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Ennstal Classic 2008

Präsident Mass: "Klub muss wachsen!"

Jochen Mass wurde zum Präsidenten des "Klubs der ehemaligen Grand Prix-Piloten der F1" gewählt - direkt vor seiner Wahl gab der Deutsche ein Interview.

Michael Noir Trawniczek
Foto: Markus Kucera

Hat es zu Ihrer Zeit richtige Freundschaften zwischen den Piloten gegeben?

Ja, etliche Piloten waren eng miteinander befreundet und haben auch neben der Rennerei gemeinsam etwas unternommen.

Marc Surer hat vorhin gemeint, es habe auch eine Rolle gespielt, dass es damals noch tödliche Unfälle gegeben hat…

Die Gefahr spielte natürlich eine Rolle. Man hatte mehr Respekt vor dem, was man gemacht hat. Und man hatte auch mehr Respekt den anderen Piloten gegenüber. Denn man hat niemanden direkt gefährden wollen - was aber trotzdem gelegentlich passierte. Und man befand sich auch finanziell auf einem eher angeglichenen Niveau, im Vergleich mit der Zeit, die dann später kam. Das macht auch etwas aus. Weil dieses Geld entstellt ja den Charakter - das ist ja irre. Und dieses Runterschauen auf die Kleinverdiener weiter unten - das ist lächerlich. Aber so ist es leider. Und das gab es damals überhaupt nicht.

Überhaupt nicht? Ein Jackie Stewart hat ja auch sehr viel mehr verdient…

Aber das hat man ihm ja gegönnt, er war ja auch dreifacher Weltmeister. Und er hatte natürlich seine guten Verträge. Er war ja auch ein sehr intelligenter Mann und er ist es immer noch. Und so hat man es einfach akzeptiert, dass er diesbezüglich einen Vorsprung hatte. Und es war auch für die anderen erreichbar, sagte man sich damals. Man dachte: Mit viel Geschick komme ich auch da hin. Es war natürlich nicht immer so - aber zumindest war die Möglichkeit gegeben.

Als Sie Ihr erstes Rennen fuhren, haben Sie die anderen Piloten kameradschaftlich aufgenommen, Ihnen Tipps gegeben?

Naja, ganz so war es auch nicht - wir waren schon auch Konkurrenten. Logischerweise. Es war nicht eine große wunderbare Familie - so war es auch wieder nicht. Aber wir sind zum Beispiel zwischen den Rennen gemeinsam segeln gegangen. Das wäre heute unvorstellbar. Auf Hawai damals: Jacques Laffite, Clay Regazzoni, Patrick Depailler und ich.

Und in Kyalami, auf dieser Ranch…

Naja, da wohnten wir im gleichen Hotel, das wäre heute immer noch der Fall.

Wie? Dass ein Lewis Hamilton und ein Kimi Räikkönen am Swimmingpool plauschen?

Wenn die alle im gleichen Hotel wohnen würden, was sie ja nicht tun, dann wäre so etwas sicherlich auch heute noch möglich. Es ist ja nicht so, dass sich die Leute grundsätzlich ändern. Aber sagen wir so: Die Welt des Formel 1-Rennsports hat sich entsprechend entstellt. Dadurch sind die Leute halt abgeschottet, sie werden auch anders beansprucht.

Das heißt: Wenn man sie zwingen würde, dass sie alle im gleichen Hotel schlafen…

Nein, das kann man nicht, das sind natürliche Entwicklungen. Du kannst niemanden zu irgendetwas zwingen, das sind ganz einfache Dinge, die von sich aus passieren. Und wenn sie nicht passieren, dann passieren sie eben nicht. Wie gesagt: Das liegt auch an den äußeren Umständen.

Der "Klub der ehemaligen F1-Fahrer" - werden die heutigen Piloten dort jemals Mitglied werden - oder stirbt der Klub irgendwann aus?

Nein, aber man muss den Klub schon umstrukturieren - dann kann auch wieder mehr unternehmen. Das ist ja eine exklusive Geschichte, das ist eine wunderbare Sache. Der Klub der ehemaligen F1-Fahrer - anciens, da stoßen sie sich ja schon an dem Wort - anciens wollen sie nicht sein. Aber da lässt sich mit Sicherheit etwas daraus machen. Im Moment zehren wir halt von dem Gründungspotential, das immer noch da ist, zum Teil, und so langsam ausstirbt. Das ist natürlich eine etwas zähe Geschichte. Aber man muss das ganze halt für die jüngeren Fahrer attraktiver gestalten. Der Klub muss sich insgesamt erneuern und nach außen ein bisschen attraktiver werden.

Also auch gemeinsame Aktionen unternehmen? Bergsteigen?

Naja, nicht unbedingt bergsteigen. Aber es gibt genügend Aktionen, die man sich da ausdenken kann. Und es ist ein großartiger Gedanke. Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Fahrer, die jetzt rausgehen aus der Formel 1, erkennen, wo sie herkamen. Wir haben halt derzeit ein großes Loch zwischen den 50ern- und 60ern und der Jetztzeit. Da gibt es zwar viele Fahrer dazwischen - aber die sind alle uninteressiert. Weil sie sich da auch nicht wiederfinden. Weil sie sich auch nichts vorstellen können, nichts vorstellen mögen vielleicht auch. Zugleich wollen wir aber auch niemanden dazu zwingen - wer rein mag, ist willkommen, wer nicht rein mag, der muss ja nicht kommen. Das muss wachsen. Wenn die Mehrzahl sich dagegen entscheidet, weil sie sagen: 'Die alten Säcke da, das brauchen wir nicht' - dann ist das eben so.

Derzeit gibt es ja ein Mindestalter - man darf ja glaube ich erst ab 45 rein.

Ja, aber das muss nicht unbedingt so bleiben. Aber in der Regel ist das ohnehin das Alter, in dem die Leute dann Interesse zeigen. Der Klub als solcher ist ja nicht so stur festgeschrieben, als dass man da gar nichts daran ändern könnte. Es geht alles. Man muss das alles überdenken und schauen, dass man den Klub etwas neuzeitlicher gestaltet.

» Zur Ennstal Classic-Website: ww.ennstal-classic.at

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