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Ennstal Classic 2009

"Prinz Heinrich"-Wagen im Chopard-Grand Prix

Ernst Piech bringt das Familiensilber nach Gröbming, das Austro Daimler-Meisterstück seines legendären Großvaters Ferdinand Porsche, wie es in der «Prinz Heinrich»-Fahrt von 1910 die ersten drei Plätze belegte. Am Steuer des Siegerwagens saß damals der Konstrukteur.

Foto: www.ennstal-classic.at

Nach den Erfahrungen, die Ferdinand Porsche 1909 bei der «Prinz Heinrich»-Fahrt gemacht hatte, suchte er einen neuen technischen Ansatz: «Ich habe mir eingebildet, es genüge, einen robusten, schnellen Tourenwagen zu bauen, um zu siegen. Aber ich habe bei dieser Fahrt etwas sehr Wichtiges gelernt, nämlich dass ein Sieg nur möglich ist, wenn man jede Chance der Propositionen auf das Äußerste ausnützte und gewissermaßen einen «raffinierten» Wagen baut. Nun, das ist für mich kein Kunststück, ich werde es 1910 beweisen.»

Schon bei der Konstruktion des neuen Vierzylinder-Reihenmotors nutzte Ferdinand Porsche diesmal das Reglement optimal aus. Er reduzierte die Bohrung von 115 auf 105 mm, dadurch konnte der Wagen in einer niedrigeren Steuer-PS-Klasse an den Start gehen. Mit einem Hubraum von 5715 ccm, lag er zwar über dem 4,5 Liter Mercedes, aber deutlich unter dem 7,3 Lit. Benz und dem 6,3 Lit. Berliet. Porsche entschied sich letztlich für den Kettenantrieb auf die Hinterräder, in dem er mehr Vorteile als Nachteile sah.

Die 1945 km lange «Prinz Heinrich»-Fahrt, war für den damaligen Stand der Technik eine unerhörte Zerreißprobe. Das Rennen wurde in Berlin gestartet und ging über Braunschweig, Kassel, Nürnberg, Stuttgart und Metz zum Zielort Bad Homburg. Betriebssicherheit war das oberste Gebot für den monströsen 5.7 Liter Motor, daher pflanzte Porsche den einzeln stehenden Gusseisen-Zylindern jeweils zwei Zündkerzen im Bereich des Einlassventils ein. In den Prüfungen kam es auf die Höchstgeschwindigkeit an, und es galt die vom Veranstalter je nach Steuer-PS-Leistungsklasse angesetzten Zeitvorgaben zu schlagen. In der Neunkirchner Allee, mit ihrer wie vom Lineal gezogenen 13 km langen Geraden, nahe der Austro Daimler-Fabrik, bekam das neue Auto in unzähligen Testfahrten seine Windschlüpfrigkeit. Der Flugpionier Igo Etrich gab Porsche den Rat: «Der Motor ist sehr gut, aber die Karosserieform ist falsch.» Aus den Erfahrungen der Tests entstand das Spitzheck. Porsche investierte viel Detailarbeit in die Windschlüpfrigkeit: «Ich bin sogar soweit gegangen, dass ich jede einzelne Mutter an den Kotflügeln verschalt habe, um der Luft keine Angriffsfläche zu bieten.» Der 1050 kg schwere Wagen, erreichte mit seinen 95 PS bei 2100 U/min. eine Spitze von 138 km/h.

Die «Prinz Heinrich»-Fahrt 1910 wurde zu einem Triumph für Austro Daimler: Die Autos von Ferdinand Porsche belegten die ersten drei Plätze, im Siegerwagen saß der Konstrukteur, die Konkurrenz Opel und Benz wurde auf die Plätze verwiesen.

Eines der drei Autos aus dem siegreichen Werks-Team tauchte 1997 wieder auf. Egon Zweimüller hatte es aufgespürt, und als Ernst Piech diesen letzten überlebenden «Prinz Heinrich»-Wagen erwarb, setzte eine aufwendige Restauration bei der Firma Zweimüller in Ennsdorf ein. Im Mai 2007 wurde erstmals der Motor angeworfen.

Beim Chopard-Grand Prix in Gröbming wird Ernst Piech mit seiner Gattin Elisabeth am Nebensitz das Juwel seines Großvaters demonstrieren. «Bis 100 Stundenkilometer trau ich mir das Auto heute noch auszufahren» erzählt Ernst Piech.

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