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Zwei Unikate aus Italien bei der Racecar-Trophy

Italienische Handwerkskunst: Gleich zwei Prototypen von Lancia und Alfa Romeo bereichern das Feld der Racecar-Trophy.

Fotos: Ennstal Classic/Emil Pamlitschka, GEPA/Harald Steiner
Worte: Bonora/Hintermayer

Egal ob äußerst wertvoll, extrem selten oder besonders schnell - Die Racecar-Trophy im Rahmen der Ennstal-Classic ist der Tummelplatz der wertvollsten automobilen Schätze. Heinz Swoboda und Franz Kaufmann bringen zur diesjährigen Ausgabe zwei Einzelstücke aus „Bella Italia" ins Ennstal.

Das erste Unikat ist die Alfa Romeo Barchetta von Franz Kaufmann. Die Barchetta wurde in Argentinien auf dem Fahrgestell einer Giulietta Sprint von 1961 aufgebaut. Bei der Karosserie handelt es sich um eine sogenannte „Recreation".

Die endgültige Form der Barchetta ist dabei an zwei Karosserieformen von Alfa Romeo der 50er-Jahre angelehnt. Einerseits an die 1900 Carozzeria Colli, andererseits an den Alfa Romeo Sport C52 von 1953, welcher heute Cité de l'Automobile im Elsass steht.Der originale 1600er-Motor ist ausgebaut, aber im Besitz von Kaufmann. Stattdessen werkelt unter der Haube der Barchetta ein 2-Liter-Aggregat mit 170 PS - natürlich aus dem Hause Alfa Romeo.

Der Salzburger kann zwar nicht selbst an der Racecar-Trophy teilnehmen, doch er übergab einem begeisterten Oldtimer-Freund die Schlüssel zum Glück. Unter der strengen Beobachtung der Kinder von Kaufmann, die selbst bei der Ennstal-Classic starten, darf nämlich Franz Klappbacher ans Steuer.

„In der Barchetta fühlt man sich ähnlich wie im Go-Kart, sie ist sogar recht einfach zu fahren. Es macht ungeheuer Spaß und man merkt einfach wie damit die Geschichte wieder auflebt und die Autos wieder zum Leben erweckt werden", sprach Klappbacher nach der ersten Ausfahrt mit dem Alfa Romeo am Red Bull Ring voller Begeisterung. Das Auto selbst ist sogar mehr als doppelt so alt wie sein Fahrer.

Was muss man aber tun, um das Vertrauen des Besitzers zu gewinnen, so ein spezielles Fahrzeug bewegen zu dürfen? "Gar nichts, ich hätte einfach nur riesen Glück. Das werde ich bei den restlichen Stationen der Racecar-Trophy einfach genießen", gesteht Klappbacher.

Vom Kurvenjäger zum Staubfänger

Heinz Swoboda hingegen wird sein Unikat selbst in Betrieb nehmen. Der Lancia Sport Zagato Prototipo, welcher seit vier Jahren in seinem Besitz ist, wurde im Jahre 1964 werksseitig bei der Targa Florio von eingesetzt und von Marco Crosina und Fernando Frescobaldi pilotiert. Die Karosserie ziert auch heute noch die originale Startnummer von damals. Die genaue Renn-Historie ist dabei schnell erklärt: „Vier oder fünf Runden Targa Florio und das wars. Dann wurde das Auto in der Lancia-Fabrik abgestellt." Deswegen hat der Lancia auch nur 2.300 Kilometer auf dem Tacho.

Das Chassis der „Bella Macchina" stammt aus der ersten Fulvia-Generation, die Karosserie hingegen ist noch von der Flavia, welche eben bei Zagato gefertigt wurde. Diese ist 220 Kilogramm leichter als das Serienmodell und wiegt somit nur 750 Kilogramm. Zudem wurde der Radstand für ein besseres Handling verkürzt. Der 1800er-Boxermotor aus dem Hause Lancia leistet dabei gut 50 PS mehr als serienmäßig.

Der Prototyp ist dabei ein reines Rennauto. "Ein 100 Liter Tank ist verbaut. Man tankt und tankt und tankt und denkt sich nur 'Wo fließt das hin?'. Fenster kann man auch keine aufmachen. Mein Beifahrer kann bestätigen, innen drinnen ist's wirklich sehr heiß.", erklärt Swoboda.

Eigentlich ein vielversprechendes Konzept für den beherzten Einsatz am Red Bull Ring, doch auf die Frage nach dem Fahrverhalten findet der Besitzer klare Worte: "Einfach schrecklich hier auf der Rennstrecke - völlig deplaziert. Man müsste den Motor so hoch drehen, da tut einem das Auto schon fast leid. Gebaut ist er eben für enge, kurvige Bergstraßen."

Der Sport Zagato Prototipo gibt es in dieser Form nur einmal auf der Welt, die Chassisnummer ist eben die #0001. Und was ist so ein Einzelstück wert? "Immer das, was der Käufer bereit ist zu zahlen. Wir wollen ihn aber erhalten. Das ist die Hauptsache", schmunzelt Swoboda.

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