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David Coulthard im Exklusiv-Interview

David Coulthard spricht über sein Jahr 1 nach dem Rücktritt als F1-Pilot, den Erfolg von RBR, das Altern, sein Engagement für Wings for Life, uvm.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Markus Kucera, Sven Haidinger

David, wie geht es dir nach deinem Rücktritt? Diese Übergangsphase ist sicher nicht immer leicht zu bewältigen oder? Zieht es dich nicht manchmal ins Auto zurück?

Naja, ich hänge ja meinen Helm nicht an den Nagel, es ist nur meine Karriere als Formel 1-Fahrer zu einem Ende gekommen. Ich hatte eine klare Strategie, als Berater bei RBR meine Arbeit fortzusetzen. Ich habe auch mit Dietrich Mateschitz über meine Rolle als TV-Experte bei der BBC gesprochen, er hat sich für mich gefreut, dass ich diese Aufgabe erhalten habe.

Eines ist schon klar: Wenn du ein Racer bist, verlierst du niemals die Sehnsucht, Rennen zu fahren. Ich habe nicht aufgehört, weil ich verletzt wurde oder weil ich nicht mehr ins Auto passe.

Und wir hatten bei RBR mit Sebastian einen fantastischen jungen Piloten, der weiterkommen musste.

Wenn Sebastian nicht gewesen wäre, hättest du womöglich eine andere Entscheidung getroffen?

Möglicherweise. Aber: Er war da – und ich glaube, dass Sebastian und Mark die stärkste Fahrerpaarung in der heutigen Formel 1 sind. Und ich fühle mich immer noch als Teil des Erfolges, wenn die beiden gewinnen. Es ist nicht die gleiche Emotion als zu jener Zeit, in der ich selbst gefahren bin – es ist wie bei einem Mechaniker oder Ingenieur: Du spürst nicht das körperliche Hoch, das der Fahrer verspürt, aber du spürst ein emotionales Hoch.

Ich erinnere mich mit Freude daran, als ich vor vier Jahren Dietrich getroffen habe, um sein Engagement zu verstehen, um zu verstehen, was er hier auf die Beine stellen möchte. Denn ich wollte keinen Vertrag unterschreiben, der einfach nur den Weg von Jaguar Racing weiter verfolgt, mit mir als Fahrer.

Es war immer klar für mich, dass ich meine Zeit und meine Bemühungen in das Team investiere, dass ich mich am Aufbau des Teams beteilige. Dass man auch Leute los wurde, die für das Team nicht gut waren und dafür jene talentierte Menschen ins Team bringen konnte, das aus dem Rennstall ein erfolgreiches Team gemacht haben.

Diesbezüglich bin ich also sehr froh, dass es RBR jetzt so gut geht – denn das zeigt, dass die Entscheidungen, die wir alle getroffen haben, auch wirklich gute Entscheidungen waren.

Und ich denke, dass RBR eine der besten Storys der Formel 1 geschrieben hat. Ein Energy Drink-Hersteller, der ja auch nur ein Sponsor hätte bleiben können, besitzt ein Team, ja sogar zwei Teams - nicht weil man so viel Geld hatte. Red Bull hat für die beiden Teams keinen großen Betrag bezahlt, weil sich das aus der damaligen Situation heraus so ergeben hat. Aber das Geld sicherte die Finanzierung der Teams – und der aktuelle Erfolg ist einfach unglaublich.

War das neue Reglement der große Pluspunkt, die große Herausforderung für Adrian Newey? Er sagte, dass der RB5 aufgrund des völlig neuen Reglements eine seiner letzten großen Herausforderungen sein könnten…

Ja, ganz sicher. Im vergangenen Jahr bin ich nach dem Brasilien-Grand Prix in die Fabrik gefahren und habe vor den Teammitgliedern eine Ansprache gehalten. Und ich habe gesagt: ‚Das letzte Mal, als wir derart schwerwiegende Regeländerungen hatten, war 1998 und der Mann, der damals bei McLaren für die Technische Leistung verantwortlich zeichnete, war Adrian Newey – und das Auto hat im Jahr darauf dominiert!’

Und daher war ich auch sehr zuversichtlich, dass RBR im Jahr 2009 einen großen Schritt vorwärts machen wird. Ich habe bei der Ansprache die positiven Dinge hervorgehoben, aber es genügt nicht, nur positive Dinge zu sagen, du musst auch etwas abliefern. Als der Wagen ein paar Monate später zum ersten Mal fuhr, war klar, dass es ein gutes Auto ist – mein Glaube an dieses Auto wurde bestätigt

Der RB5 ist das Auto der Saison – okay, Brawn ist auch voll eingeschlagen, ein schnelles und standfestes Auto, mit dem sie oft das Maximum herausholen konnten. Aber: RBR hat darauf reagiert – und ich wäre sehr erfreut, wenn RBR weitere Siege einfahren könnte und man die Herausforderung des Titelkampfs annehmen kann. Denn vielleicht bleibt es ja das einzige Mal, dass so etwas passiert – weil ich die Formel 1 so schnell verändert.

Am Beginn war RBR ja nicht sehr erfolgreich – ich erinnere mich noch an das Rennen, in dem Christian Klien mit einem Auto Achter in Melbourne wurde, das zuvor nur drei Runden am Stück testen konnte, und Dr. Marko stellte öffentlich die Frage: ‚Warum sind wir nicht Zweiter, wie Ferrari?“ In Österreich hatte man den Eindruck, dass dieses Team nicht erfolgreich ist, weil zunächst auch die Erfolge ausblieben…

Ich kann verstehen, dass die Menschen Resultate erwarten, und zwar sofort. Aber nichts passiert über Nacht – und es gibt diesen alten Spruch, dass Rom nicht an einem Tag erbaut wurde. Aber wenn man sich die Zeit von 2005 bis 2009 vor Augen hält und man bedenkt, dass RB 2008 mit Toro Rosso den ersten Grand Prix gewinnen konnte, dann zeigt das doch, dass man auf dem richtigen Weg unterwegs war. Toyota zum Beispiel hat noch nie einen Grand Prix gewonnen - sie hätten sich so gefreut, wenn sie 2008 einen GP gewonnen hätten.

Nicht RBR, sondern Toro Rosso hat den ersten Sieg für das Mateschitz-Imperium erobert…

Aber das Auto kam von RB.

Ja, der Wagen wurde von Adrian Newey entworfen . trotzdem war es strange: Das kleine STR-Team holt den Sieg, das große, hoch finanzierte RBR-Team geht leer aus. Alle haben sich gefragzt, warum RBR nicht das Maximum aus den Autos herausholen konnte

Aber wie bei allem im Leben gibt es auch auf diese Frage eine Antwort.

Die Motoren, nicht wahr?

Du möchtest die Antwort wissen. Aber manche Leute fragen immer nur ‚Warum?’, ‚Warum?’, ‚Warum?’ und sie wollen die Antwort eigentlich gar nicht hören…

Wenn du dir das letzte Jahr ansiehst: Der Performanceunterschied zwischen dem Renault- und dem Ferrari-Motor hat einen großen Teil von dem Unterschied zwischen RBR und STR ausgemacht.

Es steht außer Frage, dass Sebastian im Vorjahr in Monza unglaublich gut gefahren ist – aber wenn man in Betracht zieht, wie nahe Bourdais in der zweiten Saisonhälfte an Sebastian herankam – Bourdais ist heuer weit weg von Buemi gewesen. Und Toro Rosso ist am Ende der Startaufstellung.

Über den Winter wurde es nur einem einzigen Motorenhersteller erlaubt, seinen Motor für 2009 zu ändern – und das war Renault. Und warum hat man ihnen erlaubt, den Motor zu ändern? Weil der Motor eben im Vorjahr nicht gut genug war.

Natürlich hat Toro Rosso gesagt, dass es nicht nur am Motor liegt – aber das hat niemand geglaubt. Der Unterschied beim Renault-Motor wurde ausgeglichen. Renault weiß, dass Toro Rosso nicht jene Upgrades am Auto hat, die das Hauptteam hat – doch von Monaco an hatten sie im Vorjahr das gleiche Auto wie wir, nur mit einem besseren Motor. Und wenn du das gleiche Auto mit einem besseren Motor hast, bist du einfach vorne.

Wir groß würdest du den Unterschied zwischen dem vorjährigen Renault- und dem Ferrari-Motor einschätzen? In Prozent?

Das ist schwer zu sagen, denn weder Ferrari noch Renault gibt dir eine genau Leistungskurve – aber der Unterschied war groß genug, um ein paar Zehntelsekunden Unterschied zu erwirken. Es war so, dass Toro Rosso mit mehr Downforce fahren konnte und auf den Geraden schneller war – und wir mussten mit weniger Downforce fahren, um den gleichen Topsspeed zu erzielen. Wir hatten also weniger Downforce in den Kurven und waren zudem auch noch auf den Geraden langsamer…

Aber das ist heute Vergangenheit. Das letzte Jahr ist Geschichte – die Gegenwart findet mit RBR als Topteam statt, das Rennen gewinnt und vielleicht sogar eine der beiden Weltmeisterschaften gewinnen wird

An dich persönlich gerichtet: Vermisst du das Fahren nicht?

Natürlich vermisse ich das Fahren, denn das gehörte zu den Dingen in meinem Leben, die ich sehr geliebt habe. Und ich bin schließlich 26 Jahre lang gefahren. Ich habe nicht aufgehört, weil ich das Fahren nicht mag. Ich habe deshalb als Formel 1-Fahrer aufgehört, weil ich 38 Jahre alt bin und mir die Frage gestellt habe: Wie viele weitere Jahre kannst du das noch tun?

Und ich wurde deshalb ein Teil des RBR-Teams, um dem Team zu helfen - nicht um es aufzuhalten. Es war eine Frage der Möglichkeiten: Mit Sebastian, der aufgestiegen ist, der unbedingt weiterkommen musste. Es wäre verrückt gewesen, wenn Mark, der jünger ist als ich und der solch ein guter Fahrer ist zur Seite treten hätte müssen. Daher war es für mich die einzige sinnvolle Lösung, zu sagen: Danke für meine Karriere als ein Formel 1-Fahrer – und in einer anderen Rolle weiterzumachen.

Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich dennoch manchmal geneigt sein zu denken: Oh nein, ich könnte jetzt in diesem Siegerauto sitzen! Ich könnte jetzt vielleicht sogar Weltmeister werden!

Ja, aber das würde nicht nur ich denken. Das denkt auch Rubens Barrichello. Das denkt auch Felipe Massa. Giancarlo Fisichella denkt das auch – jeder dieser Fahrer, die heute noch in der Startaufstellung stehen und nicht gewinnen, denken daran, dass sie in einem anderen Auto gewinnen würden.

Ich weiß nicht, wie man das in Österreich sagt, aber wir sagen dazu: Man denkt immer, dass das Gras auf der anderen Seite grüner und saftiger ist. Das ist die menschliche Natur. Tatsache ist: Ich habe Grand Prix gewonnen, in einem anderen Auto, zu einer anderen Zeit. Ich zweifle also nicht daran, dass ich ein Sieger bin. Was ich nicht gewonnen habe, ist die Weltmeisterschaft. Ich wurde Zweiter hinter Michael Schumacher, dem erfolgreichsten Fahrer dieses Sports. Für mein Wohlbefinden, für meine Psyche ist der zweite Platz hinter dem erfolgreichsten Piloten der Geschichte etwas anderes als wenn ich hinter einem Fahrer Zweiter geworden wäre, der nur einmal Weltmeister wurde (lacht).

Ich weiß, was du meinst.

Was ich habe, ist innerer Frieden. Ich bin nicht frustriert. Es gibt viele Fahrer, alte Fahrer, die nie ein gutes Auto hatten, die sich sogar heute noch als Fünfzigjährige ärgern und die nicht aufhören zu sagen: ‚Shit, wenn sie mir nur ein gutes Auto gegeben hätten, dann hätte ich die Weltmeisterschaft gewinnen können!’ Die können es nicht darauf beruhen lassen…

Sie können nicht loslassen.

Exakt! Es frisst sie von innen heraus auf! Und daher lautet meine Antwort auf die Frage (spricht mit dunkler Stimme) ‚Bereust du es, aufgehört zu haben?’ eben (spricht mit hoher Stimme): ‚Nein!’ Oder die Frage (spricht mit dunkler Stimme): ‚Wünscht du dir, jetzt im Rennauto zu sitzen?’ (antwortet mit hoher Stimme) ‚Nein!’ Weil ich einfach glücklich bin.

Aber du vermisst das Fahren an sich, wie du gesagt hast – wird man dich bald schon in einer anderen Rennserie fahren sehen?

Ja, ich vermisse das Fahren – aber ich fahre immer noch Formel 1, für Promotion-Anlässe. Ich habe das Formel 1-Auto in diesem Jahr schon einige Male pilotiert.

Das heurige Auto?

Nein, das wäre zu teuer, das diesjährige Auto für Promotionzwecke zu verwenden.

Das 2009er-Auto ist wegen der umfassenden Regeländerungen schon etwas ganz Anderes – bist du nicht unheimlich neugierig, wie es sich fährt?

Ja, das bin ich. Aber nur ein bisschen. Ich bin neugierig, aber nicht sehr neugierig – der Grund dafür ist, dass ich mit der Testarbeit im Jahr 1992 begonnen habe. Zu einer Zeit also, wo all die heutigen Piloten noch in der Volksschule waren. Ich fuhr mit breiten und schmalen Autos, mit aktiver Radaufhängung, mit 3,5 Liter-Motoren, 3 Liter-Motoren, 2,4 Liter-Motoren – ich bin mit so vielen verschiedenen Formel 1-Autos gefahren – die Realität ist jedoch ernüchternd: Das Gefühl, die Art des Gefühls beim Fahren ist jeweils nur geringfügig anders gewesen.

Kein großer Unterschied?

Alles ist relativ. Ja, es gab schon einen gewissen Unterschied, aber was ich damit sagen wollte ist: Was ist Formel 1? Formel 1 ist nicht so, dass ein Pilot um den Kurs fährt und denkt: ‚Oh, ich mag den 3,5 Liter-Motor sehr!’ oder ‚Ich mag die Rillenreifen sehr!’ oder ‚Ich mag die aktive Radaufhängung sehr!’ Formel 1 ist nur eines: (schnalzt mit der Zunge): Laptime!

Poleposition oder Zielflagge für den Sieg! Das ist es, was dem Fahrer wichtig ist! Wenn du also am Fahren bist, wenn du um den Sieg kämpfst, dann denkst du nicht nach über 3,5 Liter-Motoren oder aktive Radaufhängungen. Du denkst nur: ‚Ich werde gewinnen!’ oder ‚Ich werde verlieren!’

Du meinst, dass man eigentlich gar nicht wirklich nachdenkt beim Fahren, sondern nur noch agiert, oder?

Ja, du erledigst einfach deinen Job. Bei diesem puren Fahren ist es dann auch egal, ob es ein Le Mans- oder ein Formel 1-Auto ist.

Was hältst du vom Rallyesport? Kimi Räikkönen fährt ja seit Saisonbeginn mit seinem eigenen Super 2000-Boliden bei nationalen Rallyes, er gibt jetzt in Finnland sein Debüt auf der WM-Bühne. Wäre dieser Sport etwas für dich?

Ich bin da sehr offen – derzeit spreche ich mit niemandem über konkrete Rennsportaktivitäten in der Zukunft, aber ich bin unvoreingenommen und prinzipiell offen für Neues. Ich hatte die Möglichkeit, heuer in Le Mans zu fahren – aber ich wollte das nicht tun, weil ich so viele andere Dinge zu tun habe, ich bin derzeit einfach zu sehr beschäftigt mit meiner Beraterfunktion bei RBR, mit meiner Kommentatorenfunktion.

Aber in der Zukunft werden wir sehen. Ich bin jetzt 38 Jahre alt und ich werde mit 39 nicht zu alt sein, etwas anderes zu tun, in einer anderen Serie zu fahren. Wenn ich es möchte, warum sollte das nicht möglich sein? Ich möchte einfach Zeit, um mich in Ruhe umzusehen.

Du setzt dich auch für die Rückenmarksforschung, für die Stiftung ‚Wings for Life’ ein. Du hast gesagt: ‚Ich habe all meine Grand Prix-Einsätze und sogar einen Flugzeugabsturz überlebt, jetzt möchte ich anderen helfen, die weniger Glück hatten!’

Ich habe über Red Bull die Arbeit von ‚Wings for Life’ wahrgenommen. Ich habe Dinge gelernt, die ich davor niemals realisiert habe. Man glaubt, dass Leute, die eine Rückenmarksverletzung haben, sich diese bei verrückten Sportarten zugezogen haben. Die Realität sieht jedoch anders aus: 50 Prozent der Verletzungen entstehen im öffentlichen Straßenverkehr, der Rest passiert im Alltag. Ausrutschen im Badezimmer, die Stiegen hinab fallen, also das wirkliche alltägliche Leben. Leider gibt es von Seiten der Regierungen nicht viel Unterstützung, da es scheinbar nicht besonders sexy ist, ein solches Projekt zu unterstützen.

Als ich zum ersten Mal davon las, fand ich es durchaus sexy – wegen der Möglichkeit, Querschnittslähmung wirklich heilbar zu machen. Wegen der Möglichkeit, Leute tatsächlich aus dem Rollstuhl zu holen, das ist doch absolut sexy…

Yeah!

Ich wusste nicht, dass sie bereits so weit sind in ihrer Forschung…

Fraglos werden sie noch zu unseren Lebzeiten einen Weg finden, es temporär oder sogar komplett heilen zu können, da bin ich mir absolut sicher. Aber der einzige Weg, das zu erreichen, ist die Forschung.

Wenn ich ins Cockpit gestiegen bin, habe ich immer gewusst, dass etwas Gefährliches passieren könnte. Schließlich erhielt ich die Chance, in der Formel 1 zu fahren, weil Ayrton Senna bei einem Unfall getötet wurde. Er wurde getötet und es war das gleiche Auto, das ich drei Wochen später pilotiert habe. So habe ich gedacht: ‚Wenn er sterben kann, dann kann mir das auch passieren.’

Beim Fahren hast du aber nicht daran gedacht, oder?

Nein, ich war damals ja auch viel jünger und unbeschwerter. Als ich den Flugzeugcrash hatte, war ich bereits 30. Der Enthusiasmus der Jugend erlaubt dir, über gewisse Dinge einfach nicht nachzudenken. Zumindest nicht auf jene Art und Weise, wie du es tust, wenn du älter wirst. Aber: Die Jugend ist für die Jungen, um Herausforderungen anzunehmen und zu bestehen, was immer sie erreichen wollen. Und wenn du dann älter wirst, dann hast auch etwas zurückzugeben.

Glaubst du, dass diese Gedanken, die kommen, wenn man älter wird, einen Fahrer langsamer machen?

Wenn du beginnst, im Auto nachzudenken, bist du mit Sicherheit langsamer. Wobei ich niemals über etwas nachgedacht habe im Auto. Es ist ja auch nicht wie bei einem Stuntman, der die Niagara-Fälle hinab springt. Oder nimm Felix Baumgartner, der Hochhäuser hinab springt – was er macht, wirkt verrückt, aber er bereitet sich sehr gezielt vor und arbeitet sehr diszipliniert. Für ihn ist es normal, diese Dinge zu tun – für mich ist es dafür wiederum völlig verrückt, was er macht.

Die Jugend erlaubt dir, mehr Risiken auf dich zu nehmen. Hat so gesehen ein Mark Webber überhaupt den Funken einer Chance gegen einen jungen und dermaßen talentierten Fahrer wie Sebastian Vettel – und zwar über eine Saison gesehen! Vettel hat die Jugend, das Talent – gut, Webber hat mehr Erfahrung. Nur: Reicht die aus, um den aufstrebenden Vettel schlagen zu können?

Das werden wir noch sehen, ob er dazu in der Lage ist. Wir haben Saisonhalbzeit und er liegt nur 1,5 Punkte hinter ihm. Jetzt kannst du sagen: Okay, aber Sebastian hatte in Melbourne einen Crash, er drehte sich in Malaysia. In Wahrheit hat es keinen Belang, was jemand in der Vergangenheit getan hat – erst wenn die WM vorbei ist, wird der Tabellenstand endgültig sein.

Sollte die zweite Saisonhälfte so verlaufen wie die erste, dann wird Jenson Button der Weltmeister sein. Aber: Ich denke, die zweite Hälfte wird anders sein, denn RBR ist stärker geworden. Und Sebastian hat zwar noch nicht so viel Erfahrung, doch wenn du gut genug bist, dann bist du auch alt genug. Wenn du gut genug bist, dann bist du auch nicht zu alt.

Michael Schumacher wurde in seinen späten 30ern Weltmeister und auch in seinen späten 20ern. Ich denke, das Alter ist nicht so entscheidend. Mark war sehr lange auf dem Markt, doch er saß in keinen guten Autos – Sebastian ist noch nicht lange in der Formel 1 und hat bereits ein gutes Auto.

Viele sagen, Mark habe sich durch seinen Unfall im Winter verändert…

Da stimme ich zu. Mark ist jemand, der seine Fitness sehr ernst nimmt. Er ist einer der fitesten Piloten der Formel 1, vielleicht sogar der Pilot mit der größten Fitness. Wenn du dann in einer Situation bist, wo du dir den Fuß dermaßen brichst, dass der Knochen herausschaut und zwei Monate später sitzt du wieder im Auto, obwohl du noch immer Schmerzen hast und du noch immer nicht richtig gehen kannst, dann muss das etwas bei einem Menschen bewirken.

Ich denke, es hat Zeit gebraucht, um sein Vertrauen wieder herzustellen, seinen Glauben, dass er zurückkehren kann. Doch er konnte zurückkehren – in Deutschland hat er wirklich aus eigenen Stücken heraus gewonnen, da war kein Glück dabei.

Deine Frage von vorhin, ob er Sebastian über eine Saison hinweg schlagen kann – er hat es dir und mir zu beweisen. Nur: Hat er die Möglichkeit, das über eine Saison hinweg zu tun? Ich sage: Ja, er hat sie!

Im nächsten Jahr – denn in diesem Jahr war er am Beginn doch gehandicapt

Ja, es war ein Kompromiss.

RBR ist ein österreichisches Team –derzeit haben wir leider keinen heimischen Piloten am Grid. Siehst du einen jungen und schnellen Österreicher, der in die Formel 1 gelangen könnte?

Es ist schwer für mich, dir Namen zu nennen. Aber Helmut Marko weist jene Expertise auf, die nötig ist, um einen Fahrer zu finden. Denn er war unter anderem auch ein sehr guter Rennfahrer, bis er wegen seines Unfalls nicht mehr weiterfahren konnte. Heute verschafft Helmut den jungen Piloten großartige Möglichkeiten – und daher kann er auch hohe Standards und effektive Arbeit erwarten. So schnell du in das Junioren-Programm gelangen kannst, so schnell kannst du auch wieder draußen sein. Wenn du keine Ergebnisse lieferst, kannst du dort nicht bestehen.

Und die Juniorpiloten können schon mal um 6 Uhr am Morgen einen Anruf von Dr. Marko erhalten und gefragt werden, warum sie in Kurve X so und so viele Zehntelsekunden liegen lassen haben...

Yeah (lacht).

Helmut arbeitet sehr hart für RB und das Motorsportprogramm – und der Erfolg, den wir heute haben, der hat mit Helmut mehr zu tun als mit jeder anderen Person in diesem Projekt.

Helmut studiert alle Rundenzeiten und alle technischen Aufzeichnungen und er erwartet von den Piloten, einen detailgetreuen Report zu erhalten. Und wenn ein Pilot nicht bereit ist, sich entsprechend zu bemühen, warum sollte RB dann seine Karriere finanzieren? Du wirst deinen Job ja auch nicht deshalb erhalten haben, weil dir alles egal ist, du hast ihn erhalten, weil du gearbeitet hast – so ist das Leben: Du musst arbeiten!

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