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Rallye-WM: Schweden

Spannendes Wochenende steht bevor

Die "Skandinavier-Rallye" wird für Mikko Hirvonen eine Art Reifeprüfung sein - er sollte Sébastien Loeb schlagen. Mit Aigner und Benes treten zwei Österreicher an.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Photo 4, RB Rallye Team, PR:event

Am kommenden Wochenende wird in Schweden, rund um Karlstad, die einzige Schneerallye der Saison 2008 in Angriff genommen. Diese Rallye ist aus einem ganz bestimmten Grund von besonders großer Bedeutung: Sollte Sébastien Loeb, der in Schweden seine 100. WM-Rallye absolviert, auch am kommenden Wochenende die Nase vorne haben, kann man diese Weltmeisterschaft mehr oder weniger als gelaufen bezeichnen - dann müssten sich die Konkurrenten des Franzosen ernsthaft Gedanken darüber machen, was oder wen sie in Zukunft dem allmächtigen Citroen-Zögling entgegensetzen wollen. Die Schweden-Rallye ist die Rallye der Skandinavier - nur Loeb konnte 2004 als einziger Nicht-Skandinavier diesen Event gewinnen.

Mikko Hirvonen weiß ganz genau, was von ihm erwartet wird. "Ich sollte diese Rallye gewinnen, wenn ich im Kampf um den Titel mitreden möchte", sagte er etwas vorsichtig. In Wahrheit muss er diese Rallye gewinnen - respektive darf er keinesfalls hinter Loeb herfahren. Dies wäre ein wahrlich schlechtes Signal - auch an seinen Arbeitgeber Ford. Schließlich soll Hirvonen als Nachfolger von Marcus Grönholm um die Weltmeisterschaft kämpfen. Auch wenn Hirvonen schon im Alter von fünf Jahren auf vereisten Seen eine Fahrzeugbeherrschung anlernte, die 99 Prozent der Autofahrer dieses Planeten verwehrt bleibt - Hirvonen steht am kommenden Wochenende ganz besonders unter Druck. Man kann durchaus von einer Reifeprüfung sprechen.

Rallye der Skandinavier

Weniger kritisch ist die Lage bei Jari Matti Latvala - doch auch er sollte bei der "Skandinavier-Rallye" unterstreichen, dass er sein Ford-Werkscockpit verdient hat. Nicht unterschätzen sollte man auch Henning Solberg im Stobart Ford Focus. Und angesichts der nicht allzu großen Leistungsdichte an der Spitze sollte auch Petter Solberg in seinem betagten Subaru vorne dabei sein - zumindest sollte er auf Schnee vor seinem Teamkollegen Chris Atkinson liegen. Gespannt darf man auch auf den Auftritt von Gigi Galli im zweiten Stobart Ford sein, der sich mittlerweile an sein neues Umfeld gewöhnt hat.

Für Suzuki war der erste WM-Punkt bei der Rallye Monte Carlo eine gewaltige Motivationsspritze, zumal Per-Gunnar Andersson auch überraschend passable Zeiten fahren konnte. Toni Gardemeister wurde bei der Monte von der Technik gebremst, die Schweden-Rallye belastet die Boliden weniger hart - daher erhofft sich Suzuki-Teamchef "Monster" Tajima auch in Schweden wieder WM-Punkte.

Erstmals wird ein privater Citroen C4 in der WRC antreten - Urmo Aava steuert den von PH Sport eingesetzten Boliden. Citroen selbst erklärte per Presseaussendung, dass Aava und dessen Teamkollege Conrad Rautenbach (in Schweden noch im Vorgängermodell Xsara unterwegs) von Citroen Sport unterstützt werden. Aava ist ein schneller Mann - man darf gespannt sein, was der Este mit dem C4 ausrichten kann. Mit dabei ist auch wieder der schnelle Schüler Andreas Mikkelsen, mit einem vom Herrn Papa gekauften Ford Focus RS WRC 07.

Interessant wird auch der Auftritt von Daniel Carlsson sein, der auf Schnee ganz besonders stark einzuschätzen ist - das wird wohl auch Manfred Stohl interessieren, denn Carlsson tritt in einem Peugeot 307 WRC an. Und das ist immer noch jenes Auto, mit dem der Wiener seine bislang größten Erfolge erzielen konnte. Man wird anhand von Carlsson sehen, was mit diesem Auto, dessen Entwicklung längst gestoppt wurde, heute noch möglich ist.

Ohne Stohl - dennoch zwei Österreicher am Start

Manfred Stohl wird leider auch am kommenden Wochenende nicht an den Start gehen - dennoch werden gleich zwei Österreicher dabei sein - beide treten in der seriennäheren Produktions-WM PWRC an.

Andreas Aigner wird wieder in seinem Mitsubishi Evo IX um PWRC-Punkte kämpfen, mit Bernardo Sousa erhält er im Red Bull Rallye Team einen jungen Teamkollegen. Aigner hat im Vorjahr erkannt, dass die PWRC nur schwer vorauszuberechnen ist - daher will er sich diesmal auf keine Prognosen einlassen, wie er in einem motorline.cc-Interview erklärte. Teamchef Raimund Baumschlager wünscht sich aber ganz konkret einen Platz in den Top 5 der PWRC.

Seine WM-Premiere gibt Markus Benes. Der Niederösterreicher tritt für Stohl Racing an - mit jenem Subaru Impreza WRC STi, den Patrick Flodin bei der Wales-Rallye pilotiert hat. Benes gilt als ein Schüler von Manfred Stohl - mit seinen 33 Jahren steigt er recht spät in die WM ein. Seine Karriere ist außergewöhnlich - zumal er ohne reichen Vater, ohne große Geldgeber, jenen Traum vom Rallyesport verwirklichen konnte, den er bereits mit zehn Jahren hatte. Weil er zuerst Geld verdienen musste, dauerte es bis zu seinem ersten Einsatz. Ein Interview mit Benes finden Sie in der Navigation rechts.

Sottozero

Erstmals werden die Rallyepiloten in Schweden von der Qual der Wahl befreit sein - Pirelli stellt nur ein einziges Modell des "Sottozero" zur Verfügung. Die Teams erhalten alle den gleichen Reifen, auch bei den Spikes gibt es keinen Entscheidungsspielraum. Pirelli-Manager Mario Isola erklärte: "Das ist ein sehr spezifischer Reifen, der von allen Werksteams getestet wurde. Die Teams haben die Traktion und den Grip dieses Reifens begrüßt. Je mehr Schnee es geben wird, desto eher können die Fahrer den Reifen optimal ausnützen."

Ausnützen werden die Fahrer auch wieder die Schneewände an den Straßenrändern - diese eignen sich gut zum "Anlehnen". Doch dies kann auch ins Auge gehen - wenn sich unter dem Schnee manch unliebsames Gewächs oder ein wenig bequemer Graben verbirgt. Eines ist sicher: Was man in Schweden zu sehen bekommt, ist Fahrzeugbeherrschung pur.

Die Schweden-Rallye 2008 wird über eine Gesamtdistanz von 1.440,08 Kilometer abgehalten, davon gibt es auf 19 Prüfungen aufgeteilte 340,24 Sonderprüfungs-Kilometer. Bereits am Donnerstagabend um 20 Uhr Ortszeit wird in Karlstad die Rallye mit einer Superspecial eröffnet.

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