
Austro-Dieselgipfel: Software-Update und Prämien | 22.08.2017
Österreichische Lösung
Beim von Verkehrsminister Jörg Leichtfried initiierten Diesel-Gipfel kam man zu einer schnellen Einigung: Software-Updates und Öko-Prämien.
Text: Georg Koman; Foto: BMVIT
Dieselmotoren emittieren im wirklichen Leben zu viele Stickoxide, selbst wenn sie auf dem Prüfstand ihrer Abgasklasse entsprechende Ergebnisse liefern. Das ist nicht gut, aber auch nicht illegal. Es liegt daran, dass die Politik einen unrealistischen Fahrzyklus am Prüfstand zugelassen hat und den Autoherstellern darüber hinaus noch ein "Thermofenster" zugestand - also einen Temperaturbereich, in dem die Stickoxid-Reinigung zwecks "Motorschonung" abgeschaltet werden darf.
Weil die aktuelle Situation nicht nur der Umwelt schadet, sondern auch den guten Ruf des Dieselmotors ruiniert hat und schlussendlich auch an jenem der Politiker nagt, sahen letztere nunmehr Handlungsbedarf.
In Deutschland wurde Anfang August vom dortigen Verkehrsminister Alexander Dobrindt ein Diesel-Gipfel einberufen, dort saßen aber nur deutsche Hersteller am Verhandlungstisch, weil die anderen schlicht nicht wollten, daher gibt es auch nur Software-Updates bei deutschen Autos der Abgasklassen Euro 5 und 6. Und die ebenfalls vereinbarte Umtauschprämie gilt dort beim Umtausch eines Diesels der Abgasklasse Euro 4 und älter beim Kauf jedes Neuwagens, und sei es das größte und stärkste SUV.
Österreichs Verkehrsminister Jörg Leichtfried (Bild oben) war mit dem Ergebnis des deutschen Dieselgipfels unzufrieden und versprach für den soeben absolvierten "Austro-Dieselgipfel" ein besseres. In Österreich saßen weit mehr Importeure am ministeriellen Verhandlungstisch (Hersteller gibt es hierzulande ja keine) und die Umtausch-Prämie soll an den Kauf eines "umweltfreundlichen" Fahrzeugs gekoppelt sein.
Allerdings muss man einschränkend klarstellen, dass Leichtfried den Importeuren keine Vorschriften machen kann, bei deren Dieselmodellen geht es schließlich um Fahrzeuge, die die Typprüfung dereinst bestanden haben, und die nicht im Schummel-Verdacht stehen.
Punkt 1: Das Software-Update
Aber die Branche weiß natürlich, dass der Dieselmotor in Verruf geraten ist, daher zog man relativ gern an einem Strang. 600.000 Dieselfahrzeuge der Abgasklassen Euro 5 und Euro 6 werden - ungefähr ab dem Frühjahr 2018 - zum Software-Update in die Werkstätten gebeten.
Na ja, in die Zahl wurden vorsorglich alle 340.000 Autos des VW-Konzerns mit eingerechnet, die aufgrund ihrer Schummel-Software sowieso zum Update mussten, de facto geht es also um rund 260.000 Autos der Marken BMW, Mercedes, Renault und VW (inklusive Audi, Porsche, Seat und Skoda).
Schon wieder VW? Ja, diesmal aber freiwillig bei Modellen der Abgasklasse Euro 5 (wie auch BMW und Mercedes) des Motortyps EA 288, der nicht unter Schummelverdacht steht. Bei Renault geht es um Motoren der Abgasklasse Euro 6. Weiteres Austro-Plus: Damit die Kunden auch wirklich zum - freiwilligen - Update kommen, sollen sie "Zuckerln" in Form von Gutscheinen oder Ähnlichem erhalten, Details stehen hierzu aber noch keine fest.
Punkt 2: Die Ökoprämie
Wer im Besitz eines älteren Dieselfahrzeuges der Abgasklasse Euro 4 oder darunter ist, der soll zum Umstieg auf einen Neuwagen motiviert werden. Zwar stößt jedes neue Fahrzeug weniger Stickoxide und Rußpartikel aus als eine alte "Dreckschleuder", Unterschiede gibt es aber doch. Minister Leichtfried will die Prämie daher nur beim Kauf eines "umwelfreundlichen" Autos ausgezahlt wissen.
Die Definition des Wortes "umweltfreundlich" überlässt der Minister allerdings den Importeuren. VW-Importeur Porsche Austria hat diesbezüglich bereits entschieden, dass die Prämie beim Kauf eines Elektro-, Hybrid- oder Erdgasfahrzeugs höher sein, beim Kauf eines großen SUV oder eines Luxusfahrzeugs hingegen nicht ausgezahlt werde. Die ab sofort erhältlichen Prämien betragen zwischen 1.000 Euro (Skoda Citigo, Seat Mii) und 11.680 Euro (VW e-Golf inklusive staatlicher Prämie). Mehr dazu nach Klick auf diesen Link.
An der Prämienaktion teilnehmen werden BMW, Ford, Hyundai, Kia, Mitsubishi, Opel, Renault und der VW-Konzern (mit den Marken Audi, Seat, Skoda und VW). Hoch und heilig versprechen die Importeure übrigens, dass die Umtauschprämie nicht zu Lasten eines etwaigen, vom Kunden ausgehandelten Rabattes gehen werde.