CLASSIC

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Helden auf Rädern: Toyota Classic

Definitive Ansagen

Zum sechzigsten Geburtstag wollte sich Toyota etwas ganz Besonderes gönnen und begründete zugleich unbewusst die Retro-Welle. Zumindest beim Namen ging man unmissverständliche Wege: Classic!

Roland Scharf

Es ist bei den asiatischen Herstellern nie so eine große Sache gewesen, auf ihre eigene Geschichte zurückzublicken. Man richtete sich lieber Richtung Zukunft aus, und nichts war älter als die Modelle von letztem Jahr. Heute ist das zwar schon ein wenig anders, in den 1990er-Jahren aber, da war man noch voll auf dieser Welle. Dennoch machte sich bei Kollege Nissan ein Trend breit, moderne Technik mit alter Optik zu bestücken. Jetzt war man bei Toyota zwar noch konservativer und unorthodoxen Ideen nur selten aufgeschlossen. Aber zum sechzigsten Geburtstag der Firma konnte man ja ein wenig über die Stränge schlagen.

Also überlegte man sich nicht eine Sonderserie eines Großserienmodells. Man legte eine Kleinserie eines eigenständigen Vehikels auf, um an die Anfänge der Marke zu erinnern. 100 Stück sollten es werden. Und spätestens beim Namen sollte allen klar sein, dass die Jungs und Mädels aus Toyko jetzt auf Retro machen: Classic. Dass der Classis so aussieht wie er aussieht, liegt aber nicht daran, dass man einfach die Oldtimer-Optik wiederbeleben wollte. Man orientierte sich stattdessen am Toyoda AA, dem allerersten Fahrzeug der Marke.

Findigen Lesern ist jetzt natürlich nicht nur ein Detail aufgefallen: Ja, damals schrieb man Toyota noch mit einem „d“, weil der Gründer Kiichiro Toyoda natürlich seinen Nachnamen als Firmenname verwendete. Erst Jahrzehnte später, als es darum ging, die Exporte anzukurbeln, beauftragte man eine Agentur, einen Namen zu finden, den man weltweit einigermaßen unfallfrei und gleichklingend aussprechen konnte. Und der ist bis heute eben Toyota.

Und der AA? Zwei Stück gab es davon 1935, die aber als Prototypen gelten und lange verschollen sind. Die Serienproduktion lief von 1936 bis 1943, wobei man nicht ganz bei Null anfing. Die Technik steuerte Ford bei, und die Karosserie lehnt sich sehr stark an jene des Chrysler Airflow an, von dem Toyoda damals ein Stück kaufte, nach Japan importierte und dort von seinen Technikern komplett zerlegen ließ. Kurioses Detail am Rande: Da man zu jener Zeit mit Lkw mehr Geld verdienen konnte, wurde der G1 zuerst entwickelt und vertrieben. Erst mit dem Geld, den der Kleinlaster in die Kassen spülte, konnte dann der erste Pkw von Toyota entwickelt werden.

Insofern ist die Neuauflage in Form des Classic durchaus authentisch gestaltet. Man verwendete hie wie da einen soliden Leiterrahmen, Heckantrieb mit Starrachse und längs eingebautem Motor unter der vorderen Haube. Natürlich konnte man für 100 Stück nicht alles neu konstruieren, also griff man erneut auf bestehende Technik zurück – dieses Mal aber aus dem eigenen Haus. So steuerte der Hilux das Fahrgestell bei, da es von den Abmessungen dem AA verblüffend ähnlich war. Und der Zweiliter-Vierzylinder mit 96 PS steckte seinerzeit in fast jedem Serienmodell.

Interessanterweise lies es die 30er-Optik zu, sogar noch mehr Teile des Hilux zu verwenden, bis hin zu den Türen, die in ihrer geradlinigen Ausprägung wie für diesen Job gemacht schienen. Natürlich stattete man den Classic mit Leder und allerlei schicken Materialien im Innenraum aus, um ihn ein wenig festlicher zu machen. Und obwohl es wie gesagt nur 100 Stück davon gab, tauchen doch überraschend häufig Exemplare zum Verkauf auf, wobei das noch gar nicht das Spannendste des Classic ist. Der Wagen war es nämlich, der Toyota zum TECS-Programm motivierte. TECS, das steht für Toyota Excellent Conversion Series, aus der noch eine Reihe von speziell umgemodelten Fahrzeugen hervorgehen sollten. Ausgerechnet ein Retro-Modell wurde also zu etwas ganz Großem.

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