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Helden auf Rädern: Cadillac Allanté

Zwei Mal um die ganze Welt

Aber die Taschen? Die waren ohne Geld. Karel Gott hätte mit dem Cadillac Allanté wohl nicht wirklich seine Freude gehabt. Dabei wollte es GMs Luxustochter mit diesem Cabrio wirklich alles richtig machen, und schickte es auf Weltreise.

Roland Scharf

Es kam ungefährt alle zehn Jahre einmal vor, dass sich ein amerikanischer Hersteller vornahm, in Europa den Automarkt umzukrempeln. Man tat dies immer mit viel Elan und Marketing. Geld war in allen Maßnahmen spürbar, und dennoch – geklappt hat es einfach nie, wobei sich diese verfehlte Strategie am besten anhand des Cadillac Allanté von 1987 illustrieren ließ. Der war nämlich schon einmal in der alten Welt, bevor ihn auch nur irgendjemand bestellen konnte.

General Motors, zu denen Cadillac gehört, entschließ sich Mitte der 1980er-Jahre nämlich dazu, ihr neuestes Luxusmodell namens Allanté nicht einfach nur vom italienischen Designhaus Pininfarina entwerfen zu lassen. Man wolle ja schließlich die europäische Konkurrenz herausfordern, und daher ging man nicht nur sprichwörtlich die lange Route – und ließ das zweisitzige Cabrio auch gleich vor Ort in Italien montieren.

Das klingt jetzt unkomplizierter als es in Wahrheit war, denn um Kosten zu sparen, verwendete man nach alter US-Großserienmanier Achsen, Getriebe, Motoren und Bodengruppe aus anderen Modellen, ließ alles zu rollfähigen Chassis zusammenstecken und schickte sie per Flugzeug zu Pininfarina. Dort montierte man die Karosse, ehe es mit Fracht-Boeings wieder zurück über den großen Teich ging, damit Sitze, Elektrik und alles andere, was noch zu einem kompletten Auto fehlte, im guten alten Detroit eingebaut wurden.

Der Aufwand war so gigantisch, dass man Cargo-Maschinen eigens für diesen Einsatz umbauen musste, was die Buchhalter natürlich in Tränen ausbrechen ließ, Gleichteileprinzip hin, Image her. Zumal die Last der zu verwendenden Baugruppen älterer Cadillacs ein sehr eigenwilliges Antriebskonzept hervor brachte. Ein V8 musste es natürlich sein, allerdings sitzt dieser quer unter der vorderen Haube und trieb auch nicht die Hinter- sondern die Vorderräder an – sehr zu Lasten natürlich der Fahrdynamik, und auch der etwas nasenbärigen Optik.

Auch das Konzept an sich war nicht wirklich schlüssig. Ursprünglich als 2+2-Sitzer geplant, entschied man sich mitten in der Entwicklung dann doch lieber dazu, den Zweitürer als reinen Zweisitzer auf den Markt zu bringen, was noch mehr vom Alleinstellungsmerkmal wegknabberte. Im Endeffekt war das aber schon egal. Der Allanté war zwar ein bequemer Cruiser und bot auch erstaunlich viel Platz. Er war aber aufgrund der sehr langen Produktionskette aber so hoffnungslos überteuert, dass er weder in den USA und praktisch überhaupt nicht in Europa Käufer fand. 1993 war Schluss, nach gerade einmal 21.430 Exemplaren, wobei böse Zungen behaupten, dass Cadillac über den Stopp der Produktion sogar froh war – und den misslungenen Angriff auf den europäischen Automobilmarkt.

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