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Superlative und Polarisierung

Den Autofrühling eröffnet der 83. Genfer Automobil-Salon. Die Veranstalter erwarten mindestens 700.000 Besucher auf den etwa 102.000 Quadratmetern.

Rund 700 Aussteller aus über 30 Ländern präsentieren alleine mehr als 900 Autos. Die jährliche Frühjahrs-Autoschau der Superlative polarisiert in diesem Jahr wie selten zuvor die Gewinner und Verlierer.

Die Autowelt trennt 2013 streng in Gewinner und Verlierer. In Europa brechen die Märkte von Monat zu Monat drastischer ein. Massenhersteller der Alten Welt wie PSA (Peugeot/ Citroen), Opel oder Ford häuften 2012 Verluste auf, die sich zwischen 1,8 Milliarden Euro und fünf Milliarden Euro beziffern.

Statt über neue Produkte berichten die Medien über Werksschließungen und den drohenden Verlust von abertausenden Arbeitsplätzen. Die Premiummarken aus Deutschland und die Global Player zucken über das darbende Europa die Schultern, weil China, Russland, Indien, Südamerika und nicht zuletzt die USA die Kassen füllen. Sogar General Motors lächelt heute über Krise und Pleite und häuft Milliardengewinne an.

Bemerkenswert an PSA und besonders an Opel ist der Optimismus, mit dem sie in Genf an den Start gehen. Attraktive neue Produkte sind tatsächlich die beste Antwort auf die Krise. Opel kontert die negative Stimmungsmache mit dem Cabrio Cascada oder dem Ausbau des ADAM zu einer ganzen Modellfamilie. Peugeot und Citroen stellen neue Impulse für sparsame Hybrid-Konzepte vor und attraktive neue Modelle wie den künftigen Citroen C4 Picasso oder den Peugeot 2008.

Die Gewinner treten nach dem Motto an: "Mit vollen Hosen ist gut stinken". Ob Mercedes, BMW oder Audi, so 500 PS für Top-Sportler dürfen es schon sein. AMG, Quattro GmbH oder M GmbH haben die Schmankerl für die Drehscheiben der Messestände vorbereitet: Mercedes C 63 AMG "Edition 507", A 45 AMG, Audi RS6, RS7, S3 Sportback oder BMW M Grand Coupé und M6 sind automobile Lockvögel, die mehr denn je ziehen.

Sprit sparen? E-Mobilität? Ein großer Teil der Genf-Exponate geriert sich wie Bannsänger gegen diese Spaßbremsen der individuellen Fortbewegung. Den Hype um E-Autos haben die Hersteller ziemlich gut ausgesessen, ohne dass jemals einer laut die Stimme erhoben hat, um ein für allemal zu erklären: "Elektroautos werden nie funktionieren, weil die Möglichkeit, die erforderliche Energie zu speichern, vor den Gesetzen der Physik und der Verfügbarkeit der erforderlichen Rohstoffe kapitulieren muss!"

Also ducken sich die E-Mobile zurück in ihre Genfer Nischen und überlassen das Feld den Anti-Spritsparern. Beflügelt vor dem unersättlichen Appetit reicher Autonarren in den großen Wachstumsmärkten hauen große und kleine Auto-Produzenten die dicken Dinger raus.

Rolls-Royce Wraith oder Bentley Flying Spur, wer in der Liga der Luxusautos die Leistungsgrenze von 600 PS unterschreitet, gerät in den Ruch, den Zug der Zeit verpasst zu haben. Der Begriff "Supersportwagen" reicht inzwischen nicht mehr, die Genfer Neuheiten von Ferrari oder McLaren korrekt zu bezeichnen.

Wer in sein ultimatives Kohlefaser-Gebäck für Zwei dann Leistungs-Lieferanten für 900 PS bis 950 PS implantiert, fühlt sich bemüßigt wie Ferrari für den F150, den neuartigen Begriff "Hypercar" zu generieren.

Übersetzen lässt sich das am besten mit "Millionen-Spielzeug" für die Oligarchen-Garage oder die extrovertierten Autosammlungen herrschender Klassen in Ländern des Mittleren Ostens mit ungehemmt sprudelnden Quellen flüssiger fossiler Brennstoffe.

Am Rande und beim Rahmen bleibt Genf auch 2013, was es immer war: das Weltzentrum des Nepps in allen Bereichen der Gastronomie und Hotelerie, der konsequent verweigerten Dienstleistungen und der Taxi-Preise, die alle zehn Kilometer fast dem Erwerb eines Kleinwagens entsprechen.

Wer morgens direkt das Messegelände ansteuert und abends sofort wieder die Flucht ergreift, kommt mit 16 Schweizer Franken für die Tageskarte davon. Und für diesen Preis ist der Genfer Autosalon allemal eine Reise wert.

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