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Helden auf Rädern: Quasar Unipower Town Car

Durchblicker

Dass Designer gerne einmal mit Konventionen brechen, ist an sich nichts Neues. Dass ein Mode-Revoluzzer sein Traumkonzept für ein Stadtauto aber wie ein Schaufenster sieht, lässt das Unipower Town Car jedenfalls in keinem Detail unklar.

Roland Scharf

Die 1960er-Jahre, das Jahrzehnt des generellen Umbruchs. Alte Sitten wurden hinterfragt. Neue Freiheiten erkundet. Coolness wurde zum Programm und alles fühlte sich spätestens mit den Beatles und bunten Kleidungsstücken viel flauschiger an als noch in den betonernen Fünfzigern. Das zeigte sich auch bei den Autos. Vorbei die Zeit der öden Limousinen. Alles durfte schicker sein, und die Zeit war auch reif für revolutionäre Konzepte.

Sportwagen etablierten sich ebenso langsam wie Grand Tourer und auch Kleinwagen, wobei der Mini in diesem Fall noch eine gewichtige Rolle spielen sollte, denn da gab es in Paris einen Designer namens Nguyen Manh Khanh. Geboren 1934 in Hanoi, studierte er eigentlich Ingenieurswesen in Frankreich und Kanada, orientierte sich allerdings nach seiner Heirat mit dem Model Renée Georgette Jeanne Mézière gänzlich um. Die gelernte Marketingexpertin brachte nämlich das nötige Know How mit, um eine ganz andere Industrie völlig umzukonstruieren: die der Mode.

Man muss das natürlich immer retrospektiv sehen: Anfang der 1960er stand man förmlich vor einer Revolution in Stil und Mode. Alles wollte etwas Neues, Junges. Die Beatles starteten zudem einen großen Trend, dass alles bunter und flauschiger werden sollte. Ja und da gehörten neben der Musik auch die Klamotten dazu – und die Autos. Das Ehepaar Khanh hat es sich jedenfalls zur Aufgabe gemacht, Kleidung für jedermann so leistbar und so schick wie möglich zu gestalten. Bewusst wollte man mit der Haute Couture brechen, und weil hier die Mode nur der erste Schritt war (vor allem im traditionellen England), ging der alte Techniker Nguyen einen Schritt weiter: mit einem Auto, speziell entworfen für den Einsatz in der Stadt.

Vielleicht war der Ansatz, mit all dem zu brechen, was traditionell war, bei Kleidern noch nachvollziehbar. Bei einem Auto aber gab es dennoch Elemente, die durchaus sinnvoll waren. Jedenfalls formte Khanh die Firma Quasar und schloss sich mit Universal Power Drives zusammen, einem kleinen Autobauer aus Middlesex, der unter dem Markennamen Unipower einen kleinen Sportwagen entwickelt hat. Dank GFK-Karosserie und dem Antriebsstrang des damals brandneuen Mini war der Wagen namens GT nicht nur sehr leicht, sondern auch sehr klein und vor allem leistbar – und das schien für Khanh als die perfekte Basis für sein Citymobil.

Was die Verantwortlichen von Universal Power Drives von Khans Entwurf hielten, ist leider nicht mehr übermittelt. Fakt ist jedenfalls, dass das Design wirklich all das weg ließ, was Autos bislang ausmachten. Im Prinzip bestand der Wagen aus einem quadratischen Plattformrahmen, versehen mit Glasflächen rundum. Window Shopping als Drive in-Lösung quasi, wobei man natürlich argumentierte, dass man dank dieser Formgebung eine maximale Platzausbeute zustande brachte, was nicht wegzuargumentieren ist. Vier Personen finden auf der 1,6 mal 1,6 Meter großen Grundfläche wirklich gut Platz, die Kopffreiheit und die Übersicht ist tadellos und über ein zu starkes Aufheizen des Innenraums machte man sich lange vor der Erderwärmung noch wenig Gedanken. Die Dachpartie war aber von innen getönt – immerhin.

Der Einstieg gelang über Schiebetüren – ähnlich wie bei einer Veranda – ganz bequem seitlich, das Lenkrad und die Pedale waren wegklappbar und damit der Antrieb nicht zu viel Platz einnahm, platzierte man den Mini-Motor unter der Rücksitzbank.

Und natürlich: Als Sicherheitsmerkmale gab es immerhin einen Schutzbügel für den Beifahrer und die Partie rund um das Lenkrad war etwas gepolstert, wobei Begriffe wie Passive Sicherheit in den 1960ern noch lange nicht zum Alltag in der Automobilwelt gehörten. Kein Wunder also, dass auch keine Sicherheitsgurte zu finden sind, wobei man aufgrund des nicht unwesentlichen cW-Werts wohl ohnehin keine Lust gehabt hätte, die im Ortsgebiet erlaubte Höchstgeschwindigkeit zu überschreiten.

Ob der Quasar Unipower Town Car auch wirklich gebaut wurde? Und ob, und zwar 1968 in einer nicht mehr bekannten Stückzahl, die aber nicht sonderlich hoch gewesen sein dürfte. Aber auf das kam es Herrn Khanh wohl auch nicht wirklich an. Er wollte zeigen, wie konsequentes Umdenken aussehen kann. Und er rührte mit dem Wagen, den er selber nur liebevoll „The Cube“ nannte, natürlich kräftig die Werbetrommel für seine eigene Firma. Denn bei jedem Auftritt vor den Medien ließ er den Wagen von Models lenken, die natürlich mit Mode aus der Boutique seiner Gattin angezogen waren.

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