Helmut Zwickl Kolumne | 13.09.2006
In der Formel 1 ist momentan wieder der Teufel los. Der in Monza erwartete Rücktritt von Michael Schumacher wurde dank seines Sieges zu einem Akt grosser Emotionen. Das Fernsehen war live dabei, sodaß selbst bei den eingefleischten Schumi-Gegnern, die ihn zwar bewunderten, aber nicht liebten, so etwas wie eine neue Symphatiewelle einschoss.
Für Schumis Rennfahrer-Kollegen kommt jetzt die Zeit der Abrechnung. Jetzt kommen sie aus ihren Löchern raus und reden. Die meisten immer noch hinter vorgehaltener Hand, woraus man aber schließen kann, dass der erfolgreichste Rennfahrer aller Zeiten bei seinen Kollegen längst unten durch war. Wenn ein Alonso in einem Radio-Interview Schumacher «als unsportlichsten Rennfahrer aller Zeiten» beschuldigt, dann ist auch ein verbaler Krieg für das WM-Finale eröffnet.
Renault-Boss Flavio Briatore hatte noch in Monza die Formel 1 mit den Manipulationen der italienischen Fußball-Liga verglichen. Die FIA hat sofort eine Untersuchung eingeleitet, worauf Briatore sofort zurückruderte und von einem «Missverständnis» sprach.
Der Endkampf verspricht jene Art von zwielichtiger Spannung, mit der sich die Formel 1 seit Jahrzehnten im Gespräch hält.
Nichts ist fader, als eine Formel 1 ohne Krieg, ohne Affairen, ohne einem Mann-gegen-Mann Duell um den Titel, in dem vielleicht noch Sprengstoff für eine Kollision schlummert.
Dass Alonso jetzt nur noch mit 2 Punkten vor Schumi in der WM führt, ist für die Dramaturgie des Finales optimal. Man muss aber allen ernstes hinterfragen, welche Verstöße gegen das Sportgesetz noch zur Anwendung gebracht werden, um Schumacher den achten WM-Titel als Abfertigung auszuhändigen.
Autor Helmut Zwickl ist neben seiner langjährigen Tätigkeit als einer der führenden deutschsprachigen Motorsportjournalisten auch Veranstalter der Ennstal-Classic, alle Infos dazu finden Sie unter www.ennstal-classic.at