
Helden auf Rädern: VW Mitra | 27.01.2025
Gleich, aber nicht
Dieser VW Transporter ist kein VW Transporter. Oder zumindest nur teilweise. Jedenfalls nicht so, wie man es anhand der Optik vermuten würde. Eine wirre Geschichte, die nicht lange gutgehen konnte.
Es ist wahrlich kein Geheimnis, dass nicht nur der Käfer sondern auch der VW Transporter nicht nur in Europa sondern vor allem auch in Südamerika langelange von diversen Bändern lief. Der T1, der T2, das waren Stammgäste auf den Straßen dieser Gegenden. In Indonesien aber war das schon eine kleine Ausnahme, die auch nicht lange gut ging. Zumal dieser VW auch nur wie ein typischer Pritschenwagen aussah. Die Technik war zwar auch von Volkswagen, aber doch völlig anders. Dazu kam es, als man sich in Wolfsburg Anfang der 1970er dachte, dass auch die Dritte Welt langsam aber sicher motorisiert werden sollte.
Doch wie macht man das? Der Gedankengang war gar nicht so blöd: Am Besten, es handelt sich um ein sehr praktisches Vehikel, das über eine so simple und erprobte Technik verfügte, dass man auch ohne flächendeckendes Händlernetz über die Runden kommen würde. Afrika ist riesig, da kann man ja nicht überall eine Vertretung eröffnen. Interessanterweise dachte man über die eigenen Baureihen offensichtlich, dass sie diesen Anforderungen nicht standhalten würden, also konstruierte man lieber etwas völlig Neues. Heraus kam der EH489, ein Pritschenauto, das den typischen 1600er-VW-Boxer bekam, der allerdings unter der Fahrerkabine saß und die Vorderräder antrieb. Hinten verwendete man nämlich eine supersimple Starrachse, die an Blattfedern hing und alles miteinander verband man mit einem ebenso supersimplen Leiterrahmen.
Kein Wunder, dass auch das Thema Karosserie nicht viel kosten durfte. Den Aufbau also als gelungen zu bezeichnen, wäre vielleicht ein wenig zu euphorisch, zumindest bot er Schutz vor Wind und Wetter. Alles in allem also ein reines Nutzobjekt, das je nach Markt zum Beispiel Ameise, Hormiga oder Trakbayan hieß und anfangs nur als Bausatz, später auch als komplettes Auto vertrieben wurde. Nie aber so wirklich erfolgreich, denn egal wo auf der Welt – man wollte halt doch lieber ein anständiges und auch optisch ansprechendes Auto. So auch in Indonesien.
Dort gründete man die Simple Commercial Motor Vehicle (KBNS), deren Name schon einiges über die geplanten Produkte aussagt. Dahinter steckten zwei Firmen: Garuda Mataram Motor (GMM) hatte in den 1970ern die Rechte an der Marke VW für den Heimmarkt und somit Zugriff auf Dinge wie Motor, Getriebe oder auch Aufbau. PT Pindad hingegen konnte das Chassis zuliefern, und gemeinsam erschuf man somit den Mitra. Technisch ist er grundsätzlich eine Ameise, jedoch verpasste man dem Wagen die Fahrerkabine der zweiten Generation der typischen Pritsche. Optisch war man also auf dem richtigen Weg und nur die großen Kühlluftöffnungen im Frontblech zeigten, dass hier nicht die gewohnte Technik aus Hannover unterm Blech schlummert.
Man wollte tatsächlich groß damit durchstarten und bot neben dem Pick-up auch noch eine Transportervariante an, doch trotz der freundlichen Optik wollte sich auch der geneigte Indonesier nicht so wirklich mit dem Mitra anfreunden. Generell: Der 489 erhielt im Laufe der Jahre sogar einmal ein Facelift, wenn man das so nennen möchte, damit er nicht ganz so plump aussah, aber dennoch kann man nicht von einem Erfolg sprechen, wenn nach vier Jahren gerade einmal 6.000 Stück weltweit abgesetzt werden konnten. Dass KBNS just in diesem Jahr pleite ging, war also nicht wirklich ein Problem für die Protagoniesten. Man munkelt, es war eher so etwas wie eine Erlösung, ehe die Kundschaft schon längst zu Toyotas griff.