Helden auf Rädern: Dauer 962 LM | 26.11.2024
Das Turboschlupfloch
Der 962 LM war tatsächlich ein zum Straßenauto umgemodelter Rennwagen. Der Hintergrund dafür war aber dennoch, Rennen zu fahren, wenn auch nur kurz.
Die Gruppe C-Zeiten waren wilde. Sportwagenprototypen dieser Ära waren weitgehend unreglementiert und wirklich sauschnell, und der Porsche 962 war ein typischer Vertreter dieser Gattung. Erfolgreich war er ebenso, und alles in allem war man ziemlich traurig, dass man für 1992 neue Regelungen ankündigte: Es können nur mehr Fahrzeuge an den Start gehen, von denen es auch eine Straßenversion gibt. Das ist bei einem reinrassigen Sportwagenprototyp natürlich eher unmöglich, doch gab es da noch das kleine Rennteam Dauer Racing. Die hatten in erster Linie nämlich das Problem, was man mit den ganzen 962 jetzt tun soll, wo man sie ja nicht mehr zum Rennfahren einsetzen soll.
Also kam man auf die Idee, diese doch für den Einsatz auf der Straße umzubauen. Das war mehr Aufwand als man dachte, denn es mussten nicht nur Karosserieteile modifziert werden. Auch der Unterboden erforderte einer Anpassung, ebenso der Turbosechszylinder, dazu benötigte es eines Kofferraums im Bug, der zumindest ein kleines Köfferchen fassen konnte und dann kamen noch die ganzen Sicherheitsaspekte hinzu, angefangen einmal bei der korrekten Beleuchtungseinrichtung. Schnell wurde Porsche auf dieses Unterfangen aufmerksam, und tatsächlich wollte man Dauer bei diesem Projekt unterstützen, denn die oberste Sportkommission hat sich beim neuen Reglement tatsächlich einen kleinen Patzer erlaubt.
Wirklich ausformuliert, ob und wieviele Stück es von den Straßenversionen geben muss, wurde nämlich nichts in den neuen Regelbüchern. Und somit reichten eigentlich die umgebauten alten 962 von Dauer ja voll, um mit den 962 noch ein Jahr lang Rennen fahren zu können. Le Mans zum Beispiel, und so schaffte man es, den für dieses Ausdauerrennen eigentlich nicht optimale Modell in einer besseren Kategorie einzusetzen. Damit auch wirklich alles seine Richtigkeit hat, setzte man hochoffiziell also die Dauer 962 LM ein. Es handelte sich dabei also sozusagen um die Rennversion der Straßenversion der Rennversion, und trotz der neuen Auflagen (schmalere Reifen, Restriktor für die Turbos) rechnete man sich echte Siegeschancen aus, denn: Auch ein größerer Benzintank war in dieser GT-Klasse erlaubt – man musste also nicht so oft an die Boxen wie die Konkurrenz der Gruppe C.
Um die restliche Geschichte zusammenuzfassen: Porsche, pardon, Dauer, fuhr sogar einen Doppelsieg ein, was die Sportbehörde dazu veranlasste, möglichst rasch den Passus über die Stückzahlen schleunigst zu modifizieren – und somit das Ende des 962 im Rennsport endgültig zu besiegeln. Nicht aber für die Straße, denn 1993 startete man tatsächlich mit der Auslieferung des mehr als 400 km/h schnellen und gut 700 PS starken Zweisitzers, dem man sogar eine hübsche Lederausstattung spendierte. Ab 1993 schafften es immerhin 13 Stück auf die Straße.