits alles andere als rosig aus. Die BMW-Mannschaft kann/muss sich wohl auf Stephane Peterhansel konzentrieren, der auf Platz 6 eintraf. Gesamt führt Al-Attiyah vor Sainz (heute Vierter) und Peterhansel, letzter mit zweieinhalb Minuten Rückstand.

Robby Gordon verlor im nur heckgetriebenen Hummer mit SP-Rang 11 einige Gesamtplätze, schnellster Nissan war Christian Lavieille im Auto von Dessoude (dem ehemaligen Werkteam zu Zeiten von Colin McRae) auf Platz 7. Auf P9 reihte sich Carlos Sousa als flottester Mitsubishi Racing Lancer ein.

Quads: Führungswechsel

Der als 24. und Vorletzter gestartete Hubert Deltrieu mit der Polaris hatte im Ziel der 294 km langen Bike/Quad-SP alle Trümpfe in der Hand. Mit seiner Polaris besiegte der Franzose die Yamahas um zwei Minuten und sechs Sekunden.- Schnellster Yamaha-Pilot war Juan Manuel Gonzalez Corominas aus Spanien, er übernimmt damit die Führung gesamt.

Für Jubel bei den Einheimischen sorgte Alex Patronelli auf Rang 3. Der Tscheche Martin Plechaty führte bei einigen Sektorzeiten, am Ende war er Vierter; einen Rang hinter ihm beschließt Marcos Patronelli den Yamaha-Pulk.

Im Klassement liegen hinter Gonzalez jetzt Alex P., Plechaty und Marcos P. auf den Plätzen 2 bis 4. Viel Terrain verloren haben Josef Machacek (jetzt nur mehr Gesamt-15.) und Rafal Sonik; er kam mit einer Stunde und 42 Minuten Verspätung als Letzter an, damit fällt er auf Platz 22 zurück. Die beiden KTM mit Cedrix Braga und Camelia Liparoti rangieren auf den Rängen 19 und 20.

Trucks: Kamaz dominant

Wladimir Tschagin zählt gar nicht mehr mit: „Das ist mein 48. Etappensieg auf der Dakar? Dann ist es ja nicht mehr weit bis zum fünfzigsten", meinte er im Ziel der SP1. Den Fünfziger möchte er heuer schaffen, und es fehlt ihm jetzt nicht mehr viel. Denn auch auf SP2 von Cordoba nach La Rioja war er voran.

Bei den Schwergewichten gab es einen kleinen "Reset" am Start der SP2 - das Feld wurde nach Reihenfolge der Startnummern aufgereiht anstatt nach dem gestrigen Resultat. Der Grund: Wegen der Unfälle in der ersten Etappe verloren einige Truck-Teams, die gestoppt werden mussten, unverschuldet Zeit.

Diese Startreihenfolge spielte auch etwas in die Hände des Kamaz-Teams, wo die Herren Tschagin und Kabirov somit freie Bahn hatten. Im Tandem namen die beiden die 355 SP-Kilometer von Cordoba nach Rioja in Angriff. Und fuhren die SP quasi mit dem Tempomaten, denn sie waren an der Spitze unangefochten. Hinter ihnen hielt sich ein Tatra, aber der "falsche".

Denn Ales Loprais im bestplatzierten tschechischen Truck blieb mit technischem Defekt eine halbe Stunde lang liegen. Somit war der Brasilianer Andre de Acevedo im LRT-Tatra auf Platz 3, mit einer Viertelstunde Rückstand. Neues aus dem Dakar-Histo-Cup: Kurzzeitig ebenfalls bis auf Platz 3 vorstoßen konnte Martin Macik mit dem in Grundzügen schon zwei Jahrzehnte alten Liaz.

Wuf van Ginkel im Ginaf arbeitet sich mit Platz 5 wieder mühsam die Rangliste nach oben, er hat aber bereits über 50 Minuten Rückstand auf den Leader. Und das ist, nicht überraschend, der "Zar" Wladimir Tschagin.

Die dritte Sonderprüfung geht über insgesamt 441 km von La Rioja nach Fiambala, und ab jetzt wird alles anders - denn die ersten Dünen warten.

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