CLASSIC

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Einer mit alles

Vor 40 Jahren dachte man, dass Rasenmäher die Lösung für zu hohe Spritpreise sein könnten. Und mit der Annahme war Briggs & Stratton mit ihrem Hybrid erstaunlich nah an einer echten Lösung dran.

Roland Scharf

Ein Auto mit drei Achsen und winzigen Motoren? Gerade die USA – das Land der unbegrenzten Hubräume und acht Zylinder, was ist denn da passiert? Dazu muss man ein klein wenig weiter ausholen und eine Zeit erklären, wo man mit der bisherigen Technologie schlagartig ziemlich in der Sackgasse stand.

Präsident Lyndon B. Johnson, der nach der Ermordung John F. Kennedys an die Macht kam, schaffte in seiner Amtszeit erstaunlich viele Fortschritte. Unter anderem kam er erstmals mit Abgasgrenzwerten auf die Autohersteller zu, die naturgemäß nicht sehr froh darüber waren. Dennoch führte am Clean Air Act kein Weg vorbei, und ab den 1970ern wurden die Autos immer schwächer und zugeschnürter. Die ersten Anfänge weltweiter Umweltbewegungen tat ihr übriges, sodass man Ende der 1970er in jenem Land, das aus Prinzip mindestens sechs Zylinder und einen großen Vergaser wollte, damit nur mehr mit wildem Verrenken die Abgaswerte einhalten konnte. Nicht zuletzt dank der neuerlichen Ölkrise, die alles nur noch schlimmer machte.

Es gab wilde Konstruktionen mit elektronisch kontrollierten Vergasern, Zusatzluftpumpen, um die Abgase zu verdünnen und ungeregelte Katalysatoren, von denen wohl selbst die Erbauer sich nicht wirklich sicher waren, ob sie auch wirklich funktionierten. Tatsächlich war es zu Beginn der 80er schon toll, wenn ein Auto zehn Sekunden auf 100 km/h benötigte – und aus fünf Liter Hubraum 150 PS produzierte. Im Vergleich zu den Monstern von vor zehn Jahren natürlich eine einzige Katastrophe.

Jedenfalls war man seinerzeit an einem gewissen Scheideweg angelangt, wo man erkannte, dass es so wie bisher jedenfalls nicht weitergehen konnte und man wohl wirklich einmal Budgets für Entwicklungen freigeben musste. Briggs & Stratton ist ein klassischer Hersteller luftgekühlter Verbrennungsmotoren, die man allerorts in Rasenmähern und ähnlichen kleinen Anwendungen findet. Und die sahen mitten in dieser Zeit der großen Ratlosigkeit die Möglichkeit, aufzuzeigen, dass man das Thema Auto vielleicht ganz anders angehen könnte. Nämlich mit nur zwei Zylindern, dafür einem E-Motor mit an Bord.

Richtig, 1980 probierte man erstmals Hybrid aus, und das auf erstaunlich hemdsärmelige Art und Weise. Man schloss einfach eine Reihe an 6-Volt-Starterbatterien zusammen, um auf 72 Volt zu kommen. Das Auto ist eine wilde Mischung gewesen aus dem Fahrgastraum eines alten VW Scirocco, der Front mit Achse und Lenkung aus einem Ford Pinto. Der lieferte auch das Getriebe und die Hinterachse, wobei man vorne nur einen 18 PS starken Motor aus eigener Produktion verpflanzte. Dass man hinten eine zweite Starrachse verbaute, war übrigens eine genial simple Lösung, das Mehrgewicht der Batterien zu kompensieren. So blieb es bei gängigen Reifendimensionen und gutmütigem Fahrverhalten.

Zwischen den Antrieben konnte man mittels Schalter hin- und herswitchen, wobei es wohl das Schlaueste war, mit Strom zügig zu beschleunigen und dann auf den Highways nur mit der Kraft des Benziners zu cruisern – für die erlaubten 55 Meilen reichte dessen Leistung nämlich locker. Für ein Erstlingswerk war der B&S Hybrid jedenfalls ein erstaunlich gelungenes Gesamtpaket, das ziemlich schonungslos aufzeigte, mit wie wenig man eigentlich auskommen könnte. Der Verbrauch war lächerlich gering, die Traktionsbatterien ließen sich im Schadensfall schnell und einfach tauschen, und mehr Platz im Innenraum boten seinerzeitige Camaros auch nicht. Ein passables Konzept für die Zukunft also?

Die Geschichte lehrt uns: das Gegenteil war der Fall. Ein V8 bleibt eben ein V8, und Kunden kann man Wünsche eben nicht aufs Aug drücken. Aber Briggs & Stratton wollten ja auch nie in das Automobilgeschäft einsteigen. Ihr Hybrid sollte eher zeigen, was ihre Aggregate alles drauf hatten. Der Dreiachser blieb also ein Einzelstück. Allerdings eines, das es mit heutigen Hybrids noch aufnehmen könnte.

News aus anderen Motorline-Channels:

Helden auf Rädern: Briggs & Stratton Hybrid

Weitere Artikel:

Zwischen Kaiserwetter und Temperatursturz

Flachgau-Höllental Spring Classic 2025

Leider hatten sich nur 25 Teilnehmer zu dieser tollen Rallye am 4. und 5. April 2025 angemeldet. Ich kann allen Nicht-Teilnehmern nur sagen: Ihr habt was versäumt.

Selten lag die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn so nahe beinander wie beim Fiat Multipla. Da passt es nur gut, dass ihm sogar ein Leben nach dem Tod vergönnt war. In China. Als Elektroauto.

Gleich, aber nicht

Helden auf Rädern: VW Mitra

Dieser VW Transporter ist kein VW Transporter. Oder zumindest nur teilweise. Jedenfalls nicht so, wie man es anhand der Optik vermuten würde. Eine wirre Geschichte, die nicht lange gutgehen konnte.

Wenig Auto, viel Design für viel Geld – eine Idee, die hätte funktionieren können. Die Optik eines Bonsai-Mercedes war für den Gurgel XEF dann aber doch zu wenig.

Als Kombis noch lange nicht Mainstream waren, wollte man in Montevideo unbedingt einen haben. Ohne wenn und aber, weswegen der NSU P10 keinen riesigen Erfolg hatte. Das Genick brachen ihm aber eher die Begleiterscheinungen.