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Auf dem Weg nach Südamerika

Einige Neuigkeiten in der Nennliste - Material bereits bereits auf hoher See - KTM schickt doch Service-Truck - Rivalität mit dem Africa Race.

2010 feiern die beiden neuen Dakar-Schauplätze Argentinien und Chile jeweils ihr 200jähriges Jubiläum, die neu formierte Rallye Dakar ist zweifelsohne eine ideale Gelegenheit für ausgiebige Geburtstagsfeiern.

Die Partygäste sind jedenfalls im Anmarsch. Für die Teams der Dakar 2010 ist ein Frachtschiff gechartert, mit dem ein Großteil des rollenden Materials zum Startort Buenos Aires transportiert wird. Dort fällt am 2. Jänner 2010 der Startschuss zur zweiten Auflage dieser "Dakar neu" in Südamerika.

In die Feierstimmung bei der veranstaltenden Firma A.S.O mischt sich Bitterkeit, denn es soll wieder ein rivalisierendes Rennen geben. Das Africa Eco Race startet am 27. Dezember in portugiesischen Portimao und endet am 10. Jänner in – genau: Dakar.

Kampf um Afrika

Die "Dakar" führt nicht nach Dakar, die Rallye nach Dakar heißt nicht "Dakar", und insgesamt kostet dieser Zwist den Marathon-Raids Glaubwürdigkeit. Dieses Mal ist die Rebellen-Rallye offenbar besser aufgestellt.

So will beispielsweise auch KTM einen Servicetruck zur Gegenveranstaltung schicken, laut Werk aufgrund vieler Anfragen von KTM-Privatfahrern.

Vielleicht auch ein politischer Schachzug gegen die Dakar-Offiziellen, denn KTM ist über die Hubraumbegrenzung auf 450 ccm bzw. Drosselung der 690er-Motoren in der Bikeklasse unglücklich.

Auch die Starterzahlen haben sich der allgemeinen Krisenstimmung angepasst, das maximale Kontingent wurde nicht ausgeschöpft. 138 Autos, 50 Trucks sowie 184 Bikes und Quads stellen sich der Herausforderung. Aus österreichischer Sicht gilt es Martin Freinademetz zu verfolgen, er ist in der Bike-Klasse mit einer privaten KTM dabei.

Bikes: 450er-Revolte?

Die Kräfteverhältnisse in der bislang von den oberösterreichischen Werksmaschinen dominierten Klasse sind dabei, sich zu verschieben. Das 450er-Kontingent nimmt stetig zu, und den größeren Bikes wird die Luft eng.

Die bislang unschlagbare 690er-KTM muss heuer gedrosselt fahren, Titelverteidiger Marc Coma aus Spanien vertraut nach wie vor auf "made in Austria", desgleichen der Franzose Cyril Despres. Die beiden haben sich die letzten vier Auflagen der Dakar untereinander ausgemacht.

Die beiden sind auch immer noch Werkspiloten, sie treten aber als "Privatiers" auf. Unterstützung vom Werk gibt es in Form eines Service-Lkw. Völlig haben die Mattighofener ihren werksseitigen Rückzug von der Dakar also nicht durchgehalten. Ihr ehemaliger Teamkollege David Casteu hingegen sitzt jetzt auf einer spanischen Sherco mit 450ccm-Motor.

Aprilia ist in der 450er-Klasse mit einem Werksteam dabei, diese "squadra" wird vom Chilenen "Chaleco" Lopez angeführt, der voriges Jahr bei seinem Heimspiel glänzen konnte.

Der große 450er-Held von 2009 was David Fretigne, er sitzt wie gewohnt auf einer Yamaha. Und auch BMW probiert's wieder - nachdem die österreichische Konkurrenz jetzt weg ist, wird’s es ja vielleicht diesmal was mit einem Erfolg für unsere bayerischen Nachbarn. Frans Verhoeven ist auf einer Werksmaschine genannt.

Die Schnellsten des Jahres 2009 bei den Quads sind vollzählig mit dabei: Josef Machacek aus Tschechien will die Titelverteidigung, der Argentinier Marcos Patronelli und Rafal Sonik aus Polen haben da andere Ideen. Alle drei vertrauen auf Yamaha-Quads. Wie im Vorjahr ist ein KTM-Vierradler am Start, wieder gesteuert von der Italienerin Camelia Liparoti.

Autos: Volks-Theater

Bei den Autos werden wir dieses Mal viel von der Marke VW zu sehen bekommen. Einerseits wird Volkswagen mit dem neuen Pickup Amarok die offiziellen Begleitfahrzeuge der Rallye stellen, andererseits gehen fünf Race Touareg an den Start.

Beim VW-Team gibt es dem Vernehmen nach keine Stallorder, jedenfalls nach außen hin trägt das auto von Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz die Nummer 1. De Villiers konnte als erster Afrikaner (aber leider nicht mehr in Afrika) die Dakar gewinnen. Carlos Sainz/Lucas Cruz sahen letztes Mal schon wie die Sieger aus, bis ein Crash ihre Rallye beendete.

Neben den letztens Zweitplatzierten Mark Miller/Ralph Pitchford verstärkt das brasilianische Team Mauricio das Neves/Clecio Maestrelli das Wolfsburger Kontingent. Und der 2009 disqualifizierte Nasser Al-Attiyah wechselt die Premiummarke, statt BMW fährt er jetzt VW.

Die VW-Werkssportler dürfen sich der Favoritenrolle erfreuen, auch wenn die Prototypen von Mitsubishi nun doch wieder dabei sind. Allerdings sind sie jetzt in den Händen eines Privatteams rund um den Franzosen Nicholas Misslin. Er hat heuer übrigens die Ferrari Challenge gewonnen, war aber auch schon bei der Dakar am Start.

Und er hat die Offroad-Rennabteilung von Mitsubishi tutto completto erworben. Die Fahrzeuge wurden auf Benzinmotoren zurückgerüstet. Für dieses Team JMB Stradale Offroad fährt neben Misslin auch der Argentinier Orlando Terranova, der von X-Raid herübergewechselt ist.

Rätselraten gibt es um den ehemaligen Werksfahrer Carlos Sousa: Er ist auch für die Gegenveranstaltung "Africe Race" genannt, hat aber allem Anschein nach noch rasch die Seiten gewechselt.

bei den Autos hat BMW wohl größere Siegchancen als in der Motorradklasse. Das Team X-Raid von Sven Quandt hat die größten Transfer-Coups gelandet. Der Sechsfach-Sieger Stephane Peterhansel fährt jetzt ebenso einen X3 CC wie Nani Roma.

Letzterer hatte die zweifelhafte Ehre, beim "Meltdown" des Mitsubishi-Teams 2009 als einziger seinen Racing Lancer ins Ziel zu bringen. Guerlain Chicherit/"Tina" Thörner sind beim Team geblieben.

Ein bisschen Österreich fährt bei X-Raid auch mit, über das Involvement von Magna Steyr aus Graz und dem BMW-Motorenwerk Steyr.

Neu mit dabei ist Subaru, allerdings nicht auf Werksbasis. Ein argentinischer Spezialbetrieb hat auf Basis des Forester ein Raid-Auto auf die Räder gestellt; auch Manfred Stohl hat mit diesem Fahrzeug Testarbeit erledigt.

Bei der Dakar fahren der Argentinier Gabriel Pozzo und der Japaner Yoshio Ikemachi je einen blauen Boliden mit dem charakteristischen 2l-Turbo-Boxermotor.

Zu beachten gilt es auch die in Südafrika gebauten Nissan-Pickups, sie waren 2009 mit den Endrängen 4 und 5 die die Überraschung der Rallye. Der Pole Krzysztof Holowczyc war Fünfter, vielleicht gelingt ihm dieses Mal noch mehr?

Team Dakar USA: Auch Robby Gordon schaut sich die Dakar noch einmal an, er reist als neuer Meister der SCORE Off Road Championship nach Südamerika. Dort pilotierte er einen monströsen Chevy-Pickup, nach Argentinien bringt er wieder drei Hummer-Specials.

Neben dem ehrgeizigen Gordon und seinem Langzeit-Co Andy Grider ist auch wieder Sicherheitsexperte Ronn Bailey mit von der Partie, mit dem es ja nach der Absage der Dakar 2008 ein Zerwürfnis gab.

Als dritter Mann hinzugekommen ist der Chilene Carlos de Gavardo. Der Dakar-Dritte des Jahres 2000 bei den Motorrädern ist heuer hinters Lenkrad gewechselt. Als einzige in der Spitzengruppe vertrauen die Hummer-Boys übrigens auf Heckantrieb.

Trucks: Kamaz-Konvoi

In den letzten fünfzehn Aufagen der Dakar haben nur die Marken Kamaz und Tatra bei den Trucks gewonnen – mit zwei Ausnahmen: 1987 siegte Johann-Peter Reif mit dem japanischen Hino, 2007 Hans Stacey auf MAN. Weder Reif noch Stacey sind 2010 am Start.

Reif äußerte sich nach der Zielankunft in Buenos Aires kritisch über diese neue Interpretation der Dakar, vielleicht hat auch das etwas mit seiner Abwesenheit zu tun. Der Holländer Stacey musste nach dem Fiasko 2009 und dem Rückzug des MAN-Werkes sein Rallyeprojekt auf Eis legen.

Somit hat die "Rote Armee" von KAMAZ aus Tatarstan wieder einmal die Trümpfe in der Hand. Never change a winning team: Es starten wieder Titelverteidiger Firdaus Kabirov, Wladimir Tschagin und Ilgizar Mardejev. Letzterer hatte 2009 den Pechmagneten montiert und sinnt auf Rache.

Tschagin jagt einen besonderen Rekord: Genau wie Motorrad- und Auto-Champ Peterhansel und der mittlerweile nicht mehr aktive Trucker Karel Loprais hält Tschagin bei sechs Siegen; seine Chancen auf den Titel "Monsieur Dakar" sind besser denn je.

Apropos Loprais: Dieser Tage hält sein Neffe Aleš Loprais die Familienehre auf Wüstensand und Andenfels hoch, und das klarerweise – was sonst? – immer noch mit einem Tatra. Genau wie seine Markenkollegen Martin Macik, Tomas Tomecek (voriges Mal nach Überschlag out) und Andre de Acevedo darf er sich Außenseiterchancen ausrechnen.

Das Team de Rooy fährt ohne de Rooys: Das niederländische Raid-Urgestein Jan de Rooy, im Brotberuf einer der größten europäischen Speditionsunternehmer, hat sich vom Sport zurückgezogen. Sein Sohn Gerard, 2009 Dritter der Truck-Klasse, muss verletzungsbedingt pausieren. Als Teammanager ist er dennoch dabei, denn man hat im Franzosen Jo Adua einen Pay Driver gefunden.

Somit ist der de Rooy'sche Iveco am Start, aber ob er eine Rolle im Klassement spielen wird, bleibt abzuwarten. Da schon eher die Werksfahrzeuge der Spezialfahrzeugmarke Ginaf. Das Team Ginaf Rally Power hat eine flotte von sechs Fahrzeugen am Start, die Crew ist komplett aus Holland. Es fahren Fahrer Wuf van Ginkel, Marcel van Vliet und Martin van den Brink, Marcel Schoo, Edwin van Ginkel sowie als Stargast (man höre und staune) F1- und Sportwagenoldie Jan Lammers.

Alte Bekannte wie Martin Macik im letzten verbliebenen "Saurier" der tschechischen Marke LIAZ oder die Sugawaras mit ihren vergleichsweise kleinen Hino-Werkstrucks gehören ebenso zur Dakar-Szenerie wie eine ganze Flotte von Support-Lkw aus dem Hause MAN. Und die kommen aus dem Werk in Wien-Liesing.

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