
Ennstal Classic 2008 | 24.07.2008
Tobias Moretti: „Wenn ich die Nase hätte...“
Schauspieler Tobias Moretti erklärt kurz vor seinem Start bei der 16. Ennstal Classic, warum es ihn immer wieder zu der Kultrallye nach Gröbming zieht und verrät, welchen Rennfahrer er am liebsten spielen würde.
Michael Noir Trawniczek
Foto: Gerhard Schlögel, Markus Kucera
„Keine Fragen über Kommissar Rex!“, stellt Tobias Moretti gleich einmal klar. Meine Antwort („Der interessiert mich überhaupt nicht“) beruhigt den charismatischen Schauspieler – und wir können loslegen. Kurz vor seinem Start bei der 16. Ennstal Classic, mit Navigator Maurizio Consoli auf einem Alfa Romeo 1900 Sport Spider (Baujahr 1933), hat sich der Schauspieler einem kurzen Interview gestellt.
Tobias, es ist oft so, dass sich Schauspieler oder Musiker zum Rennsport hingezogen fühlen. Würdest du dich jetzt eher als rennfahrenden Schauspieler oder als schauspielenden Rennfahrer bezeichnen?
Oh... – das ist wahrscheinlich die Diskrepanz, der Zwiespalt in der Persönlichkeit. Das kann man eigentlich nicht wirklich sagen, die Priorität ist variabel. Letztendlich ist aber doch der Beruf der Beruf - wovon man halt lebt. Aber die Ennstal Classic ist, wie der Name schon sagt, ein Klassiker. Ein Klassiker des Flairs – von Racing, von Geschichte, von einer Lebenskultur, von einer Lebensart. Dabei zu sein hat einen ganz besonderen Charakter – weil die Ennstal Classic im Gegensatz zu manchen Blumenkorsi eben wirkliches Racing bietet. Das ist das Schöne – das verbindet sozusagen den gesellschaftlichen Teil mit dem puristischen Teil des Rennsports und mehr kann man so einer Veranstaltung eigentlich nicht abgewinnen.
Hast du auch den Ehrgeiz, zu gewinnen? Habt ihr Wegstreckenmesser, Tripmaster und so weiter im Auto?
Nein, leider nicht. Das wurde mir aber gerade von der Organisation versprochen, dass ich das im nächsten Jahr zur Verfügung gestellt bekomme.
Da geht es dann um den Sieg?
Da geht’s dann wirklich um etwas. Ich wollte das schon jahrelang immer wieder machen, bin aber immer mit technisch nicht so sehr ausgerüsteten Fahrzeugen unterwegs gewesen. Einfach so mitzufahren, ist natürlich wunderschön – aber irgendwann überkommt einen dann der Ehrgeiz. Das werden wir dann eben in den nächsten Jahren in Angriff nehmen.
Die Ennstal Classic ist eine Gleichmäßigkeits-Rallye – aber Du hast auch schon an ‚richtigen’ Autorennen teilgenommen...
Ja, ja, sowieso.
Was reizt dich daran?
Naja, bei den modernen Rennsportwägen ist es natürlich eine andere Situation, weil der technische Standard ein anderer ist. Hier jedoch ist es das Puristische. Ich habe vorhin eine kurze Runde gedreht – die Bremsen sind bei diesen Rennmaschinen alle jenseits von Gut und Böse. Wenn man vom Mitterberg herunterfährt, muss man sehr genau abstimmen, wie man die Motorbremse einsetzt, man muss vorher kurz anbremsen, man muss sich überlegen, welche Geschwindigkeit man wählt. Man muss immer auf der Hut sein, dass der Wagen hinten ausbrechen könnte. Da haben wir jedoch den Vorteil, dass unser Auto ein eher leichtes Auto ist – wobei die schweren Zwölfzylindermotoren aufgrund ihres Gewichts immer eine gewisse Instabilität in Kauf nehmen müssen.
Wenn du ein Rennen bestreitest, wenn du dich ans Limit heranwagst, begibst du dich ja in einen gewissen Ausnahmezustand – ich nehme einmal an, dass wirst du auch tun, wenn du schauspielst...
Das stimmt, ja.
Das heißt: Man konzentriert sich eben voll auf das Jetzt – und vergisst alles andere. Dass man also in dem Tun aufgeht – kann man das so sagen?
Das stimmt – und das ist wahrscheinlich ein Vorteil. Und auch die Verbindung, die Schnittmenge, wenn man so möchte, zwischen Ausnahmeberufen, ob das jetzt der Motorsport ist oder überhaupt der gesamte Sport oder in meinem Beruf der Schauspielerei, in dem man sozusagen auf Punkt die Konzentration behalten muss. Unabhängig von emotionalen Einflüssen, die aber automatisch mit drin sind – aber genau das ist der Trick: Man muss es so hinbekommen, dass die eigene Emotion einen beflügelt und nicht...(überlegt)...blendet.
Welchen Rennfahrer würdest du gerne spielen?
(sagt lang gezogen) Wenn ich die Nase hätte - Jochen Rindt!
Naja, die Nase würde schon passen.
(lacht) Ja, da krieg ich vielleicht noch eine auf die Batterie und dann geht’s.
» Zur Ennstal Classic-Website: ww.ennstal-classic.at