
Rallye-WM: Schweden | 09.02.2008
Hirvonen: "Jari Matti ist wirklich toll gefahren!"
Fords neuer Werkspilot Jari Matti Latvala führt 49 Sekunden vor seinem Teamkollegen Mikko Hirvonen. Gigi Galli als sicherer Dritter. Aigner 23., Benes 25 der PWRC.
Michael Noir Trawniczek
Ein turbulenter Samstagvormittag mit zahlreichen Zwischenfällen. Den ganzen Tag über fürchterliche Streckenverhältnisse. Schlammige, zerfurchte Prüfungen erschwerten das Leben der Rallyepiloten. Von Schnee und Eis war bald nichts mehr zu sehen, die hohen Temperaturen verwandelten die Schneerallye in einen Schotterevent - der jedoch mit den Spikereifen "Sottozero" zu bestreiten war, zum Teil wurde mit den "Studs" sogar auf Asphalt gefahren...
Am Nachmittag wurden die Prüfungen ein weiteres Mal befahren - die SP "Horssjön" jedoch, die als erste an der Reihe war, präsentierte sich in einem derart desolaten Zustand, sodass sich die Veranstalter dazu entschlossen, die als SP 12 geplante zweite Durchfahrt kurzerhand abzusagen. So waren am Samstagnachmittag nur noch zwei Wertungsprüfungen zu absolvieren.
Nachdem sich der am Freitag ausgefallene Sébastien Loeb am Vormittag mit einer Bestzeit zurückmelden konnte, gab Citroen nach dem im Anschluss an die 11.SP abgehaltenen Remote-Service dessen endgültige Aufgabe bekannt - bei Betrachtung der Daten sei klar geworden, dass der Motor des C4 nicht länger durchgehalten hätte, erklärte eine Sprecherin von Citroen Sport.
Latvala mit dem Glück des Tüchtigen
Jari Matti Latvala fuhr wie er sagte am Samstagmorgen mit weichen Knien auf die Strecke - schließlich war er, der neue Werkspilot bei Ford, der große Leader dieser Rallye und wollte diese Position auch halten. Was ihm auch gelang - zur Mittagspause konnte er seinen Vorsprung auf seinen Teamkollegen Mikko Hirvonen sogar leicht vergrößern. Die beiden Nachmittagsprüfungen beendete der 21-jährige jeweils au Platz zwei - einmal hinter Dani Sordo im noch verbliebenen Werks-Citroen und einmal hinter seinem Teamkollegen. Am Ende der vorletzten Prüfung jedoch fiel dem Finnen für einen Moment das Herz in die Hose, wie man sagt - er streifte mit der rechten Wagenseite eine Schneebank und beschädigte dabei die rechte Fahrzeugtüre...
Doch das Glück des Tüchtigen war auf seiner Seite - Latvala führt am Ende des zweiten Tages 49 Sekunden vor seinem Stallkollegen und fährt somit seinem ersten Sieg in der WRC entgegen. Mikko Hirvonen hat sich bereits mit Platz zwei abgefunden und erklärte: "Mein Plan war, Jari Matti auf den ersten Prüfungen einzuholen - doch da hatte ich kein gutes Gefühl im Auto. Danach fand ich einen besseren Rhythmus - doch meine Position ist sicher und ich denke an die acht Punkte für die Weltmeisterschaft. Jari Matti ist wirklich toll gefahren - und ich will keine unnötigen Risiken auf mich nehmen. Ich hoffe jetzt, dass wir diesen Doppelsieg nach Hause fahren können."
Galli vor Podestplatz
Nachdem Henning Solberg am Vormittag seinen Wagen gegen eine Brücke knallte ("Ich kam ins Rutschen und war nur noch Passagier"), rückte dessen Teamkollege Gigi Galli vor auf Rang drei - der Podestplatz des Italieners ist ungefährdet, Subaru-Pilot Petter Solberg liegt als Vierter über eine Minute hinter dem WM-Heimkehrer, der seinerseits einen Rückstand von 1:35 Minuten aufweist.
Dank der hohen Ausfallsrate darf sich der dritte Stobart-Pilot, Matthew Wilson, über den fünften Gesamtrang freuen - allerdings liegt der 18-jährige Ford-Privatier Andreas Mikkelsen als Sechster nur elf Sekunden hinter Wilson. Dani Sordo rückte trotz seiner fünf Strafminuten, die er wegen eines Motorwechsels bereits vor der Rallye ausfasste, wieder vor auf Rang sieben. Suzuki-Pilot Toni Gardemeister belegt den letzten der acht Punkteränge.
PWRC: Aigner mit Bestzeit auf SP 14
In der PWRC übernahm Juho Hänninen die Führung, dahinter Ketomaa, Prokop, Sandell und der Deutsche Uwe Nittel. Nach seinem Ausritt auf SP 10 liegt Andreas Aigner außerhalb der Punktereichweite - dafür drehte der Stierer am Nachmittag auf: Beste PWRC-Zeit auf SP 14! Wegen des großen Zeitverlusts half ihm die gute Performance jedoch nicht wirklich - Aigner belegt den 23. Platz der PWRC.
Aigner ärgerte sich: "Es ist wirklich zu blöd – ich bin total sauer auf mich selbst. Klar war bei dem Ausrutscher viel Pech dabei weil wir zum einen aufgesessen sind und zum anderen auch noch die Felge gebrochen ist. Aber so etwas darf einfach nicht passieren. Punkte sind jetzt fast unmöglich. Da kann mir morgen nur ein kleines Wunder, sprich einige Ausfälle, helfen. Die Bestzeit freut mich zwar, ist aber in meiner Situation nicht wirklich hilfreich."
Markus Benes liegt nur zwei Plätze hinter dem Red Bull Rallye-Piloten - der Niederösterreicher im Stohl Racing-Subaru belegt bei seiner ersten WM-Rallye den 41. Gesamtrang und wird in der PWRC als 25. gewertet.
Am Sonntagmorgen um 8.08 Uhr wird der dritte und letzte Tag der Schweden Rallye eingeläutet - mit der 16,25 Kilometer langen SP 15 "Ullen". Insgesamt sind noch sechs Wertungsprüfungen mit einer Länge von 97,22 km zurückzulegen, die ausstehende Gesamtdistanz beträgt 437,26 Kilometer.
Stand nach Tag 2 (SP 14)
1. Latvala Ford 2:03:53.7 2. Hirvonen Ford + 49.8 3. Galli Ford + 1:35.9 4. Solberg Subaru + 2:40.9 5. Wilson Ford + 4:37.6 6. Mikkelsen Ford + 4:48.1 7. Sordo Citroen + 6:51.9 8. Gardemeister Suzuki + 8:49.3 9. (1P)Hänninen Mitsubishi + 8:52.7 10. (2P)Ketomaa Subaru + 10:00.8 ... 39.(23P)Aigner Mitsubishi + 29:11.1 ... 41.(25P)Benes Subaru + 31:32.7