CLASSIC

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Der Rückblick

Foto: Markus Kucera/Ennstal Classic

Die Jubiläums-Ennstal war länger, härter und laut den Telnehmern «schöner als jemals zuvor». Ein Rückblick auf die 15. Ennstal Classic...

Ennstal-Classic 2007: Frauen navigierten ihre Männer aufs Podium

Die Jubiläums-Ennstal war länger, härter und laut den Telnehmern «schöner als jemals zuvor». Am Schluß lagen zwei Teams vorne, in denen die Frauen am Nebensitz das Sagen hatten: Die Volksschullehrerin Margot Baier lotste ihren Christian im Jaguar E-Typ (1970) zum Sieg. Anja Schiemann navigierte Michael Münzenmaier – beide aus Deutschland – in einem Jaguar XK 140 (1956) auf Rang zwei.

Und zwei Profis standen neben ihnen in Gröbming als Dritte unterm Lorbeerkranz: Ernst Harrach, Ex-Rallye-Staatsmeister, hatte mit Wolfgang Artacker einen Co an Bord seines Ferrari Dino (1971), der in der Branche als einer der Ansager gilt.

In den beiden Opel-Stoder-Bergprüfungen begann die Jagd um Hundertstel. Münzenmaier/Schiemann stellten sich mit nur 5/100 Abweichungen an den Start des Volksbank-Nachtprologes. OSK-Präsident Dr. Harald Hertz, Chef des Wiener Lorenz Böhler-Krankenhaus, mit Copilot Christian Kletzer (Porsche 356) hatten nur 8/100 Abweichung auf die Stoder-Sollzeiten. Wie präzise gefahren wurde sagt eines: mit nur 1.55 Sekunden Abweichung fand man sich auf Rang 61 wieder...

Kaiser-Wetter

Im Nachtprolog wurde erstmals Bad Ischl angefahren. Tausende Zuschauer hatten sich schon lange vor dem Einlaufen der Ennstal-Classic im Kur-Park eingefunden, und jener Schauspieler mit dem bürgerlichen Namen Soukop, der in der Sommersaison in Ischl als Kaiser Franz Josef auftritt, war für die ausländischen Teams eine Attraktion.

«Dieser Donnerstag» so hieß der allgemeine Tenor, «war der vielleicht schönste Tag in der Geschichte der Ennstal-Classic»

Von Bad Ischl kurvte der Konvoi über die Postalm (mit Sonderprüfung), wo sie im Abendlicht das Alpen-Panorama und den Dachstein verglühen sahen. In der Ramsau säumten so viele Zuschauer wie noch nie die Straße, nach jeweils 100 Minuten war der Konvoi durch. Das war der große Vorteil der 30-Sekunden Intervalle, die Michael Glöckner und Helmut Zwickl dem 199 Wagen Feld verordnet hatten.

«Die 30 Sekunden Intervalle» so der vierfache Ennstal-Sieger Rudolf Schraml, «sorgten für diszipliniertes Fahren und für die Zuschauer wurde die Rallye kompakter.»

Die Saurier in Schladming...

Als die ersten Vorkriegsautos in Schladming einfuhren, war es bereits dämmrig. Die Bentleys und Rileys, Bugattis und Lagondas schlichen böse röchelnd wie vorsintflutliche Ungeheuer durch das Menschenspalier. Hier wurde das Motto der 15. Ennstal-Classic bestätigt: Die Rückkehr der Saurier.

Ein Ferrari führt

Reinhard und Doris Huemer (Ferrari Dino) waren die Sieger des Nachtprologes, somit gingen sie mit dem «Blauen Band der Volksbank» in die 598 km lange Freitag-Tauernrunde.

Die Rallye entwickelte sich immer mehr zu einem Duell zwischen zwei Teams: Christian und Margot Baier aus Wien (Jaguar E-Typ) hatten die Deutschen Michael Münzenmaier/Anja Schiemann (Jaguar XK140) im Nacken.

Die Zeitkontrollen in den Etappenzielen wurden automatisiert, die Teilnehmer fahren in einer vorgegebenen 30 Sekunden-«Gatetime» durch eine Lichtschranke, das Computer-Programm erledigt den Rest, denn zigarettenschachtelgroße Transponder am Heck der Oldies etikettieren auf den Bildschirmen der Zeitmessung die Durchfahrtszeit mit der Startnummer.

Die Sieger lachten und weinten

Als am Abend des 12 Stunden Tages das Feld in Gröbming einlief, standen Rennstallbesitzer Peter Sauber aus der Schweiz und Kurt Ahrens, in den 60er Jahren Deutscher Porsche-Werkspilot, auf der Zielrampe um die Teilnehmer zu begrüßen.

Samstag war Grand Prix-Tag in Gröbming, 20.000 Zuschauer kamen in den «Jurassic-Park», denn die größten Saurier waren losgelassen: Jochen Mass im Mercedes-Benz und Franz Wittmann im Auto Union Grand Prixwagen von 1939, Alfa Romeo zündete die sagenhafte Alfetta, mit der Farina (1950) und Fangio (1951) die erste Formel 1 WM gewannen, Dr. Helmut Marko saß im Porsche 917 Spyder, Hans Herrmann im Borgward RS von 1958 und Andi Zuber genoß sein Formel 1-Debüt in einem Wolf-Cosworth von Keke Rosberg. «Im Herbst gibt’s einen Formel 1-Test» gestand unser neuer GP2-Star, «wo, darf ich noch nicht sagen.»

Und die Baiers gewannen die 15. Ennstal-Classic in einem Leih-Jaguar E von Walter Wawronek.

Es gab in 15 Jahre Ennstal-Classic noch keine Sieger, die unterm Lorbeerkranz mehr lachten und sich mehr freuten und mehr weinten.

Mit am Podium: Michael Münzenmaier/Anja Schiemann – sie hatten um 2.82 Sekunden mehr Abweichung produziert. Hinter den Dritten Ernst Harrach/Wolfgang Artacker, die 4.78 Sekunden hinter den Baiers lagen, belegten Dr. Fritz Radinger/Thomas Wagner (Ferrari Dino) Rang vier.

Rudolf Schraml/Helmut Artacker wurden Vierte, Dieter Quester/Heiko Esser (BMW 507) wurden 20., Peter Kraus/Heimo Reschreiter (AC Bristol) 25.,

Die Porsche Ikonen Herbert Linge und Hans Herrmann waren entzückt: «Das war Motorsport wie früher, als die Fans noch nicht ausgesperrt waren.»

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Ennstal Classic 2007

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