CLASSIC

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Das intelligente Lehrgeld

Selten zuvor und beinahe nie danach war Audi so innovativ wie bei ihrer Interpretation eines zeitgemäßen und sparsamen Kleinwagens. Ein perfektes Konzept, das seiner Zeit voraus flog, und einfach schief gehen musste.

Roland Scharf

Die Kunst des Autobaus besteht nicht einfach nur darin, ein gutes Fahrzeug zu bauen. Vielmehr ist es wichtig, das jeweils passende Modell zum richtigen Zeitpunkt zu lancieren – da muss es nicht einmal der letzte Schrei sein. Auf die besonders harte Tour musste das Audi vor 20 Jahren lernen, als es der Marke mit den vier Ringen besser ging wie nie. All die coolen Sachen, die ihr Image ausmachten, die Turbos und Diesel und Quattros, von diesem “Vorsprung durch Technik” musste man ja auch auf völlig neuen Ebenen profitieren. Und das bedeutete in der Zeit der beginnenden Leistungseskalation: Kleiner. Leichter. Ja, und schwächer.

Also bediente man sich der neuesten Errungenschaft namens Audi Space Frame, einer cleveren und in Großserie produzierbaren Bauweise von Vollalu-Karosserien. Was beim A8 in der oberen Liga klappt, das sollte sich doch auch bei den Kleinsten zu Geld machen können. Und so entstand der bislang einzige Minivan aus diesem Leichtmetall, der noch dazu eine Stromlinie wie der F16-Kampfjet aufweist und ein so cleveres Packaging aufweist, dass auf nicht einmal vier Metern Länge Platz für vier Personen und ihr Gepäck ist.

Der A2 war ein Geniestreich auf seinem ganz eigenen Gebiet, und Luc Donkerwolckes Design ohne jeglichem Schnörkel tat sein Bestes, diesen nüchternen und hochprofessionellen Zugang des Neuen aus Ingolstadt auch nach außen hin darzustellen. Allein – das interessierte einfach niemanden. Zur Jahrtausendwende war es nämlich so, dass jeder irgendwie die Lust auf Leistung entdeckt hatte. Je stärker, desto besser. Technologien, die ein Auto schneller machten, waren herzlich willkommen. Diese aber für weniger Verbrauch zu verschwenden, wollte einfach niemandem einleuchten.

Der A2 war also wirklich kein schlechtes Auto, da er ja nicht einmal rosten konnte und erstaunliche Langläuferqualitäten entwickeln sollte. Es kapierte einfach niemand, warum man hier nicht die neuen Turbomotoren aus der Palette einsetzte – wenn er denn schon so leicht war. Dazu kam noch Audis Preispolitik, die nur auf den ersten Blick gewagt war. Sicher kostete ein ähnlich starker Fiat Panda nur knapp die Hälfte. Und ein gleich motorisierter Polo war immer noch um rund 50 Prozent günstiger. Dennoch musste Audi pro verkauftem A2 knapp 7.000 Euro draufzahlen.

Es war also irgendwie der Wurm drin, und jegliche Versuche, die Alukugel (der Volksmund gab dem Image des Audi dann noch den Rest) irgendwie aufzuwerten, waren zwar nett. Aber kein TDI oder Sport-Paket konnte das baldige Ende aufhalten. Nach nur fünf Jahren zog Audi 2005 den Stecker, und war sogar ein wenig froh darüber, dass der Spuk des zu gewagten Vorsprungs vorbei war, denn: Heutzutage käme ein dermaßen auf Effizienz getrimmter Kleinwagen vermutlich deutlich besser an.

News aus anderen Motorline-Channels:

Helden auf Rädern: Audi A2

Weitere Artikel:

Zweierlei Reibwerte

Helden auf Rädern: VW Öko-Polo

Viele technische Neuerungen sind älter als sie scheinen. Oft ist die Zeit aber einfach noch nicht reif dafür, weswegen ambitionierte Technik oftmals in der Schublade verschwindet. Der Öko-Polo zeigt aber, dass ein wenig Abwarten auch Vorteile haben kann.

Zwischen Kaiserwetter und Temperatursturz

Flachgau-Höllental Spring Classic 2025

Leider hatten sich nur 25 Teilnehmer zu dieser tollen Rallye am 4. und 5. April 2025 angemeldet. Ich kann allen Nicht-Teilnehmern nur sagen: Ihr habt was versäumt.

Wenn Yankees Tee kochen

Helden auf Rädern: Jaguar X-Type

Jaguar ist nicht unerfahren darin, sich neu zu erfinden. Beim X-Type lief eine an sich coole Idee aber aus dem Ruder, weil Ingenieure, Konzernlenker und Strategen alle das Richtige wollten – die Kombination aber nur einen Rohrkrepierer zuließ.

Schiebung will geformt sein

Helden auf Rädern: Renault Estafette

Wenn sich ein Player nicht an die Spielregeln hält, muss man kreativ werden, um noch mitmischen zu können. Renaults Weg zum Estafette war etwas steinig und warf irgendwie alle Pläne über den Haufen, die man für die Marke hatte.

Selten lag die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn so nahe beinander wie beim Fiat Multipla. Da passt es nur gut, dass ihm sogar ein Leben nach dem Tod vergönnt war. In China. Als Elektroauto.

Der optimale Weg zum Traum-Oldtimer

Einen Oldtimer in die Niederlande importieren

Oldtimer aus Übersee sind in Europa sehr beliebt! Das liegt oft daran, dass es viele gewünschte Modelle hierzulande nicht gibt oder diese einen eher schlechten Zustand aufweisen. Ein Import aus den USA ist daher für viele Autoliebhaber eine valide Alternative und den Aufwand auf jeden Fall wert.