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Rallye-WM: Schweden

Über die PWRC-Saison 2008 & die Zukunft der Rallye-WM

Andreas Aigner steigt am Wochenende in die Rallye-WM ein - im motorline.cc-Exklusivinterview analysiert der Red Bull-Pilot die bevorstehende PWRC-Saison.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Red Bull Rallye Team

Wie schon im vergangenen Jahr wird Österreichs Jungtalent Andi Aigner wieder mit einem vom Red Bull Rallye Team eingesetzten Mitsubishi Lancer Evo IX in der Produktionswagen-WM PWRC antreten, mit dem Portugiesen Bernardo Sousa erhält der Steirer einen jungen Teamkollegen.

Im exklusiven Gespräch mit motorline.cc hat Aigner die bevorstehende PWRC-Saison beleuchtet - auch über die allgemeine Zukunft der Rallye-Weltmeisterschaft hat der 23-jährige nachgedacht.

Andi, wie gehst du heuer an die Sache heran?

Ich werde diesmal ganz sicher keine Platzierung als Ziel nennen oder gar versprechen, dass wir jede Rallye gewinnen oder ähnliches. Sicher möchten wir vorne dabei sein, das ist ganz klar - aber wir haben im letzten Jahr doch gesehen, dass in der PWRC einige sehr flotte Herren unterwegs sind. Wir werden also die Nennlisten sehr genau studieren und dann werden wir auch sehen, was möglich ist.

Es gab im Vorjahr viele Reifenschäden in der PWRC - viele Experten rechnen aber damit, dass mit den neuen Einheitsreifen und dem Wegfall des Mousse die Reifen 2008 stabiler sein werden?

Es stimmt - wir fuhren in der letzten Saison mit den gleichen Reifen wie die WRC, die jedoch das Mousse hatten, da stand in erster Linie der Grip im Vordergrund - und im Grunde fuhren von den großen Jungs alle mit den BFGoodrich-Reifen. Heuer stellt jedoch Pirelli den Einheitsreifen - und in der PWRC scheppert es da gewaltig. Du musst dir vorstellen: Von 25 eingeschriebenen PWRC-Teams hatten bislang acht oder neun eine Reifenfirma als Hauptsponsor. Diese Teams kämpfen jetzt ums Überleben, denn es ist nicht einfach, einen Sponsor zu finden.

Andererseits kann man davon ausgehen, dass die Reifen stabiler werden - im Vorjahr hattest du einfach wenig Möglichkeiten, du musstest von Anfang an volles Rohr fahren, und dann holst du dir schnell einmal einen Patschen. Wenn du in der zweiten Prüfung einen Reifenschaden hast, zwar weiterfahren kannst, dann liegst du dennoch von der Zeit her bereits so weit zurück, dass du nur vollen Angriff fahren kannst, da bleibt dann keine Zeit mehr zum Taktieren - womit sich eben das Risiko eines Reifenschadens erhöht.

Werden die Super 2000-Autos in der PWRC eine Gefahr darstellen?

Der Super 2000 auf Asphalt, da ist einiges möglich. Zudem sind diese Autos auch weniger anfällig bei besonders harten Rallyes wie beispielsweise in Griechenland. Was noch hinzukommt: Wenn schon Einheitsreifen, dann sollten auch alle davon betroffen sein, doch die Super 1600-Autos, die in der Junioren-Meisterschaft gefahren werden, können mit Reifen von BFGoodrich antreten. So ein Super 1600 mit Slicks - da kann ich mir durchaus vorstellen, dass der eine oder andere talentierte Fahrer mit einem Super 1600 für eine Überraschung sorgen kann, und zwar auch im Gesamtklassement.

Der Super 2000 soll mit einem Turbo ausgestattet künftig das World Rally Car (WRC) in der großen Spielklasse ablösen...

Das ist auch so eine Sache - ein Beispiel: wenn du in den Super 2000 mit Turbomotor das S 2000-Getriebe einbaust, dann hast du gleich nach dem ersten Start die kaputten Zahnräder in den Händen - das ist von der FIA vielleicht noch nicht ganz fertig gedacht. Also wird man ein WRC-Getriebe nehmen müssen - was ich damit sagen möchte: in Summe wird der Super 2000 nicht sehr viel weniger kosten als ein WRC.

Man kann nur hoffen, dass man noch zu einer brauchbaren Lösung kommt - eines ist natürlich klar: wenn ein Citroen-Teamchef oder ein Malcolm Wilson bei der FIA vorsprechen, setzen sie sich für den Verbleib der WRC-Boliden ein, weil sie ja einen solchen gebaut haben. Peugeot oder FIAT wiederum wollen unbedingt den Super 2000, da sie bereits ein solches Modell gebaut haben.

Bei Stobart Ford hat sich Gigi Galli eingekauft - eine solche Lösung stand in deinem Fall nie zur Debatte?

Überlegt wurde alles - aber das ist einfach nicht finanzierbar. Ich bin überzeugt, dass der Gigi nicht ohne Gegenleistung dieses Cockpit erhalten hat. Stobart würde auch sechs oder sieben Autos in der WRC einsetzen, wenn entsprechend viele Piloten mit dem entsprechenden Budget anklopfen würden.

Wie viel, denkst du, kostet eine solche Saison mit einem Ford Focus RS WRC 07?

Ich kann es nicht genau sagen, aber was ich gehört habe, soll es sich um rund drei Millionen Euro handeln. Da ist es egal, wer das Geld bringt - ob das ein Gigi Galli, ein Francois Duval oder der Andi Aigner ist - wer das Geld hat, der fährt.

Zurück zu dir - welche Möglichkeiten wurden für heuer angedacht?

Wir haben alle Möglichkeiten in Betracht gezogen, aber ein WRC-Projekt ist unleistbar - und auch ein Super 2000-Auto bringt nichts, wenn du um den Preis eines S 2000 gleich zwei Mitsubishi Evo kaufen kannst. Alles andere als eine Fortsetzung des PWRC-Projekts wäre einfach zu teuer gewesen.

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