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Helden auf Rädern: MG ZS 180

Gutes Rezept, falscher Zeitpunkt

Als praktisch alles schon verloren war, lieferte MG Rover ein Paradebeispiel für cleveres Engineering. Vor allem, weil der ZS ursprünglich der Unsportlichste der Modellpalette war.

Die britische Autoindustrie in ihrer Endphase – eine unglaubliche Ansammlung an genialen Ideen und finanziellen Missständen, cleveren Ingenieuren und unfähigen Managern, verpassten Chancen und verfehlten Versprechen. Nachdem BMW in den 1990ern mehr oder weniger gut versucht hat, den Laden irgendwie zu retten, dann aber doch lieber nur Mini behielt und den Rest möglichst schnell wieder abstieß, war wieder einmal die Zeit angesagt, sich selbst neu zu erfinden, oder überhaupt erst einmal zu finden, denn: Die Modellpalette war veraltet, Kohle für Neuentwicklungen natürlich nicht vorhanden und die gesamte restliche Autoindustrie schon längst um Jahre voraus. Es war also wieder einmal Zeit für eine typisch britische Notlösung.

Und die bestand unter anderem daraus, die barock anmutende Modellpalette zumindest optisch und imagetechnisch komplett zu drehen. Da gab es zum Beispiel den Rover 45, der in der damaligen Spaßgesellschaft mehr als nur ein Mauerblümchendasein fristete. Doch die verspielten Ingenieure von MG sahen darin die perfekte Basis für einen echten Kracher. Es ist nämlich so, dass der Rover 45 auf dem Rover 400 basiert, der wiederum auf dem Honda Concerto basierte. Vor der Übernahme durch BMW dealte Rover nämlich mit den Japanern einen lukrativen Vertrag aus, wonach man deren Technik verwenden und adaptieren (etwa durch eigene Motoren) und daheim in Longbridge produzieren durfte. Ein sophistisches Fahrwerk und hohe Fertigungstiefe trafen also auf Motoren der K-Serie – kompakt, leicht und drehfreudig zu gleich – die ziemlich genau den Geschmack der Inselkundschaft trafen. Zudem gab es bereits zur Entwicklung der 400er-Serie die Idee, einen V6 der K-Serie einzupflanzen, was vom damaligen – natürlich ziemlich kurzsichtigen Management – aber schnell ad acta gelegt wurde. Aber die Pläne sind ja nicht verloren.

So wurde aus dem kreuzbraven Rover 45 der erstaunlich frische MG ZS 180, bei dem die Techniker so ziemlich das letzte Mal zeigen konnten, was alles in ihnen steckt. Zu jener Zeit, als Sechszylinder in der Kompaktklasse ziemlich in Mode waren, präsentierte man also einen geräumigen, agilen, gut klingenden und ausreichend flotten Fünftürer mit großer Heckklappe, der vielleicht schwächer als R32 oder 147 GTA war. In Sachen Fahrverhalten die Konkurrenten vom Kontinent aber ganz locker in die Tasche stecken konnte. Zurecht war man stolz auf die Eigenkreation, da man mit Rover und MG zugleich das schaffte, was Jahrzehnte später Seat und Cupra durchzogen: Im Prinzip das gleiche, aber doch völlig anders. Das musste ja ein Erfolg werden. Doch wie mit allen großen britischen Entwicklungen, ging auch diese wieder einmal ziemlich den Bach runter.

Was nämlich fehlte, war die große Sicht auf das Ganze. Sicher outperformte der ZS vieles, was seinerzeit in dieser Klasse auf dem Markt war. Doch die richtige Kohle verdient man mit den Standardmodellen, die sportlichen Überflieger dienen nur fürs Image. Und so änderte all das Bemühen nichts an der grundsätzlich überalteten Konstruktion, die sich vor allem an jenen Details zeigten, die nicht so einfach umzuarbeiten waren: Der Innenraum, das ganze Plastik, die Ausstattung, alles abseits der Vollgas-Zutaten konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass der ZS zum Zeitpunkte des Erscheinens mindestens eine Generation hinter der Konkurrenz war. Das mag in der ersten Euphorie untergegangen und auf der autoliebenden britischen Insel noch relativ egal gewesen sein. Aber das reicht leider nicht, um einen Koloss wie MG Rover am Leben zu halten. So spielt der 177 PS starke ZS eine der ganz tragischen Rollen in diesem Wirtschaftskrimi kurz vor dem großen Finale, denn ohne der Kohle von BMW und fehlenden Einnahmen durch das Neuwagengeschäft war man schnell wieder auf der Suche nach neuen Partnern.

Interessenten aus China klopften an, was sich gut treffen würde, denn man stand 2004 schon wirklich kurz vor der Pleite. Doch trotz all der fröhlichen und schnellen Autos – die Geschichte von BMC, British Leyland und dann MG Rover endet so, wie es kommen musste: Wieder einmal handelte das Management fast schon fragwürdig leichtfertig, setzte alles auf eine Karte. Das Ergebnis: Die vermeintlichen Partner aus China ließen sich alles zeigen, winkten dann aber doch ab – und MG Rover schlitterte in die Pleite. Dass erst dann die Chinesen zuschlugen, weil ja alles viel billiger ist, ist wie aus dem Lehrbuch der Weltwirtschaft zum Thema Firmenübernahmen – aber davon wusste man in Longbridge wohl noch nie etwas.

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