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Ennstal Classic 2008

"Hurra wir leben noch"

Der Club der F1 Legenden sorgte bei der Ennstal-Classic für Begeisterung. Im Fahrerlager fühlte man sich zurückversetzt in die 60er und 70er Jahre. Die Renn-Legenden waren zum Angreifen nah und sie gaben geduldig Autogramme.

Helmut Zwickl
Foto: Markus Kucera

Vergangenes Wochenende hielt der «Club International des Anciens Pilotes de Grand Prix F.1« bei der Ennstal-Classic in Österreich seinen Jahrestreff ab. In Summe waren das einige tausend Rennen und Siege, errungen von Fahrern in einer Zeit, als die Lebenserwartung der Rennfahrer nicht allzu hoch war: die Rennpisten hatten keine Auslaufzonen und Safety-Barrieren, die Rennautos keine vom Computer berechneten Knautschzonen, es gab weder Gurte, Rückhaltesysteme noch Sicherheitstanks, und Kohlefaser – das Material aus dem die Schutzengel sind – war noch nicht erfunden.

Österreich hat keinen Formel 1 Grand Prix mehr, aber immerhin die Ennstal-Classic, die in drei Tagen entlang der 800 km Strecke an die 100.000 Zuschauer mobilisiert.

Heuer hat Mercedes-Benz, wo Motorsport-Geschichte einen überragenden Kult-Status genießt, die Patronanz über das Jahrestreffen der Formel 1 Legenden übernommen, und mehr als 20.000 Zuschauer erlebten am Samstag in Gröbming einen «magic afternoon».

Im sechs Runden CHOPARD-Grand Prix wurden unbezahlbare Boliden zum Leben erweckt: Jochen Mass – er wurde zum neuen Präsidenten des Legenden-Clubs gewählt, chauffierte den monströsen Benz-Grand Prixwagen aus dem Jahre 1908, dessen Motor schlichte 15 Liter Hubraum besitzt.

Sir Stirling Moss hatte im Mercedes-Benz 300SLR einen berühmten Beifahrer: Tony Brooks 76., den Stirling für «den schnellsten Formel 1 und Sportwagen-Piloten» der 50er Jahre hält.

Gerhard Berger durfte sich einen Traum erfüllen: «Ich wollte immer schon ein Auto von Jochen Rindt fahren, der in Österreich der Beginn des Rennsports war. Als er 1970 Weltmeister wurde und starb, war ich gerade mal ein Jahr alt...»

Gerhard fuhr jenen Lotus 49C aus dem Besitz von Jo Willenpart durch Gröbming, mit dem Jochen Rindt 1970 den Monaco-Grand Prix gewonnen hat. «Das waren bewegende Momente für mich, ich saß in Jochens Auto und trug seinen grünen Sturzhelm, der gemessen an heute eine Pappschachtel war...»

Derek Bell fuhr einen Porsche 908/3 mit dem Rodriguez/Kinnunen 1970 Zweiter in der Targa Florio waren.

Nino Vaccarella 75, der Held der Targa Florio, Ferrari-und Alfa Werkspilot, 1964 Sieger in Le Mans, bekam einen Alfa Romeo tipo 33 Zwölfzylinder aus dem Alfa-Museum.

Nanni Galli, der zwischen 1971 und 1973 17 Formel 1 Rennen auf McLaren-Alfa, March, Tecno, Ferrari und Williams fuhr, saß in einer Ginetta, Marie Teresa de Filippis wurde von Hans Herrmann in einem Mercedes 300SL Roadster chauffiert, beide Legenden haben ihren 80er schon hinter sich. Maria, die ihren Maserati 250 in den 50er Jahren so beherzt fuhr, dass sich selbst Juan Fangio um sie Sorgen machte, ist die Seele des Formel 1-Clubs, den sie zusammen mit ihrem Mann, dem gebürtigen Wiener Theo Huschek, führt.

Marc Surer zwängte sich in einen Wolf F1 WR8 den einst Keke Rosberg fuhr: «Das war Motorsport wie früher, mit einem Fahrerlager in das jeder gratis rein durfte. Ich schrieb pausenlos Autogramme und die alten Formel 1 Legenden signalisierten, Hurra wir leben noch»

Ex-Renault Rennleiter Jean Sage demonstrierte seine Ferrari SWB Berlinetta, Dieter Quester einen BMW M1, Reine Wisell 65, saß in einem Porsche 908, Jo Vonlanthen in seinem Ferrari 500, mit dem Alberto Ascari 1951/52 Weltmeister wurde, ein Auto mit einem Kurswert von geschätzten 4.5 Millionen Euro.

Ferner zu sehen: der sagenhafte AWE 1500RS Rennsportwagen aus der früheren DDR aus der Sammlung von Walter Degelsegger.

Björn Waldegard, er war 1979 der erste Rallye-Weltmeister der Geschichte, zog in einem Lancia-Stratos eine tolle Show ab.

Und auf der Tribüne saßen: Brian Henton, Teddy Pilette, David Piper, Gino Munaron und Peter Westbury.

Es war tatsächlich ein «magic afternoon»!

» Zur Ennstal Classic-Website: ww.ennstal-classic.at

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