
Helmut Zwickl Kolumne | 05.12.2008
Honda wirft das Handtuch – wer ist der nächste?
motorline.cc-Stargastautor Helmut Zwickl ist überzeugt: „Die ‚kleine Welt der Zirkusaffen’ hat zuletzt alles unternommen, um Werke zu vergrämen!“
von Helmut Zwickl
Es war zu erwarten, dass die weltweite Wirtschaftskrise auch in die Formel 1 durchschlägt. Die Honda-Motor Company gab in Japan den Rückzug aus der Formel 1 bekannt. Honda stand in der dritten Epoche einer Formel 1 Aktivität, in der die Japaner einst das Maß aller Dinge waren. Aus dem BAR-Team heraus wagte sich Honda ab 2000 immer mehr auf das Formel 1 Glatteis, ab 2006 stand Honda mit 100% hinter dem in England etablierten Formel 1-Team. Aber außer einem einzigen Sieg in der Saison 2006, durch Jenson Button in Ungarn, finanzierte sich Honda eine einzige Negativ-Werbung. Nicht einmal Ross Brawn konnte bisher etwas bewirken, das Team war schlecht aufgestellt, die Nabelschnur nach Japan offenbar nicht intakt.
Die Wirtschaftskrise zwingt auch Honda zum Gegensteuern, dabei hat Honda – im Gegensatz zu den amerikanischen Monster-Auto Produzenten GM, Ford und Chrysler, zeitgemäße, kleine, benzinsparende Autos. Max Mosley hat sofort auf den Honda-Ausstieg reagiert, er kann jetzt sagen, das habe ich immer prophezeit, auf die Werke sei kein Verlaß, daher meine nimmermüden Anstrengungen der Formel 1 einen Sparkurs aufs Auge zu drücken.
Die Wahrheit sieht anders aus: man verordnete der Formel 1 das unsinnige KERS-System, das Entwicklungskosten bis zu 60 Millionen Dollar verschlingt, für die Serienentwicklung nichts bringt und wahrscheinlich auch die Show nicht spannender macht. Überhaupt kostet die neu definierte, «abgerüstete» Formel zunächst weitere Unsummen. Es gibt ferner kein unterschriebenes Concorde-Abkommen, die Grabenkämpfe der Formel 1-Politiker sind härter denn je, Sponsoren reduzieren ihre Budgets, die weltweite Rezession zwingt die Automobilhersteller zum Abbau tausender Arbeitsplätze und zur Entwicklung neuer Antriebs-Konzepte.
Wieso soll sich ein Autowerk die Formel 1 noch antun, wo sie als Marketing-Instrument immer schwieriger zu rechtfertigen ist, weil sie keine Formel zusammenbringt, die für einen Autohersteller sinnvolle Synergien liefert?
Die «kleine Welt der Zirkusaffen», wie Niki Lauda die Formel 1 nennt, hat in den letzten Jahren alles getan, um die Autohersteller zu vergrämen.
Wenn die FIA jetzt ein «kostengünstiges» Motoren-Getriebe-Paket in Aussicht stellt, das Cosworth, X-trac und Ricardo anbieten, für 2,4 Millionen Dollar plus 8 Millionen pro Jahr für 2010, 2011 und 2012, so stellt sich die Frage: wer wird das kaufen? Ein Autowerk sicher nicht.
Die nächste Frage lautet: welches Werk steigt als nächstes aus?
Autor Helmut Zwickl ist neben seiner langjährigen Tätigkeit als einer der führenden deutschsprachigen Motorsportjournalisten auch Veranstalter der Ennstal-Classic, alle Infos dazu finden Sie unter www.ennstal-classic.at