Helmut Zwickl Kolumne | 22.08.2006
Hört Schumi auf? Fährt er weiter? Das Thema beschäftigt, spaltet und nervt die Formel 1 Szene seit Monaten. Willy Weber rät ihm zum Aufhören, wenn er heuer Weltmeister wird, Bernie Ecclestone ist überzeugt, dass Schumi weitermacht.
Schumi selbst gibt vor, er habe sich noch nicht entschlossen. Niki Lauda meint, selbst wenn er es weiß, dürfe er einen etwaigen Rücktritt nicht verlautbaren. In Monza soll die große Verkündung stattfinden, ob der Champion aller Champions weitermacht. Aber schon gab es Geräusche, dass auch in Monza noch keine Entscheidung fallen würde.
Was hier in Wahrheit abläuft, ist der härteste Poker, den es je in der Formel 1 gab, daher halten sich alle Beteiligten bedeckt oder lavieren sich mit irgendwelchen Sprechblasen über die Runden.
Am Spieltisch sitzen: Ron Dennis, Räikkönen-Manager David Robertson, Jean Todt, Luca di Montezemolo, Schumi, Willy Weber, und Flavio Briatore.
Bei der Summe, um die es geht, fragt man sich, ob ein Fahrer überhaupt soviel wert ist.
Die Kurzfassung für diese Poker-Runde, die sich schon im letzten Herbst formierte, sieht so aus: David Robertson verlangte von Ron Dennis für einen neuen Dreijahresvertrag seines Schützlings Kimi 45 Millionen Dollar. Ron Dennis bot 25 Millionen. Worauf Robertson mit Jean Todt eine Option abschloß, derzufolge sich Ferrari ab 2007 die Dienste von Kimi sichern kann. Den nächsten Schachzug startete Ron Dennis, in dem er Fernando Alonso verpflichtete, der sich mit 6 Millionen Dollar bei Renault unterbezahlt fühlte. Bei McLaren kriegt er künftig 16 Mille pro Jahr.
Was die Mega-Deals stocken lässt, ist die Tatsache, dass der Mann ohne Ablaufdatum – Michael Schumacher – nicht gewillt ist, aufzuhören.
Schumacher will erstens nicht mit Räikkönen im Team fahren, er verlangt von Ferrari, dass man die Option auf den Finnen, die Ende August fällig wird, nicht wahrnimmt. Jean Todt gibt Schumi volle Rückendeckung, obwohl er es war, der sich auf den Finnen eine Option sicherte, weil selbst ihm nicht klar war, ob Schumi aufhört.
Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo sieht in Kimi den Mann der Zukunft. Doch Schumacher spielt nicht mit: er sieht sich immer noch nicht als Mann der Vergangenheit. Montezmolo ist klar: wenn Ferrari sich den Finnen entgehen lässt, dann landet er doch wieder bei McLaren-Mercedes, vielleicht sogar bei Renault.
Das ganze Spiel wird überlagert und verzögert von der Frage: aus welchem Topf zahlt man die 45 Millionen Dollar, die Robertson für Kimi fordert? Welcher Sponsor zahlt Kimi oder Schumi, von dem Gerüchte sagen, er fordere sogar 50 Mille für eine Vertragsverlängerung.
Eine solche Summe stellt immerhin ein Drittel des Jahresbudget dar, mit dem ein Team wie Toro Rosso operiert.
Setzt sich Schumacher durch, und Ferrari lässt die Option auf Kimi platzen, so wird David Robertson seinen Kimi noch einmal auf den Markt werfen, denn Mercedes scheint fest gewillt Robertson ein neues Angebot zu machen, von dem anzunehmen ist, dass Renault es nicht mehr überbieten will.
Autor Helmut Zwickl ist neben seiner langjährigen Tätigkeit als einer der führenden deutschsprachigen Motorsportjournalisten auch Veranstalter der Ennstal-Classic, alle Infos dazu finden Sie unter www.ennstal-classic.at