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Christian Clerici im Motorline-Exklusivinterview

Infiziert mit dem Motorsportvirus: TV-Entertainer Christian Clerici ("Herzblatt",...) fährt heuer im Histo Cup, nimmt an der Ennstal Classic teil.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: motorline.cc, ennstal-classic.at

Ganz ehrlich? Okay. Christian Clerici wird es mir, hoffentlich, verzeihen, wenn ich schreibe, dass ich ihn eigentlich nur vom Wegzappen kenne, weil "Herzblatt" noch nie zu meine Lieblingssendungen gehörte. Und so war ich dann doch ein wenig verdutzt, als der geschätzte Kollege Helmut Zwickl meinte: "Sprich mit dem Christian Clerici - der hat etwas zu sagen, das ist ein guter Mann!"

Im Rahmen des Mediencocktails der Ennstal Classic (vom 24. bis 28. Juli) war auch Christian Clerici zu Gast, hielt eine amüsante Doppelconference mit Veranstalter Helmut Zwickl. Da wurde klar, was der Kollege gemeint hat.

Clerici war schon in jungen Jahren von Autos und vom Motorsport begeistert. Erst in den letzten Monaten jedoch stieg er aktiv in den Sport ein, bestreitet erfolgreich den österreichischen Histo Cup (Siege in der Gruppe N) und nimmt bereits zum zweiten Mal an der Oldtimer-Rallye Ennstal Classic teil. Zudem ist der 42-jährige Wiener auch bei dem knallharten "Ironman"-Bewerb mit von der Partie.

Christian Clerici hat nicht nur zum Motorsport etwas zu sagen - und ist obendrein ein sehr amüsanter, geistreicher und liebenswürdiger Gesprächspartner. Aber lesen Sie selbst...

Man hört, du wurdest mit dem berüchtigten Motorsportvirus infiziert. Kam das plötzlich und unerwartet oder hast du als Kind schon irgendwelche Rennfahrergelüste verspürt?

Naja, ich habe mich immer schon, auch als Kind, total für Autos und für den Motorsport interessiert. Mein Stiefvater ist immer so gefahren, als ob er ein Rennfahrer wäre - und er hat auch im Profil eine Nase wie Jochen Rindt. Das ist wirklich total verrückt, er sieht ein bisschen aus wie Jochen Rindt. Und vielleicht hat er ja auch deshalb irgendwann beschlossen, dass er schnell Auto fahren will.

Ich bin also mit einem sehr progressiven Fahrer aufgewachsen - vielleicht habe ich deshalb auch ein bisschen die Lust am schnellen Fahren entwickelt. Aber eigentlich ist diese Passion erst dann für mich lebbar geworden, seit ich sie mir auch leisten will. Ich hatte das nie als Priorität - aber ich habe vor drei Jahren angefangen, mir wieder ein altes Auto zu kaufen. Nach der Matura habe ich einige Alfas besessen und habe diese dann aber wieder verkauft, aus Geldmangel.

Du hast vorhin, bei dem Bühnengespräch mit Helmut Zwickl, vom 'Ghetto' gesprochen, in dem du aufgewachsen bist. Aber wenn man mehrere Alfas hat, die man aus Geldmangel verkauft, dann hat man ja nicht wirklich wenig Geld, das klingt dann weniger nach Ghetto...

Das Wort 'Ghetto' war mehr eine launige Koketterie meinerseits - damit wollte ich nur zum Ausdruck bringen, dass ich nicht aus einer Familie mit lauter Anwälten und Oberärzten oder Erben komme.

Aber du hättest dir den Motorsport auch schon nach der Matura leisten können?

Naja. Mein erstes Auto nach der Matura war ein Alfa GTV 2000, ein Bertone Coupe. Weil meine Mutter auch so ein Auto hatte. Meine Mutter ist Papierrestauratorin und unterrichtet an der Akademie der Bildenden Künste. Ich komme eigentlich aus einer Künstlerfamilie. Mein leiblicher Vater lebt nicht mehr. Mein Stiefvater war wie gesagt einer, der eine irrsinnige Affinität zum Motorsport hatte, der diese aber finanziell auch nicht in irgendeiner Form ausleben konnte. Aber ich glaube einfach, dass so etwas prägend ist.

Ich habe dann, nach der Matura, bei einem Freund in einer Alfa Romeo-Werkstatt ein bisschen mitgeholfen. Ich habe mich wirklich eine Zeit lang mit der Absicht getragen, Automechaniker zu werden. Ich hatte dann auch noch einen Giulia Spider und einen Alfasud, einen gaga-braunen mit kotzbrauner Innenausstattung. Und einen America Spider hatte ich auch. Ich hatte einige Alfas, die habe ich dann immer wieder verkauft. Und dann habe ich studiert. Doch das ist sich alles hinten und vorne nicht ausgegangen. Und ständig sind die Autos gestanden - und mir war das dann irgendwann auch psychisch zu anstrengend.

Das Leben auf die Reihe zu kriegen und sich um diese Autos zu kümmern - das war mir alles zu blöd. Und ich bin ein Mensch, der Prioritäten setzt. Ich halte mich im Leben nicht auf mit Dingen auf, die mich lähmen, die mich bremsen. Das heißt: Leben ist Priorität - und dann kommen so Sachen wie Autos. Ich wäre nie so manisch, dass ich mit dem Fetzerl daher komme. Es muss für mich alles zu einer Lebensqualität beitragen und alles, was irgendwie manisch oder getrieben ist, hat für mich nichts mehr mit Lebensqualität zu tun.

Und jetzt ist es so, dass ich halt in einem Alter bin, wo man mir ja - zu Recht oder zu Unrecht, ich würde sagen eher zu Unrecht - Midlifecrisis unterstellen könnte. Und jetzt habe ich mir diesen Traum erfüllt: Erstens einmal Autorennen zu fahren, also Autorennen für Erwachsene. Und mir halt ein paar alte Autos nach und nach zuzulegen, mit denen ich aber auch fahre. Die stehen nicht in der Garage, ich fahre die alle.

Aber du fährst im öffentlichen Verkehr jetzt nicht im Stile eines Rennfahrers, oder doch?

Nein. Ich fahre progressiv - aber ich habe schon gelernt, dass man sich in der Gesellschaft, in der wir leben - ich sag es jetzt echt präpotent - nach unten nivellieren muss. Also wie beim Schifahren oder im Sport - es hat derjenige Vorrang, der langsamer fährt oder vielleicht unerfahrener ist.

Es gibt unheimlich viele schlechte Autofahrer auf den Straßen, was meiner Meinung auch daran liegt, dass dem Autofahrer immer mehr Selbstverantwortung abgenommen wird. Ich halte sehr viele Maßnahmen der Verkehrssicherheit für eine reine wirtschaftliche Überlegung, sprich: es handelt sich um eine Geldbeschaffung. Das hat für mich nichts mit Verkehrssicherheit zu tun, gar nichts.

Es ist halt so, dass ich das Gefühl habe, dass die Leute immer unmündiger werden und diese Unmündigkeit weitergeben über mittlerweile vielleicht schon die zweite Generation, sodass die Leute keinen Bezug mehr haben zum Autofahren. Was sie vielleicht früher, als es noch so etwas wie die Straße per se gab, gelernt haben. Das zipft mich manchmal an, aber mir ist das einfach zu viel Stress, mich da als Anarchist der Straße zu etablieren. Da nehme ich lieber Tempo raus und halte mich zurück.

Du hast einen Rennfahrerlehrgang besucht - aber du bist schon davor Rennen gefahren?

Ja, ich bin schon vorher Rennen gefahren. Ich bin meine ersten vier Histo Cup-Rennen gefahren, habe auch alle meine Rennen gewonnen. In meiner Klasse, in der Gruppe N.

Respekt.

Das macht mir einen Riesenspaß. Ich habe da auch einen Profirennfahrer an meiner Seite, den Wolfgang Tremel, der dieses Auto auch tatsächlich pilotiert hat in den späten Achtzigerjahren und auch einiges gewonnen hat, darunter auch Europameisterschaftsläufe.

Der hält das aus, neben dir am Beifahrersitz Platz zu nehmen?

Der sitzt nie auf dem Beifahrersitz. Er sitzt am Fahrersitz und ich sitze daneben - und er sagt mir, was zu tun ist. Und dann schaut er von außen zu. Ein richtiger Rennfahrer würde sich niemals zu einem Amateur auf den Beifahrersitz setzen. Er sieht die Notwendigkeit nicht - und am Anfang hat mich das fast brüskiert. Doch dann habe ich ihn verstanden.

Warum sollte er sich dem Risiko aussetzen? Die sehen ja von der Tribüne aus sowieso genau, was ich richtig und was ich falsch mache. Der sieht, ob ich zu früh oder zu spät bremse. Der hört sogar, in welchem Gang ich daherkomme. Da lerne ich sehr viel. Und zu diesem Sportwagenlehrgang wurde ich dankenswerterweise von Opel eingeladen. Das war halt einfach ein irrsinniges Erlebnis, über die Nordschleife zu knallen. Wenn ich könnte, würde ich nur noch dort Rennen fahren.

Der Rallyesport interessiert dich überhaupt nicht?

Null.

Warum?

Weil ich Rallye als sehr gefährlich empfinde - weil mir dazu die Fähigkeiten fehlen. Weil ich es als debil erachte, ohne ausreichende Fähigkeiten Rallye zu fahren. Weil da kannst du dir wirklich weh tun. Das ist kein Spaß, das könnte ich auch nur sehr schwer meiner Familie und letztlich auch mir selbst gegenüber argumentieren.

Auf dem Rundkurs kann natürlich auch etwas passieren, das ist überhaupt keine Frage. Aber wenn du bedankst, dass in zehn Jahren Histo Cup kein einziger Unfall mit Personenschaden passiert ist - das sagt schon sehr viel über einen Bewerb aus. Und im Histo Cup wird bei Gott nicht verhalten gefahren, da wird richtig dahin geblättert. Ich fahre ja am Salzburgring mit meiner Karre auch 260 km/h die Gegengerade hinauf. Da wird richtig Auto gefahren.

Wie war denn das bei deinem ersten Rennen? Die Leute kennen dich ja großteils aus dem Fernsehen...

Ja, die haben alle ein bisschen geschaut und so.

Wie war die Akzeptanz?

Die Akzeptanz war eigentlich ganz gut - weil ich ein Mensch bin, der da mit Respekt und Demut herangeht. Ich habe zwar ein großes Mundwerk - aber das öffne ich hauptsächlich dort, wo ich weiß, was ich tue oder ich benutze es, um mich über mich selber lustig zu machen. Was ich eigentlich als eine kultivierbare Tugend erachte - einfach Selbstironie.

Ich nehme mich selber einfach nicht wirklich ernst. Ich kann mich nicht in einen Bewerb einklinken, in dem Leute seit Jahren und Jahrzehnten ihr Handwerk leisten und verstehen, und dann dort irgendwie mein Maul aufreißen. Da gebe ich mich lieber als Spaßvogel und schaue, was ich lernen kann. Und höre sehr viel zu. Und die Organisatoren des Histo Cup, der Christian Schallenberg und der Georg Böhringer, die haben mich an der Hand genommen und mich in die Szene eingeführt.

Und dann kamen gleich die Siege...

Die Siege - du gewinnst halt dann in der Gruppe N, da fahren halt dann vielleicht noch elf andere, du bist gleichzeitig mit den Gruppe A-Autos auf der Straße und siehst halt, dass das letzte Gruppe A-Auto vier Sekunden vor dir ist und dann denkst du dir: 'Eigentlich ganz geil!'

Hegst du Wechselgedanken in die nächst höhere Klasse?

Diese Saison fahre ich sicher die Gruppe N fertig. Es ist halt auch die Frage, ob man sich das finanziell antun will.

Das wird für dich ja nicht allzu problematisch sein, vermute ich einmal - sag ich jetzt mal ganz frech.

Naja, das hat weniger etwas mit der Leistbarkeit zu tun, sondern mit der Sinnhaftigkeit. Ich hasse...

Aber wenn es Spaß macht, macht es auch Sinn.

Ja, aber dann könnte man sich auch überlegen, einfach ein anderes Auto zu nehmen. Jetzt habe ich einen Sierra Cosworth RS, ein original Gruppe N-Auto, mit Renngeschichte. Das Auto hat eine österreichische Staatsmeisterschaft gewonnen, war Zweiter in einer Italienischen Staatsmeisterschaft, es hat sechs Tourenwagen-Europameisterschafts-Bergläufe gewonnen - dieses Auto hat Rennhistorie. Und ich fände es eigentlich idiotisch, das Auto auf ein Gruppe A-Auto aufzurüsten, wenn ich einfach hergehen könnte und mir ein anderes Auto zulegen könnte.

Genau das habe ich eigentlich gemeint.

Ja klar, dann könnte ich in der Gruppe A fahren. Nur. Sagen wir so: Jetzt kann ich in der Gruppe N gewinnen, und mein Lehrgeld zahlen - warum sollte ich in der Gruppe A irgendwo hinten mitfahren?

Naja, wenn du jetzt in der Gruppe N zu oft gewinnst, brauchst du ja vielleicht eine neue Herausforderung?

Ja, das stimmt schon. Aber ich würde einmal sagen: das ist die eine Saison und dann sehen wir weiter. Das jetzige Auto fordert meine Grenzen genau heraus. Ich glaube auch, dass ich jetzt in einem Bereich unterwegs bin, wo ich sagen kann, dass ich das Baby kontrollieren kann. Wenn ich jetzt ein Auto unterm Arsch habe, dass sagen wir 300 PS mehr hat und auf der Gegengeraden dann schon 300 km/h geht - da hört sich der Spaß eigentlich auch auf. Da ist ein Fehler dann nicht mehr ein Kavaliersdelikt, sondern das kann dann echt in die Hose gehen.

Ich bin ja früher Kartrennen gefahren. Und da hatte ich anfangs auch ein kleines 80 ccm-Kart und das wurde dann recht schnell zu langsam. Und dann war es zum Teil so, dass, je stärker das Gerät wurde, es in gewisser Weise, unter Anführungszeichen, leichter wurde - in dem Sinn, dass du beim 80 ccm-Kart viel Zeit verloren hast, wenn dir der Motor in den Keller fiel - beim starken Sechsgang-125 ccm-Kart hast du einfach zurück geschalten und das Ding war gleich wieder da.

Das stimmt grundsätzlich, da gebe ich dir vollkommen Recht. Aber ich habe auch festgestellt, dass mein Motorsportengagement in diesem Jahr ohnehin schon sehr an meine Zeitreserven geht, ich kann nicht alle Rennen fahren, es ist eine Logistik dahinter, die mir ehrlich gesagt total auf die Nerven geht.

Organisierst du das alles selbst?

Nein, das macht eigentlich der Tremel Wolfgang für mich, was das Technische betrifft. Und ich habe mir Sponsoren gesucht. Also ich habe mein Motorsportengagement total durchfinanziert.

Du bist persönlich auf Sponsorensuche gegangen?

Ich habe einen Freund in Salzburg, das ist derjenige, der auch das Marketing für den Felix Baumgartner macht. Und da habe ich zu ihm gesagt: 'Du kennst so viele Leute in der Branche. Sag denen einmal, dass ich aktiv werde, verschaffe mir da mal einen Einstieg.' Und dann sind wir da gemeinsam an ein paar Kunden herangetreten - als erste hat die Angelika Kresch von Remus zugesagt, die sind dann mein Hauptsponsor geworden.

Was Christian Clerici zum Thema Formel 1 zu sagen hat, erfahren Sie hier.

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