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Ennstal Classic 2009

Ein Stück österreichische Automobil-Geschichte bringt Dr.Michael Feichtinger an den Start: den Porsche 550 1500RS Spyder mit dem Gotfrid Köchert 1956 die Mille Miglia fuhr und am Nürburgring gewann.

Fotos: www.ennstal-classic.at

Gotfrid Köchert entstammte der gleichnamigen Dynastie die sich am Wiener Neuen Markt «k.und k. Hofjuwelier» nennen durfte. Er war Jahrgang 1918 und er war bereits 38 Jahre alt, als er sich 1956 eine Renn-Lizenz löste, denn er hatte in Zuffenhausen einen Porsche 550 1500RS Spyder bestellt, der damals als die schärfste Waffe unter den 1.5 Liter Rennsportwagen galt.

Der Österreicher Dr.Fuhrmann hatte 1953 den Vierzylinder Boxermotor konstruiert, dessen vier obenliegende Nockenwellen über zwei Königswellen angetrieben wurden. Der VW-hafte Gebläsemotor leistete aus 1487 ccm Hubraum laut Handbuch «ca 110 PS bei 6.200 U/min.»
Der Porsche Spyder hatte ab 1954 nicht nur durch unzählige Rennsiege aufhorchen lassen, sondern um das Auto war seit dem 16.September 1955 ein eigener Mythos entstanden, das war jener Tag, an dem Hollywood-Star James Dean in seinem neuen Spyder tödlich verunglückte.

Köchert war der Prototyp eines Herrenfahrers, er hatte die Resourcen um sich die teuersten Renn-Autos leisten zu können. Dass er sich zum Einstieg sofort einen Porsche Spyder kaufte und sich als Renn-Premiere die Mille Miglia aussuchte, zeugt von einem ungeheuren Selbstvertrauen und von einem fast naiven Sportsgeist, aber der Mann hatte Talent, nicht nur hinterm Lenkrad, sondern auch in Segel-Regatten stellte er seinen Willen zum Kräftemessen unter Beweis.

Er nahm die Mille Miglia ernst, sonst wäre er nicht mit dem brandneuen Spyder zweimal die komplette 1000 Meilen Strecke abgefahren. Sein Freund Hans Herrmann gab ihm wertvolle Ratschläge und nach dem Privattraining hatte das Auto rund 3.200 km am Tacho. Ohne Service ging er mit der Startnummer 432, also um 4 Uhr 32 am Morgen, in Brescia ins Rennen.

Der Wiener Hof-Juwelier war eine Sensation: er war bis Rom der schnellste Porsche Spyder im Feld, er lieferte sich in der 1.5 Liter Sportwagen-Klasse ein Fernduell mit Weltstars wie Behra und Villoresi. Aber in Florenz stellte der Motor seinen Betrieb ein, er hatte zu diesem Zeitpunkt rund 4.500 Kilometer ohne Service auf dem Buckel...

Noch im selben Jahr stand Köchert mit dem Spyder als Sieger des Seriensportwagen-Rennens auf dem Nürburgring am Podest: Das war nach dem Krieg der größte Erfolg eines österreichischen Autorennfahrers.

Köcherts Spyder, mit der Fahrgestell-Nummer 550-0084 ist heute im Besitz von Dr.Michael Feichtinger. Der Wagen wurde seinerzeit von Köchert in die USA verkauft, weil er sich für 1957 einen 2-Liter Ferrari Testa Rossa anschafte, mit dem er in der letzten Mille Miglia den großartigen zehnten Gesamtrang belegte.

In den 80er Jahren kam der Spyder in den Besitz der G&W Motorenwerke in Virginia wo im Verlaufe von vier Jahren eine umfassenden Restauration gemacht wurde. 2005 landete das Köchert-Auto in der Schweiz. Beim Porsche-Markenspezialisten Capricom in Mönchengladbach wurde es durchgecheckt und in den Original-Zustand versetzt.

Als Navigator hat Dr.Feichtinger seinen Freund, den Gröbminger Steuerberater Michael Habert – der immer wieder im Spitzenfeld der Ennstal zu finden ist – am Nebensitz.

Gotfrid Köchert war ein enger Freund von Jochen Rindt, dem er 1965 seinen Ferrari LM zur Verfügung stellte, mit dem Rindt das 500 km Sportwagenrennen um den Großen Preis von Österreich auf dem Zeltweger Militärflughafen gewann. Köchert verstarb 1986, das altehrwürdige Juweliergeschäft in Wien, wird heute von seinen Söhnen geführt.

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