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Ennstal-Classic 2014

Das beinahe nicht gebrachte Interview

Formel 1-Rennstallbesitzer Peter Sauber in Gröbming. Keine Fragen zur Formel 1 – so sprach der Schweizer über den Historik-Boom und den Drang des Menschen, Transportmittel zu Sportgeräten umzufunktionieren…

Michael Noir Trawniczek
Foto: Peter Meierhofer/Ennstal-Classic

Die Zeitschrift Autorevue unterhält seit Jahren mit dem „fast geführten Interview“. Das Interview mit Peter Sauber, im Rahmen der Ennstal-Classic 2014 geführt, wurde insofern zu einer Herausforderung, als dass der Schweizer Rennstallbesitzer keine Fragen zur Formel 1 und zum aktuellen Motorsport beantworten wollte. Im Nachhinein betrachtet sind die Gedanken von Peter Sauber zum aktuellen Historik-Boom durchaus interessant genug, um sie zu veröffentlichen.

Peter Sauber bei der Ennstal-Classic. Eine einfache Frage: Warum sind Sie hier?

Ich bin zum zweiten Mal hier. Es ist schon wieder ein paar Jahre her, ich bin jetzt mit meiner Frau hergekommen. Ich bin auch ganz privat hier. Nebst dem, dass ich die Ennstal-Classic für eine tolle Veranstaltung halte, bin ich aber wegen Helmut Zwickl hier. Uns verbindet eine sehr, sehr alte Freundschaft – und das ist eigentlich der einzige Grund. Ich war sonst noch nie bei einer Veranstaltung für historische Fahrzeuge – ja, doch, ein einziges Mal noch, aber auch da gab es eine persönliche Beziehung, nicht zu den Fahrzeugen sondern zum Veranstalter. Und das ist hier auch so. Hier geht es mir um Helmut Zwickl, um den Veranstalter –und dafür bin ich gerne hergefahren.

Jetzt gibt es einen totalen Boom, weltweit kann man sagen, hin zu historischen Motorsport-Veranstaltungen – warum, glauben Sie, könnte das sein?

Offensichtlich schätzt man diese Werte, die in alten Sachen, sagen wir mal im weitesten Sinne in alter Kunst drinstecken. Es gibt ja Autos hier, die kann man durchaus als Kunstwerke bezeichnen –sie sehen das ja auch auf dem Kunstmarkt. Da gibt es Preise für Bilder, bei denen muss ich mir überlegen, wie man sie aufhängt, das hat dann Gott sei Dank unten einen Namen und so weiß man es. Bilder also, die wegen der Künstler oder der Epoche enorme Preise haben. Bei Fahrzeugen ist das offensichtlich auch so – es gibt ganz seltene, es gibt sehr schöne Exemplare. Und ich finde es toll, dass die Menschen an solchen Fahrzeugen Freude haben.

Diese Fahrzeuge erzählen ja auch eine Geschichte…

Ja, sie haben eine Geschichte- ich sehe das auch bei unseren eigenen Fahrzeugen. Es freut mich natürlich sehr, wenn Fahrzeuge, die vor 25 Jahren in Le Mans gewonnen haben, heute immer noch Rennen gewinnen.

Stichwort Racing – da steckt ja auch dieser Drang des Menschen des Miteinanderkämpfens drin …

Ich reduziere das auf einen einfachen Nenner: Der Mensch hat immer Fortbewegungsmittel oder Transportmittel zu Sportgeräten umfunktioniert. Ob das die Fahrräder sind, ob das die Skier sind, ob das die Fahrzeuge sind, das können auch Flugzeuge sein, es können die Ballons sein – es waren immer Transportmittel, um von A nach B zu kommen, und die wurden zu Sportgeräten gemacht. Das wird auch so bleiben, denke ich.

Weil der Mensch bestrebt ist, sich mit anderen zu messen?

Ich glaube schon – dieses Messen liegt in der Natur des Menschen drin. Und dass man das dann auch mit Transportmitteln macht, ist eigentlich ganz einfach nachzuvollziehen.

Haben Sie auch diesen Drang, wenn Sie ein Transportmittel lenken?

Nein. Für mich ist das Fahrzeug wirklich nur ein Transportmittel, um von A nach B zu kommen. Aber ich kann durchaus verstehen, dass es fasziniert. Ich kann verstehen, dass die Geschwindigkeit fasziniert. Da muss man heute vorsichtig damit umgehen – man sollte das auf abgesperrten Strecken machen und nicht auf der Straße. Denn da haben sich die Zeiten einfach zu stark geändert. Aber ich habe durchaus Verständnis dafür. Auch, wenn ich mich – ich muss jetzt ganz offen sein – erschrecke, wenn ich sehe, mit welchem Tempo bei den großen Radrundfahrten wie einer Tour de France den Berg heruntergefahren wird, zum Teil im Pulk. Also das braucht dann schon Mut.

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